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Lässt Hertha Flügel wachsen, hebt aber selbst nicht ab. Salomon Kalou bejubelt zurückhaltend sein Tor zum 2:1 gegen den VfB Stuttgart.

© Imago

Hertha BSC freut sich über neuen Torjäger: Salomon Kalou und seine Momente gegen Mittelmaß

Der neue Hertha-Stürmer Salomon Kalou ist auf dem besten Weg, den einstigen Torjäger Adrian Ramos zu ersetzen. Es ist Kalous Mischung aus Qualität, Ruhe und Coolness, die den Ivorer so wertvoll macht.

Wie zu erfahren ist, hat Salomon Kalou inzwischen familiären Anschluss gefunden. Das ist mindestens eine ebenso gute Nachricht wie die, dass er auch in seinem neuen beruflichen Umfeld auf die Strümpfe gekommen ist. Der neue Stürmer von Berlins Fußball-Bundesligisten Hertha BSC hat im selben Haus wie John Heitinga ein neues Zuhause gefunden. Der Niederländer Heitinga ist zwar auch neu bei Hertha, ist aber samt Familie mit zeitlichem Vorsprung in die Stadt gekommen. Die Wohnung in seinem Haus hat Heitinga seinem neuen Mitspieler quasi aufgeschwatzt. Auf Niederländisch.

Wie gut es doch sein kann, ein paar Sprachen zu beherrschen, wird Salomon Kalou gedacht haben, der einige Jahre in Rotterdam spielte. Die Sprache auf dem Fußballfeld soll ein und dieselbe sein, aber außerhalb muss es halt auch irgendwie passen. Gerade wenn man aus einem anderen Kulturkreis kommt wie der 29-Jährige aus der Elfenbeinküste.

Man weiß von Fußballspielern, dass sie in der Ausübung ihres Berufes bisweilen ein anderes Ich zeigen. Mitunter erkennen sie sich gar nicht selbst, wenn sie Bilder von sich sehen. Die Frau von Jens Lehmann hat mal erzählt, wie fremd ihr Mann ihr sei, wenn sie ihn spielen sehe. Ähnliches ließe sich auch über Kalou sagen. Auf dem Fußballplatz ist er explosiv, selbstbewusst und eiskalt im Abschluss. Alles sehr zum Vorteil des Vereins, der wegen Kalous Treffern ein wenig Boden unter die Füße bekommen hat. Doch wie sieht es mit dem Menschen hinter dem Spieler aus?

Der Ivorer Salomon Kalou ist ein introvertierter Typ

Salomon Kalou ist ein sehr gefühliger Mensch. Ganz anders, als seine bewegte wie prominente Karriere vermuten lässt. Der Ivorer ist ein introvertierter Typ. „Er ist ein ganz Ruhiger, eine zurückhaltende Person. Eigentlich ist er sehr schüchtern. Das macht ihn sehr sympathisch“, erzählt sein Trainer Jos Luhukay.

Drei Tore hat Kalou nun schon für Hertha BSC erzielt, und diese Leistungen führten jeweils zu den beiden einzigen Saisonsiegen der Berliner über Wolfsburg (1:0) und Stuttgart (3:2). Insofern ist Kalou ein zentraler Bestandteil dieser neu formierten Mannschaft, in der es noch lange nicht rund läuft. Solche Erfolgserlebnisse aber helfen bei der Integration. „Ich bin jetzt zwei Wochen hier, alles läuft perfekt“, sagt Kalou. Und auch auf dem Platz fange man an, sich besser zu verstehen.

Inwiefern Kalou in eine aktive Führungsrolle im klassischen Sinn schlüpfen kann, bleibt abzuwarten. Wichtig ist zunächst, dass er der Mannschaft durch seine Art, zu spielen und Tore zu erzielen, Stärke und Zutrauen vermittelt. Beispielsweise sein Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen Stuttgart. Nach einem Zuspiel von Valentin Stocker behielt der Ivorer im Strafraum die Nerven. Er vollendete wie selbstverständlich. „Es gibt auf jeden Fall Vertrauen, wenn man weiß, man hat da vorne jemanden, der durch seine individuelle Stärke ein Tor erzielen kann“, sagt Luhukay.

Drei Tore hat Kalou bereits für Hertha BSC erzielt

Es ist die Mischung aus Qualität, Ruhe und Coolness, um die Kalou Hertha bereichert. Und das ist genau das, was die Berliner durch den Abgang von Adrian Ramos im zurückliegenden Sommer verloren haben. Insofern blickt der Anhang Herthas vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Es war sich nicht jeder sicher beim Transfer des Ivorers, der mit dem FC Chelsea zwar die Champions League gewonnen hat, aber dessen Anteil daran überschaubar gewesen ist: Hat Hertha einen Stürmer mit prominenter Fußballvergangenheit eingekauft oder tatsächlich einen guten Spieler, der den Abgang Adrian Ramos’ kompensieren kann?

Der Kolumbianer spielte fünf Jahre für die Berliner und war das letzte Stück Tafelsilber, das Hertha veräußert hat. Fußballerisch könnte Kalou ihn vielleicht ersetzen, und interessanterweise gibt es auch außerhalb des Platzes Parallelen.

Auch Ramos war ein in sich gekehrter Mensch, der freundlich, bescheiden, vor allem aber zurückhaltend auftrat. „Salomon ist der Mann für die besonderen Momente“, sagt Herthas Manager Michael Preetz. Es sind Momente, die Hertha dem Mittelmaß entrücken.

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