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So, wie es früher war. Julian Schieber jubelt über ein Tor für Hertha BSC.

© Reuters

Hertha BSC: Julian Schieber ist zurück im Mannschaftstraining

Mit sieben Treffern war Julian Schieber in der vorigen Saison Herthas bester Torschütze. Jetzt trainiert er nach fast elf Monaten Pause wieder mit der Mannschaft.

Julian Schieber hat am Dienstag ein bisschen Pech gehabt. Wobei: Eigentlich verbietet es sich, bei ihm wegen einer solchen Kleinigkeit von Pech zu reden. Beim Kleinfeldturnier im Training von Hertha BSC muss er sechs Mal auf dem hinteren Platz spielen – dort wo keine Handballtore mit Torhüter davor stehen, sondern je zwei kleine Tore im Eishockeyformat. Einem Stürmer fehlt natürlich etwas, wenn er beim Torschuss keinen Torhüter vor sich hat. Aber die Gesundheit geht vor. „Da gibt es weniger Zweikämpfe“, erklärt Trainer Pal Dardai, warum Schieber nur auf dem hinteren Platz spielen durfte. „Sechs Mal vier Minuten, das ist schon intensive Belastung. Mal sehen, wie sein Körper reagiert.“

Schieber wird es verwunden haben, dass er noch nicht auf große Tore schießen durfte. Viel wichtiger ist ja, dass er nach seiner Knorpelverletzung überhaupt wieder Tore schießen kann. Fast ein Jahr ist ihm das verwehrt geblieben. Am 22. Februar hat Schieber zuletzt auf dem Fußballplatz gestanden. Am Dienstag durfte er erstmals wieder richtig mit der Mannschaft üben, nachdem er zuletzt nach dem Warmlaufen eine eigene Trainingsgruppe bilden musste, bestehend allein aus sich und einem Athletiktrainer.

Schieber hat sich seinen Schal vor den Mund gezogen, als er nach der Einheit vom Platz kommt. Vielleicht liegt es an der Kälte, dass er nicht stehen bleiben und Auskunft geben will; vielleicht auch daran, dass am Tag zuvor im „Kicker“ ein Interview mit ihm erschienen ist, in dem er umfassend zu seiner Situation Stellung bezogen hat, auch zu den medialen Erwartungen, denen er sich als Rekonvaleszent ausgeliefert sieht: „Manchmal nerven mich diese Erwartungen, obwohl ich sie natürlich nachvollziehen kann.“

Schieber hat diese Erwartungen in seiner ersten Saison in Berlin ja selbst befeuert. Sieben Tore erzielte er nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund. Damit war er Herthas bester Torschütze, obwohl er fast die komplette Rückrunde ausgefallen ist. Kein Wunder, dass seine Rückkehr zurückgesehnt wird, obwohl der Berliner Fußball-Bundesligist mit Salomon Kalou (neun Tore) und Vedad Ibisevic (sechs) inzwischen blendend aufgestellt ist. Trotzdem sagt Pal Dardai: „Es ist gut, dass er bei der Mannschaft dabei ist. Aber ich bin erst richtig glücklich, wenn er richtig sprintet, wenn er den Gegner richtig anläuft und Tore macht. Das wird noch dauern.“

Ein Knorpelschaden ist eine ernste und langwierige Sache. Dem 26 Jahre alten Schieber sind während seiner Verletzungspause sogar Gedanken an ein frühes Karriereende durch den Kopf geschwirrt. Andererseits hatte er sich im Sommer zum Ziel gesetzt, im Jahr 2015 noch mindestens ein Tor zu schießen. Den Wunsch hat er inzwischen modifizieren müssen: Jetzt soll es noch mindestens ein Tor in dieser Saison werden. Allerdings gibt Schieber zu, dass er noch nicht so weit sei, wie viele dächten. „Noch laufe ich nicht ganz rund“, sagt er. „Ich kann Hertha noch nicht helfen.“ Das Schöne ist: Derzeit ist die Mannschaft so aufgestellt, dass sie gar keine Soforthilfe benötigt.

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