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Schöne Stimmung, mieses Spiel. Im Halbfinale vor zehn Monaten war Hertha dem BVB klar unterlegen. Mit dieser Erfahrung treten die Berliner nun in Dortmund an.

© Bensch/Reuters

Hertha BSC im DFB-Pokal bei Borussia Dortmund: Pal Dardai: "Wir haben unseren Plan"

Vor einem Jahr war Hertha BSC im Pokal chancenlos gegen Borussia Dortmund – die Erfahrung soll am Mittwoch helfen.

Im Kosmos Hertha BSC geschieht gerade Sonderbares. Nur noch zehn Tage sind es, bis der Berliner Fußball-Bundesligist den FC Bayern München im Olympiastadion empfängt, und noch immer sind ein paar hundert Eintrittskarten für dieses Spiel erhältlich. Normalerweise ist es nur eine Frage von Stunden, bis diese Begegnung ausverkauft ist, diesmal ist das anders. Hertha steht in der Bundesliga auf einem Europapokalplatz, kämpft an diesem Mittwoch (20.45 Uhr, live in der ARD) bei Borussia Dortmund um den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals, es könnte also deutlich schlechter laufen – und doch ist von Euphorie nichts zu spüren. Vor zehn Monaten war das ganz anders.

Herthas Fans überfällt bei der Erinnerung an das Pokal-Halbfinale im April, ebenfalls gegen den BVB, noch heute ein wohliger Schauer. Der Klub war, selten genug, plötzlich Stadtgespräch, der Anhang träumte vom Finale im eigenen Stadion. „Ich denke gerne an dieses Spiel zurück“, sagt Manager Michael Preetz, „weil wir in Berlin lange darauf warten mussten.“ Die ganze Atmosphäre, die Euphorie in der Stadt, all das hat in Preetz den Wunsch geweckt, „noch mal da hinzukommen“ – auch wenn alle Berliner das Spiel selbst wohl am liebsten aus ihrem Gedächtnis streichen würden. 0:3 verlor Hertha, die Mannschaft hatte nicht den Hauch einer Chance. „Wir waren noch nicht so weit“, erinnert sich Trainer Pal Dardai.

Das Halbfinale gegen den BVB war für die Berliner Höhe- und Tiefpunkt zugleich. Kein Spiel wurde so sehr herbeigesehnt und mit Erwartungen aufgeladen, keins hat Hertha so desillusioniert. Richtig gut lief es für die Berliner zum Zeitpunkt des Pokal-Halbfinales auch in der Bundesliga schon nicht mehr; nach der Niederlage gegen Dortmund aber bekam ihr Negativtrend noch einmal eine ganz andere Dynamik: Hertha verlor die folgenden drei Bundesligaspiele und stürzte schließlich aus den Europapokalplätzen.

Bei den Berlinern hoffen sie, dass die Spieler aus diesen Erfahrungen die richtigen Schlüsse gezogen haben. Dardais Co- Trainer Rainer Widmayer hat den Aufritt der Mannschaft im April als „viel zu passiv“ in Erinnerung. Das soll diesmal anders sein. „Die Jungs sind bereit, die Stimmung passt“, sagt Dardai. Anders als im Halbfinale vor eigenem Publikum könne Hertha jetzt ohne großen Druck spielen, weil es einfach ein normales Spiel sei, weit weg vom Finale. „Wir werden den Kampf annehmen, mehr Fight entwickeln als im letzten Jahr, schneller ins Spiel und besser in die Zweikämpfe kommen.“

"Wenn bei uns jeder einen guten Tag hat, haben wir eine schöne Chance", glaubt Trainer Pal Dardai

Das deutliche 0:3 vor zehn Monaten war nur auf den ersten Blick ein typisches Ergebnis – weil Hertha in der jüngeren Vergangenheit oft gut ausgesehen hat gegen den BVB. Wenige Wochen vor dem Halbfinale hatten die Berliner ihm ein 0:0 abgetrotzt, das sich für die Dortmunder angesichts der besseren Chancen für Hertha fast wie ein Sieg anfühlte. Und auch in dieser Saison, im Oktober beim Hinspiel in Dortmund, endete das Aufeinandertreffen unentschieden (1:1).

„Wenn der BVB 100 Prozent seines Vermögens abruft, ist es für jede Mannschaft sehr schwer, ihn zu stoppen“, glaubt Manager Preetz. Aber den Berlinern gelang es zuletzt immer wieder, die Dortmunder an der vollen Entfaltung ihres Vermögens zu hindern. „Wir sind einfach unangenehm“, sagt Dardai. „Wenn bei uns jeder einen guten Tag hat, haben wir eine schöne Chance.“ In diesem Jahrzehnt hat Hertha bereits zweimal im Westfalenstadion gewonnen – genauso oft wie in all den Jahren zuvor seit Gründung der Bundesliga. 2011 und 2013 siegten die Berliner jeweils 2:1, jeweils als Aufsteiger.

„Hertha hat die Fähigkeit, unser Tempo zu schlucken“, sagt Dortmunds Trainer Thomas Tuchel. Die Berliner verteidigen nicht so mutig nach vorne wie die Leipziger; sie gehen den ballführenden Gegenspieler nicht so massiv an, sondern bleiben stets in der Ordnung, blockieren die Passwege – und sind auf diese Weise erfolgreich. „Wenn wir die Räume eng halten, ist das nicht so gut für Dortmund“, sagt Dardai. Vor allem der Raum hinter der letzten Linie darf nicht zu groß werden, damit die Dortmunder ihre Dynamik nicht ausspielen können. Eine Situation wie vor dem 1:0 des BVB gegen Leipzig, als Ousmane Dembélé Willi Orban überlief und sich vor ihm plötzlich eine Weite vom Ausmaß der sibirischen Steppe auftat, ist gegen Hertha kaum denkbar.

Tuchel hat Respekt vor den Berlinern. Er erwartet eine „in sich und in ihren Abläufen gefestigte Mannschaft“, die nur wenige Torchancen zulasse und gegen die es schwer sei, richtig Tempo aufzunehmen, „weil sie sehr geordnet, sehr diszipliniert und extrem geduldig verteidigt“. Trotzdem will Hertha sich in Dortmund nicht nur vor dem eigenen Tor verschanzen. Pal Dardai: „Wir haben unseren Plan.“

So könnte Hertha spielen:

Jarstein – Pekarik, Langkamp, Brooks, Plattenhardt – Skjelbred, Stark – Haraguchi, Darida, Kalou – Ibisevic.

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