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Das Bild zum Spiel. Kapitän Fabian Lustenberger zeigt an, wie es nach dem 1:3 im Heimspiel gegen Mainz um Hertha steht.

© imago/Camera 4

Hertha BSC: Die Tendenz stimmt nicht

Nach dem misslungenem Saisonauftakt mit nur einem Punkt aus drei Spielen braucht Hertha BSC schleunigst einen Neustart.

Immer wieder wischten sich die Spieler den Regen aus dem Gesicht. War auch ein Sauwetter, am Sonntagvormittag so gegen zehn. Und war es nicht auch ein vermatschtes Spiel, das seine Profis da am Vortag auf den Platz gebracht hatten? Anderntags regnete es in Strömen, jedenfalls in jenen zwanzig Minuten, die Jos Luhukay benötigte, um seiner Mannschaft seine Sicht auf die Dinge mitzuteilen. Das 1:3 gegen Mainz hat Hertha BSC schroff auf den Boden der Liga gebracht. Das Wort Krise fällt im Anhang. Luhukay benutzte andere, er sagte, was gut war und was schlecht. Der eine Teil seiner Ausführungen war kurz, der andere länger. „Das ist doch die Aufgabe eines Trainers“, sagte hinterher der Spieler Per Skjelbred. „Der Inhalt bleibt aber geheim.“

Dumm nur, dass nicht geheim geblieben ist, mit welchen Kalamitäten die Berliner in die Spielzeit gestartet sind. Wen sich doch die Eindrücke so leicht wegwischen ließen wie die Regentropfen. Doch die Probleme sind hartnäckiger. Es stimmt derzeit nicht viel bei Hertha. Hinten nix, vorne wenig und mittendrin irgendetwas dazwischen. Hertha braucht einen kompletten Neustart.

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„Wir haben ein großes Herz, eine sehr gute Mentalität und eine gute kollektive Einstellung im Team.“ Was man gern von Jos Luhukay gehört hätte, sagte dessen Gegenüber, der Mainzer Trainer Kasper Hjulmand. Denn auch der Däne hatte mit ganz ähnlichen Widrigkeiten zu kämpfen wie Herthas Holländer. Auch Mainz fehlten in der zweiwöchigen Länderspielpause 15 Spieler, also mehr noch als Hertha. Auch Hjulmand konnte an seinem erst spät zusammengefügten neuen Kader (11 Abgänge, 9 Zugänge) nur bruchstückhaft wirken. Aber während Luhukay diesen Umstand unter der Woche immer wieder beklagte, hatte der Mainzer Trainer die Reset-Taste schon gedrückt.

„Lasst uns nach zehn Spieltagen eine Bilanz aufmachen“, sagte Luhukay. Durch Verletzungen sogenannter Erste-Elf-Spieler sind die Ergebnisse der Findungsphase in der Saisonvorbereitung verpufft. Er muss quasi von vorn anfangen. Vor allem ist Luhukay gefordert, eine Formation zu finden, in der sich die Mannschaft sicher und stabil fühlt. Mithin gilt es, eine Spielweise zu entwickeln, die konkurrenzfähig ist.

Schon die Startaufstellung gegen Mainz hinterließ Fragen. Luhukay verließ sich auf jene Spieler, die nicht zu Länderspielen gereist waren, mit Ausnahme von Skjelbred und Nico Schulz. Bisherige Startspieler wie Hajime Hosogai, Peter Pekarik und John Heitinga blieben draußen.

Als Erstes gilt es, die eklatante Anfälligkeit bei Gegenstößen in den Griff zu bekommen. Hier stimmt weder die Organisation, noch wirkt das individuelle Positionsverhalten abgestimmt. Luhukay sprach von „Naivität“, die im Defensivverbund um sich griff. In der Bundesliga dürfe man nicht so viele Chancen zulassen, wenn man selbst kaum eigene Chancen kreieren oder diese nicht konsequent nutzen kann. „Ja, wir haben ein defensives Problem. Wir kassieren zu viele Gegentore. So viele Tore können wir gar nicht schießen wie wir kassieren“, sagte Luhukay. Man müsse als Team wieder besser funktionieren.

In den zwei zurückliegenden Spielzeiten unter Luhukay war gerade die defensive Stabilität eine Stärke der Berliner gewesen. Mit neun Gegentoren nach nur drei Spielen stellt Hertha aktuell die schwächste Abwehr der gesamten Liga. Ein Umstand, der die Gruppe zunehmend verunsichert. Ihr fehlt der Glaube, weil die Ergebnisse nicht stimmen. „Die drei Punkte sind die beste Medizin für Entwicklung“, sagte der Mainzer Trainer, der für seine Arbeit – auch psychologisch gesehen – Rückenwind hat. Für Luhukay ist die Angelegenheit vertrackter. Er hat an vielen Fronten zu arbeiten, er steht vor einem Berg. Anders als in der Vorsaison, als Hertha einen perfekten Start erwischte und dieser Schwung den Aufsteiger durch die Hinserie trug, lähmt und verunsichert die aktuelle Bilanz die Mannschaft.

„Wir haben uns den Saisonstart natürlich ganz anders vorgestellt, aber wir können das jetzt nicht ändern und müssen nach vorn schauen“, sagte Nico Schulz. Der junge Berliner war neben Skjelbred der einzige, der gegen Mainz halbwegs sein Niveau abrufen konnte. „Wir wissen, dass jetzt Kritik kommt“, sagte Luhukay noch. Für ihn sei es aber müßig, schon jetzt alles in Frage zu stellen. Man kann die Dinge auch anders lesen. Von den 20 vergangenen Spielen seit Jahresbeginn hat Hertha nur drei gewinnen können. Setzt Hertha die schwache Rückrunde nun fort? Fehlstart hin oder her, die Tendenz stimmt momentan einfach nicht.

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