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Sport: Hertha BSC: Jürgen Röber will nicht Magath sein

Marko Rehmer ging gestern nicht ans Telefon. Was primär daran lag, dass er krank war.

Marko Rehmer ging gestern nicht ans Telefon. Was primär daran lag, dass er krank war. In zweiter Linie daran, dass er auf ein Thema nicht angesprochen werden wollte, das ihm schwer im Magen liegt: Geldstrafe für seinen Fehler, der beim Fußball-Bundesligaspiel Herthas in Bremen zum ersten Gegentor führte. Erst einmal, ließ er ausrichten, müsse er darüber mit seinem Trainer sprechen.

Zum Thema Online Spezial: Hertha BSC Ob der, Jürgen Röber, an seiner ursprünglichen Absicht festhält, Herthas Nationalspieler mit besagter Geldstrafe zu belegen, ist unwahrscheinlich. Möglicherweise ist er von Vereinsseite darauf hingewiesen worden, dass für eine Geldstrafe keine rechtliche Handhabe besteht. Manager Dieter Hoeneß war schon am Montag auf Distanz zu derartigen Erwägungen gegangen, gestern sprach er von einem "Denkspiel". Zuvor hatte Röber erklärt: "Ich habe in Bremen über mögliche Konsequenzen gesprochen. Aber ich weiß genau, dass ich keine Geldstrafe gegen einen Spieler aussprechen kann, weil er im Spiel einen Fehler gemacht hat."

Gestern wollte Röber nach einer Video-Analyse des Spiels in Bremen mit der Mannschaft über Konsequenzen sprechen. Doch zu viele Spieler, auch der direkt Betroffene, fehlten beim Training. Rehmer wurde ebenso vom Fieber niedergestreckt wie Mannschaftskapitän Michael Preetz. Sebastian Deisler, der sich in München nachbehandeln ließ, war auch nicht dabei, Kostas Konstantinidis zwingen Achillessehnen-Beschwerden zur Untätigkeit.

Röber hofft nun darauf, "dass sich die Mannschaft selbst diszpliniert". Soll wohl heißen: Die Spieler sollen darüber entscheiden, ob Rehmer zur Kasse gebeten wird, also Geld in die Mannschaftskasse zahlt. Der hat freilich schon gegenüber "Bild" erklärt, er werde keinen Pfennig zahlen. Seine Begründung: "Ich habe keinen Fehler gemacht, wurde selbst festgehalten." Da wird er allerdings beim Trainer einen schweren Stand haben. Röber: "Ich habe mir die Szene mehrmals auf Video angesehen. Da war weit und breit keiner, der ihn hätte festhalten können. Marko hat total gepennt." Auch das Foto von der betreffenden Szene stützt Rehmers Aussage nicht.

Ob allerdings die Mannschaft bereit ist, der Anregung zu einer Geldstrafe nachzukommen, ist höchst fraglich. Rob Maas jedenfalls hat bereits seine Ablehnung bekundet. "Das ist doch Schwachsinn. Man kann doch keinen Spieler dafür bestrafen, dass er in einer Situation unkonzentriert ist. Dann müsste man ja dauernd Geldstrafen aussprechen."

Röber erwartet dennoch, dass die Mannschaft nun aktiv wird. "Mit reden ist es nicht mehr getan. Das haben wir im Trainingslager in Andalusien, wo alle individuellen Fehler diskutiert wurden, bis zum Erbrechen gemacht. Genutzt hat es nichts." Wolle man in den restlichen sechs Saisonspielen das Klassenziel erreichen, müsse etwas geschehen. Vermutungen, er wolle nach der Niederlage in Bremen mit populistischen Entscheidungen Pluspunkte sammeln, weist er entschieden zurück: "Ich bin doch nicht Felix Magath."

Der Hertha-Trainer hofft, heute mit der Mannschaft die Videoanalyse machen zu können und dass von "der Truppe ein deutliches Signal kommt". Auch auf der heutigen turnusgemäßen Präsidiumssitzung kommt der Fall Rehmer zur Sprache. Präsident Bernd Schiphorst hielt sich gestern noch bedeckt: "Ich höre mir das erst mal alles an." Rehmers Ausflüchte wird er kaum gelten lassen: Schiphorst saß in Bremen selbst auf der Tribüne.

Klaus Rocca

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