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Ich grüße Dich. Nico Kovac (links) und Herthas Trainer Pal Dardai kennen sich schon seit Jahren.

© imago/Jan Huebner

Hertha BSC empfängt Eintracht Frankfurt: Dardai und Kovac sind so ähnlich wie verschieden

Der gebürtige Berliner Niko Kovac und Hertha-Trainer Pal Dardai haben einige Gemeinsamkeiten, das Spiel ihrer Teams zählt nicht dazu.

Gewohnheiten sind dazu da, durchbrochen zu werden. Der Busfahrer von Hertha BSC musste am Freitagnachmittag von seiner üblichen Route zum Mannschaftshotel in der City West abweichen. Pal Dardai, der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten, hatte einen Abstecher zum Olympiastadion angeordnet. Die Spieler sollten wenigstens mal einen kurzen Blick auf den neuen Rasen erhaschen können, vielleicht auch einmal mit der Handfläche übers frisch verlegte Grün streichen, um zumindest einen kleinen Eindruck davon zu bekommen, was sie am Samstagabend im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr, live bei Sky) erwarten wird. Dass der Rasen im Olympiastadion grün ist, ist für die Berliner eine ganz neue Erfahrung, „bis jetzt hat es uns noch nie gestört“, sagt Pal Dardai.

Unter dem Ungarn hat sich Hertha zu einer Mannschaft entwickelt, die gepflegten Fußball spielt – und dafür einen gepflegten Untergrund benötigt. Das unterscheidet die Berliner möglicherweise von ihrem heutigen Gegner, der eher im Ruf steht, eine rustikale Truppe zu sein und in der Fairplay-Tabelle mit deutlichem Abstand den letzten Platz belegt.

Das Duell zwischen Hertha und der Eintracht ist auch das Duell zweier Trainer, die eine gemeinsame Berliner Vergangenheit haben. Von 2003 bis 2006 spielten Dardai und Niko Kovac zusammen im defensiven Mittelfeld von Hertha BSC. In den vergangenen Tagen war daher viel von Gemeinsamkeiten die Rede. „Als Typ ist er genauso wie ich, ein geradliniger Mensch“, sagt der Ungar Dardai über den Kroaten Kovac, der in Berlin geboren wurde. „Als Spieler habe ich das Training mit ihm immer genossen: Er hat eine gute Mentalität, wollte jedes Spiel gewinnen.“

Die stabile Defensive ist der gemeinsame Nenner

In ihren Biografien gibt es ebenfalls einige Parallelen. Dardai und Kovac haben beide als Nachwuchstrainer angefangen, haben in jungen Jahren bereits die Nationalmannschaft ihres Heimatlandes trainiert, ehe sie in der Bundesliga als Retter in der Not eine Anstellung als Vereinscoach fanden. Beide schafften den Klassenerhalt, und für beide ging es anschließend mit ihren Klubs nach oben. „Bei Eintracht Frankfurt gibt es auch einen guten Trainer, der der Mannschaft Stabilität verliehen hat“, sagt Dardai.

Die Frankfurter spielen im Grunde noch einmal die vergangene Saison von Hertha BSC nach, als die Berliner die große Überraschung der Bundesliga waren. Trotzdem sagt Dardai: „Ich sehe keine Ähnlichkeiten, ich sehe zwei verschiedene Mannschaften und zwei verschiedene Philosophien.“

Gemeinsam ist beiden Mannschaften, dass ihr Erfolg auf einer stabilen Defensive beruht und dass sie dadurch für den Gegner schwer zu bespielen sind. Um dieses Ziel zu erreichen, haben jedoch beide ihre ganz eigenen Methoden. „Unsere Spielweise gegen den Ball ist nicht so aggressiv“, erklärt Dardai. „Wir versuchen den Gegner zu lenken und haben eine ganz andere Art, Bälle zu erobern.“ Die Frankfurter, die mit nur 20 Gegentoren in 21 Spielen hinter Bayern und Köln die drittbeste Abwehr der Bundesliga stellen, spielen oft mit einer Dreierkette, in der Makoto Hasebe wie ein Libero alter Schule auftritt. Hertha hingegen bunkert nicht, wie Dardai sagt, „wir spielen nach vorne und versuchen mit unserem Ballbesitz Tore zu erzielen“. Ein Treffer nach einem Konter ist den Berlinern in der gesamten Saison noch nicht gelungen, während Dardai die Frankfurter gerade in dieser Disziplin für sehr gefährlich hält: „Wenn die uns auskontern, haben wir ein sehr großes Problem.“

Frankfurt macht eine Erfahrung, die Hertha nicht fremd ist

Seit der Winterpause macht die Eintracht eine Erfahrung, die auch Hertha nicht fremd ist. „Die anderen spielen schon anders gegen uns“, sagt Niko Kovac. „Sie haben unser Spiel gelesen.“ So ist es auch den Berlinern vor einem Jahr ergangen: Sie waren – nach Platz drei zum Ende der Hinrunde – plötzlich nicht mehr der Underdog, der den Gegner erst einmal machen lassen konnte, sie mussten nun selbst viel stärker initiativ werden. Eine Rolle, die Hertha damals gar nicht gefiel, was sich auch in den Ergebnissen niederschlug. Nur Absteiger Hannover 96 holte in der Rückrunde weniger Punkte als Hertha BSC.

Solche Probleme sind den Frankfurtern aktuell nicht fremd. Seit dem Jahreswechsel haben sie im Schnitt doppelt so viele Gegentore kassiert wie davor. „Wir sind oben gelandet, weil wir sehr unbequem zu bespielen waren, nur wenige Chancen zugelassen, gut gegen den Ball gearbeitet haben und kompakt waren“, sagt Trainer Niko Kovac. „Das hat sich in den letzten Spielen ein bisschen zum Negativen verändert.“ Von den fünf Spielen im Jahr 2017 hat die Eintracht drei verloren.

Pal Dardai glaubt nicht, dass die Eintracht Hertha irgendetwas nachmacht. Aber dass Kovac mit seiner Mannschaft in der Tabelle noch ein paar Plätze abrutscht so wie Hertha vor einem Jahr, dagegen hat Dardai ganz sicher nichts einzuwenden.

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