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Hertha BSC: Frust-Bekämpfung in Göteborg

Heute Abend trifft Hertha im Uefa-Cup auf die schwedische Mannschaft Halmstads BK. Eine Niederlage würde die Stimmung bei den Berlinern endgültig kippen.

Göteborg - Die Krisenrunde gab es schon vor dem Abflug, doch auch auf der Reise zum UEFA-Cup-Spiel gegen Halmstads BK drehten sich die Gespräche bei Hertha BSC noch um den angestauten Frust im Team. Nach zwei Niederlagen in der Bundesliga und der desaströsen Leistung beim 0:3 gegen Bielefeld könnte eine weitere Pleite an diesem Donnerstag im Ullevi-Stadion von Göteborg (16.15 Uhr/DSF) die Stimmung im Berliner Lager endgültig kippen.

«Die Spieler werden hoch motiviert sein, ihr wahres Gesicht zu zeigen», sagte Trainer Falko Götz am Mittwoch in der südschwedischen Küstenstadt, wohin der «Boll Klubb» aus dem 110 Kilometer entfernten Halmstad umziehen musste, da das eigene Stadion nicht internationalen Anforderungen entspricht.

Noch in der Heimat hatte Götz mit der Mannschaft in einer über einstündigen Sitzung Tacheles geredet. «Es sind viel Dinge angesprochen und auch ausgeräumt worden. Was es letztendlich gebracht hat, wird sich am Donnerstag zeigen», erklärte der Chefcoach, der die Rückkehr zu alter Stärke in der Defensive und und zur Teamarbeit einfordert. Allerdings muss Götz gegen den schwedischen Vizemeister ohne die verletzten Gilberto und Niko Kovac sowie den im UEFA-Cup nicht spielberechtigten Marko Pantelic auskommen.

Besonders im Blickpunkt steht einmal mehr Marcelinho. Herthas Superstar, ohnehin wegen vieler Extravaganzen stets kritisch beäugt, zog sich vor dem Start in die UEFA-Pokal-Gruppenphase mit einigen unglücklichen Bemerkungen («Einige denken hier zu viel an die WM und zu wenig an Hertha») den Ärger seiner Kollegen zu. Kroatiens WM- Teilnehmer Josip Simunic keilte verbal zurück. Angesichts der mageren Torausbeute des Brasilianers von fünf (zwei Bundesliga, zwei UEFA- Cup, eins Pokal) scheinen Extra-Würste weniger tolerierbar.

«Es wird entscheidend sein, dass jeder Einzelne bereit ist, sein Ego in den Dienst der Mannschaft zu stellen», betonte Manager Hoeneß, der als Ziel der Gruppenphase «mindestens Platz drei, möglichst aber Platz eins» formulierte. Über den Punkt Kollektiv sei in der Sitzung auch mit Marcelinho gesprochen worden, sagte Götz: «Einerseits profitiert das Team von Marcelinho. Anderseits kann Marcelinho nicht ohne das Team bestehen.»

Dass die jüngsten Vorwürfe öffentlich ausgetauscht wurden, gilt beim Hauptstadtclub im Normalfall als Tabu-Bruch. Dieses Mal aber scheinen die Konflikte sogar erwünscht, um das Team aus der ersten kleinen Krise zu befreien, nachdem Hertha zuvor noch der beste Saisonstart seit mehr als drei Jahrzehnten gelungen war. «Ich bin froh, dass es aus der Mannschaft kam, sonst hätten wir eingreifen müssen», erklärte Manager Dieter Hoeneß zur Krisen-Bewältigung.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Halmstads BK: Conny Johansson - Jensen, Zvirgzdauskas, Jönsson, Per Johansson - Anklev, Preko, Djuric, Andreas Johansson, Svensson - Thorvaldsson

Hertha BSC: Fiedler - Friedrich, van Burik, Simunic, Fathi - Cairo, Dardai, Neuendorf - Bastürk, Marcelinho - Rafael

Schiedsrichter: van der Velde (Belgien) (Von Jens Mende, dpa)

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