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Hertha hat in dieser Saison die Münchner schon geschlagen. Im September erzielte auch Ondrej Duda ein Tor zum 2:0.

© picture alliance/dpa

DFB-Pokal gegen die Bayern: Hertha BSC sucht das richtige System gegen die Bayern

Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, dürfte im Pokal vom 3-5-2 zum gewohnten 4-2-3-1-System zurückkehren, auch personelle Wechsel sind wahrscheinlich.

Als die Stammspieler von Hertha BSC schon in der Kabine waren, schlug die Stunde von Henrik Kuchno. Der Fitnesstrainer des Berliner Fußball-Bundesligisten betätigte sich in seiner bevorzugten Rolle: als Quälgeist. Die Reservisten, die am Wochenende nicht oder nur minutenweise zum Einsatz gekommen waren, mussten die komplette Länge des Platzes in annähernd höchstem Tempo entlangsprinten – und dann, nach einer Minute Pause und schwer keuchend, in umgekehrter Richtung wieder zurück. Lukas Klünter, ein Fußballer im Körper eines Leichtathleten, überquerte verlässlich als Erster die Torauslinie. Ebenso verlässlich kam Salomon Kalou mit einigen Metern Abstand ins Ziel.

Der Ivorer, der bei allen drei Rückrundenspielen auf der Ersatzbank hatte Platz nehmen müssen, ist auch mit 33 noch ausreichend ehrgeizig, um seine aktuelle Situation bei Hertha als unbefriedigend zu empfinden. Am Montagvormittag im Training dürfte er es noch ein bisschen mehr verflucht haben, dass er zur Zeit keinen Stammplatz in der Mannschaft von Trainer Pal Dardai besitzt. Sonst nämlich wären ihm die intensiven Läufe unter Kuchnos Regie erspart geblieben.

Seit vier Spielen hat Hertha nicht gegen die Bayern verloren

An diesem Mittwoch, im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Bayern München (20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky), dürfte Salomon Kalou zum ersten Mal seit ziemlich genau zwei Monaten wieder in der Startelf stehen. Nach der enttäuschenden 0:1-Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg am Wochenende wird es bei Hertha einige Veränderungen geben, sowohl beim Personal als auch beim System. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Dardai zum 4-2-3-1 zurückkehren, das er „unser Basic-System“ nennt. Im 4-2-3-1 gäbe es auch wieder einen geeigneten Platz für Salomon Kalou. Dass der Ivorer die linke Position in der offensiven Dreierreihe besetzt, ist nur deshalb möglich, weil er in diesem System – anders als im 3-5-2 – nicht die Seitenlinie entlang sprinten und die gesamte Außenbahn beackern muss.

Seit vier Spielen (ein Sieg, drei Unentschieden) haben die Berliner schon nicht mehr gegen die Bayern verloren. Kein anderer deutscher Klub kann aktuell auf eine derartige Serie gegen den Rekordmeister zurückblicken. Hertha muss also etwas haben, das den Münchnern nicht liegt. Und genau das wird Dardais Mannschaft auch an diesem Mittwoch im Olympiastadion wieder abrufen müssen, wenn der jährliche Traum von der Teilnahme am Pokalfinale in der eigenen Stadt nicht erneut vorzeitig beendet sein soll. „Wir werden unsere Sachen durchziehen“, kündigt Dardai an. „Aber wir müssen gegen den Ball besser sein als in letzter Zeit.“

In allen drei Rückrundenspielen bot der Ungar seine Mannschaft im 3-5-2 auf, dazu jedes Mal in identischer Besetzung. Allerdings sah sich Dardai in den jüngsten beiden Begegnungen gegen Schalke und Wolfsburg zu einer Systemkorrektur im laufenden Betrieb genötigt. Weil ihm die Kontrolle im Zentrum fehlte, zog er Fabian Lustenberger aus der Dreierkette ins defensive Mittelfeld vor, sodass sich eine 4-4-2-Formation mit Raute ergab. „Jedes System hat seine Stärken und Schwächen“, sagt Dardai vor dem Pokalspiel. „Aber ich überlege, das System zu ändern.“

Man dürfe den kreativen Spielern der Bayern keinen Raum lassen, erklärt Herthas Trainer die Herangehensweise für das Achtelfinale; das betrifft vor allem deren offensive Außenpositionen, auf denen die Münchner, ganz egal in welcher Besetzung und auch ohne den verletzten Arjen Robben, besonders gefährlich sind. Genau das war zuletzt Herthas Schwäche im 3-5-2-System. Valentino Lazaro, der auf der rechten Halbposition vor der Dreierkette spielte, hatte gegen die beiden Wolfsburger Außenspieler Jerome Roussillon und Elvis Rexhbecaj auch deshalb große Probleme, weil er sich ihnen oft alleine entgegenstellen musste – so auch vor dem einzigen Tor des VfL durch Wout Weghorst, das Roussillon über Lazaros Abwehrseite initiierte. Im 3-5-2, so Trainer Dardai, sei es „sehr schwer zu doppeln und zu sichern“. Gerade gegen die Bayern aber wird das doppelt wichtig sein.

Es ist gut möglich, dass Dardai beide defensiven Außenpositionen neu besetzt: Links dürfte Marvin Plattenhardt durch Maximilian Mittelstädt ersetzt werden, der auch bei Herthas 2:0-Sieg in der Liga in der Startelf stand. Lazaro rückt auf der anderen Seite womöglich eine Reihe nach vorne. Da Peter Pekarik mit einer Zerrung ausfällt, könnte dies die Chance für Lukas Klünter sein: Der Rechtsverteidiger würde zum ersten Mal überhaupt seit seinem Wechsel im Sommer in der Startelf stehen. Schnell genug ist er.

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