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Hertha BSC: Der Unterschiedmacher

Herthas Tobias Grahn spielt mit Fußball mit Herz und Kopf - jetzt will in die Champions League.

Berlin - Es gibt Leute, die halten Fußball für ein Spiel, das mit den Füßen gespielt wird. Blödsinn, sagt Tobias Grahn. Die Füße führen nur Befehle aus. „Fußball spielst du mit dem Herz und dem Kopf.“

Es gibt Leute, die behaupten, gerade der Kopf sei bei Tobias Grahn das Problem gewesen. Dass ein Hochbegabter mit 27 Jahren zurückblickt auf eine Karriere, die ihre Höhepunkte fand in Städten wie Aarhus und Odense, Oslo und Malmö. Ja, er sei früher anders gewesen, habe auch mal mit dem Trainer gestritten und bei den Vereinswechseln selten richtig gelegen. Vorbei und vergessen, jetzt spiele er bei einem großen Klub in einer großen Stadt. „Hertha BSC hat das Potenzial für die Champions League“, sagt Grahn. „Wenn nicht in diesem Jahr, dann vielleicht im nächsten.“

Heute gibt der Schwede im Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg sein Heimdebüt (15.30 Uhr, Olympiastadion). Als Grahn vor zwei Wochen den Vertrag in Berlin unterschrieb, dachten alle, Hertha habe einen Stürmer verpflichtet. Einen Torjäger. Falsch. Grahn sagt, er stehe viel lieber tief auf dem Platz. „Wenn ich fünf oder sechs Spieler vor mir habe, kann ich kreativen Einfluss nehmen. Ich kann ein Spiel lesen. Ich bin ein Spieler, der den Unterschied machen kann.“

Grahn trägt bei Hertha die Nummer 22, wie schon zuvor in Tarragona und Odense. Früher hat er mit der prestigeträchtigen 10 gespielt, wie auch Herthas Trainer Lucien Favre zu seiner aktiven Zeit. Favre mag Grahn, „er kann links und rechts spielen, er bewegt sich gut und er bewegt sich richtig“. Und doch gehört Tobias Grahn, anders als Steve von Bergen oder Fabian Lustenberger, nicht zu den Spielern, die der Trainer sich persönlich ausgeguckt hat. Favre hat den Transfer abgenickt, aber die Idee kam von Manager Dieter Hoeneß. Sie reicht zurück in den September des vergangenen Jahres, als Hertha im Uefa-Cup an Odense BK scheiterte – einer biederen dänischen Mannschaft, die nur einen Spieler von Format hatte. Tobias Grahn.

Auf ähnliche Weise ist auch Lucien Favre nach Berlin gekommen. Vor sechs Jahren, als er noch Trainer bei Servette Genf war, warf er Hertha aus dem Uefa- Cup – mit einer Mannschaft, die deutlich schlechter besetzt war als die aus Berlin. Hoeneß fand, im Dezember 2001 habe Favre den Unterschied gemacht. So wie Tobias Grahn im September 2006.

Schon im vergangenen Winter war Hertha interessiert. Grahn aber zog das Angebot von Gimnastic de Tarragona vor. Er sah die Chance, den Durchbruch in der Primera Division zu schaffen. „Schon als kleiner Junge habe ich davon geräumt, einmal in dieser Liga zu spielen.“ Als er im Februar nach Katalonien reiste, war Gimnastic schon Tabellenletzter mit eher bescheidenen Aussichten, ein weiteres Jahr in der Erstklassigkeit zu verbringen. „Es war mir schon klar, dass wir wahrscheinlich absteigen würden. Aber ich dachte mir: Du zeigst ein paar gute Spiele, schießt ein paar Tore und machst dich für die großen Klubs interessant.“

Doch dann kamen die Verletzungen, „alles keine großen Sachen, aber ich war eben kaum mal ein paar Wochen hintereinander fit“. So wurden es nur neun Spiele in der Primera Division. Kein großer spanischer Klub hat sich gemeldet. Und für Hertha ist Tobias Grahn nur interessant geblieben, weil er vor einem Jahr für Odense so grandios aufspielte.

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