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Ich spiel' die Musike. Herthas Präsident Werner Gegenbauer vor seinem Orchester.

© dpa

Hertha BSC: Investor suchen, international mithalten

Herthas alter und neuer Präsident Werner Gegenbauer hat sich sehr viel für seine dritte Amtszeit vorgenommen.

Irgendwann zu fortgeschrittener Stunde, der Uhrzeiger marschierte unaufhaltsam Richtung Mitternacht, hatten sich die Ereignisse bereits überholt. Vorn auf dem Podium in der Halle 18 des Berliner Messegeländes stand Michael Preetz und ließ die Saison Revue passieren, der Manager von Hertha BSC sprach unter anderem über den Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Nürnberg im Dezember und die positiven Begleiterscheinungen, die dieser mit sich brachte. „Die Mannschaft war so souverän“, sagte Preetz, „gegen einen Gegner, der um den Bundesliga-Aufstieg mitspielt.“ Korrekt wäre im konkreten Fall allerdings der Gebrauch des Perfekts gewesen, mitgespielt hat also – weil das Relegationsspiel zwischen Nürnberg und Eintracht Frankfurt (0:1) gerade zu Ende gegangen war. Aber dieser winzige Fehler scherte am Montagabend ohnehin kaum jemanden, er fiel im Grunde nicht mal auf – weil dafür einfach viel zu viel los war auf der Mitgliederversammlung. Gerade zum Ende hin, als ein Teil des Anhangs schon draußen vor der Tür rauchte.

Einen der zentralen Sätze des Abends sprach Werner Gegenbauer, der alte und frisch gewählte neue Präsident des Berliner Bundesligisten. Angesichts der von Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller vorgestellten Zahlen – inklusive Rekord-Etat von 102 Millionen Euro – umriss Gegenbauer die Ziele für seine nächste, nunmehr dritte Legislaturperiode. „Wir brauchen einen zweiten Investor, um unsere Möglichkeiten zu vergrößern“, sagte der 65-Jährige. Den ersten hat Hertha bekanntlich 2014 an Land gezogen: Seinerzeit erwarb der US-amerikanische Finanzinvestor KKR für 61,2 Millionen Euro 9,7 Prozent der Klub-Anteile.

Finanzchef Schiller hatte zuvor zwar auf Nachfrage das Gerücht verneint, KKR wolle seine Anteile auf 33 Prozent aufstocken – aber das hieß offenbar nicht, dass sich die Berliner nicht nach anderen potenziellen Partnern umsehen. „Der Profi-Fußball ist ein Geschäft, das immer internationaler wird“, sagte Gegenbauer, „und da müssen wir zusehen, dass wir mithalten.“

„International mithalten“ - die Richtung für die nächsten Jahre hat Gegenbauer erstmal vorgegeben

Das löste – im übrigen wie so vieles, was Gegenbauer sagte – überwiegend positive Reaktionen im Saal aus, aber auch nicht ausschließlich. „Mir bereitet der Gedanke, dass die Profiabteilung nicht mehr mehrheitlich dem Verein gehören könnte, Bauchschmerzen. Andererseits müssen wir auf die Entwicklungen in der Liga reagieren, um konkurrenzfähig zu bleiben“, sagte etwa Marco Wurzbacher aus dem Präsidium des Vereins. So oder so: Die Richtung für die nächsten Jahre hat Gegenbauer mit seinem Statement erstmal vorgegeben.

Als Gegenbauer und sein Vize Thorsten Manske wiedergewählt worden waren, wurde es für die weiteren zehn Kandidaten Ernst, die sich um die sieben Posten im Vorstand beworben hatten. Am Ende wurden Renate Döhmer, Fabian Drescher, Michael Ottow, Ingmar Pering, Norbert Sauer, Christian Wolter und eben Wurzbacher ins Führungsgremium gewählt. Der Jurist und Spielerberater Jörg Neubauer erhielt dagegen nicht genügend Stimmen.

Darüber hinaus vermeldete Preetz noch drei weitere Personalien: So trennt sich Hertha von Torhüter Sascha Burchert und von Johannes van den Bergh, einen neuen Verein haben die beiden allerdings noch nicht gefunden. Zudem holen die Berliner Marius Gersbeck zurück, der zuletzt an den Drittligisten Chemnitzer FC ausgeliehen war. Preetz sagt: „Wir werden versuchen, gemeinsam eine Lösung für ihn zu finden, bei der er Spielpraxis auf hohem Niveau erhält.“ Das werden die Fans gern gehört haben. Gersbeck, der ehemalige Ostkurvengänger, ist nämlich einer ihrer Lieblinge. Christoph Dach

In einer früheren Version dieses Textes wurde Präsidiums-Mitglied Marco Wurzbacher unpräzise zitiert. Die aktuelle Version gibt seinen exakten Wortlaut wieder.

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