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Sport: Hertha BSC: Freudloser Abend

Es war ein freudloser Abend für Bart Goor. Bei jedem Ballkontakt bekam er wütende Pfiffe der Fans des 1.

Es war ein freudloser Abend für Bart Goor. Bei jedem Ballkontakt bekam er wütende Pfiffe der Fans des 1. FC Union zu hören. Die hatten ihm ein frühes Foul nicht verziehen. Vielleicht verunsicherten den Belgier die Missfallenskundgebungen. Jedenfalls war er weit davon entfernt, großen Fußball zu präsentieren. Doch es war ja auch nur die Reserve von Hertha BSC, die sich da in der Alten Försterei mit dem Zweitliga-Aufsteiger maß. Dass die am Ende 1:0 gewann, war höchst schmeichelhaft.

Derartige Spiele sind für einen höherklassigen Klub unangenehm, weil er eigentlich nur schlecht aussehen kann. Trainer Jürgen Röber verzichtete einen Tag nach dem 4:1-Sieg gegen Schalke 04 im Finale des Ligapokals ohnehin auf fast alle Stammspieler - auch, um den Reservisten eine Chance zu geben. Goor, gegen Schalke nur wenige Minuten eingesetzt, zählt eigentlich zur ersten Elf. Bei einer Transfersumme von 12,5 Millionen Mark ist das normal. Doch noch tut er sich schwer, den Beweis zu erbringen, dass er sein Geld wert ist.

Goor wurde in der vergangenen Saison mit dem RSC Anderlecht Belgischer Meister und kickte in der Champions League gegen renommierte Klubs wie Manchester United, Real Madrid und Lazio Rom. Bei Hertha aber hat er ein Problem, und dieses trägt den Namen Marcelinho. Von dem Brasilianer hatten viele gedacht, er würde gemeinsam mit seinem Landsmann Alex Alves in der Sturmspitze agieren. Jetzt aber spielt Marcelinho zurückhängend auf der linken Außenbahn - ebenda, wo doch Goor sein Wirkungsfeld zu finden glaubte. Nun fühlt sich der belgische Nationalspieler, der beim RK Genk in fünf Jahren immerhin 50 Tore schoss, in seinem Offensivdrang erheblich eingeengt.

Für Goor haben die Berliner viel investiert, den Stuttgarter Roberto Pinto bekamen sie ablösefrei. Ein Schnäppchen? Wohl kaum. Schon deswegen nicht, weil er angeblich zwei Millionen Mark im Jahr verdient. Mit 170 Zentimetern Körperlänge ist Pinto der Kleinste im Berliner Aufgebot, und bislang spricht wenig dafür, dass er ein ganz Großer wird. Im Ligapokal zählte der schmächtige Portugiese nicht zur Stammbesetzung, und auch die Bewährungschance gegen Union ließ er weitgehend ungenutzt. Von seiner angeblichen Schnelligkeit war kaum etwas zu sehen. Als aussichtsreichster Kandidat für den eigentlich Pinto zugedachten Platz im rechten Mittelfeld wird mittlerweile Michael Hartmann gehandelt, der in der vergangenen Saison noch auf der linken Seite spielte, wo er jetzt Goor und Marcelinho gegen sich hat. Hartmann auf der rechten Seite - das wäre alles andere als eine Idealbesetzung, aber vielleicht doch eine bessere als Pinto.

Und Denis Lapaczinski, ein weiterer Neuer? Die Verpflichtung des Junioren-Nationalspielers aus Reutlingen hat Herthas Manager Dieter Hoeneß als Investition für die Zukunft eingeplant. Gegen Union glänzte Lapaczinski nicht gerade als Supertechniker, er braucht noch viel Zeit. So wie Sead Zilic und Nderim Nedzipi. In der Wuhlheide gefiel von den Reservisten am ehesten noch Thorben Marx, der in der vergangenen Saison ganze zwei Minuten in der Bundesliga mitspielen durfte. Da relativiert sich die von Röber immer wieder beschworene Wichtigkeit des großen Kaders schnell.

Klaus Rocca

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