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Sport: Hertha BSC: Ein Phantom auf der Flucht

Er ist so etwas wie ein Phantom. In der Sonderausgabe eines Fachblattes zu Saisonbeginn war er gar nicht mehr im Kader von Hertha BSC aufgeführt, aktuelle Fotos gibt es von ihm so gute wie keine.

Er ist so etwas wie ein Phantom. In der Sonderausgabe eines Fachblattes zu Saisonbeginn war er gar nicht mehr im Kader von Hertha BSC aufgeführt, aktuelle Fotos gibt es von ihm so gute wie keine. Liefe Rob Maas da nicht am Rande des Maifeldes seine Runden, würde man ihn kaum noch mit Hertha in Verbindung bringen. Doch des Niederländers Vertrag läuft noch bis zum Jahr 2002.

Eigentlich wollte er gar nicht mehr hier sein. Die Bolton Wanderers hatten ihn auf ihrer Wunschliste. Maas fuhr mit dem englischen Fußball-Zweitligisten ins Trainingslager nach Dänemark. Dort, bei einem Testspiel, erlitt er einen Bänderriss. Der Traum vom Wechsel war ausgeträumt. "Es sollte", sagt Maas, "eine Flucht werden."

Flucht? "Hier bei Hertha habe ich ja doch keine Chance. Jedenfalls nicht bei diesem Trainer." Dieser Trainer ist Jürgen Röber. Maas: "Ich habe das Gefühl, dass er mich nicht mag. Dabei hat er mich doch damals aus Bielefeld geholt." Da schwingt Riesenenttäuschung mit. Fast schon Resignation.

Röber will von Antipathie nichts wissen. Manchmal habe er den Eindruck, sagt Röber, als sei er selbst an den Verletzungen von Maas schuld. Röber: "Ich müsste doch einen Kopfschuss haben, wenn ich die Mannschaft nicht mit einem stark spielenden Maas verstärkt hätte." Aber Maas sei eben nicht stark gewesen. "Er konnte es auch gar nicht sein, weil ihn die Verletzungen immer wieder zurückwarfen."

In der Tat. Rob Maas, 1998 ablösefrei von Arminia Bielefeld gekommen, erlitt einen Achillessehnenriss, noch ehe die Saison begonnen hatte. Im April des vorigen Jahres riss wieder die Sehne, diesmal die des anderen Beines. Der 30-Jährige war fast mehr beim Spezialisten in Basel als in Berlin. Als er zwischendurch mal fit war, durfte er in Bremen Libero spielen. Das Spiel ging völlig daneben. Nicht nur wegen Maas, aber eben auch. Insgesamt hat er lächerliche sechs Spiele für Hertha bestritten.

Maas wusste, dass er bei Röber schlechte Karten hatte. Schon hätten ihn manche Mitspieler gefragt, wieso er nach den Trainingsleistungen kein neue Chance bekomme. Maas zuckte nur mit den Schultern. Und bereitete seine Flucht vor. Die dann wegen besagten Bänderrisses scheiterte.

Hertha würde Maas gern bei der Flucht helfen. "An der Ablösesumme soll es nicht scheitern", meint Manager Dieter Hoeneß, der "in Maas große Hoffnungen gesetzt hat". Doch längst spielt er in den Planungen keine Rolle mehr. Finanziell belastet er die Kasse nicht sonderlich. Bis sechs Wochen nach einer schweren Verletzung muss vom Verein der Grundlohn gezahlt werden, dann springt die Berufsgenossenschaft ein. "Zum Glück habe ich noch eine Privatversicherung abgeschlossen, die Krankentagegeld zahlt", berichtet Maas. Ein kleiner Ausgleich dafür, dass ihm Prämien entgehen, weil er nicht spielen darf. Und derzeit eben auch nicht spielen kann. Was die Fluchtpläne illusorisch macht.

Klaus Rocca

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