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Hertha BSC: Lieblich schillert das Einheitsgrau

Die Berliner suchen vor dem Bundesligastart gegen Eintracht Frankfurt nach positiven Lehren aus dem müden Pokalsieg beim VfR Neumünster.

Berlin - 120 Minuten hat das erste Pokalspiel von Hertha BSC in dieser Saison gedauert, aber um seine Geschichte zu erzählen, reicht auch die letzte relevante Aktion des Spiels. Es war der Elfmeter, der den Berliner Fußballern den 3:2-Sieg gegen den Regionalligisten VfR Neumünster bescherte. Sami Allagui trat an – und den Ball genau so, wie man es nicht tun sollte: auf die Lieblingsflugbahn jedes Torhüters, halbhoch, dazu nicht einmal besonders fest. Markus Hesse vom VfR erwischte den Ball mit den Fingerspitzen, aber er schaffte es nicht, ihn um den Pfosten zu lenken. Schlecht geschossen, aber drin. Schlecht gespielt, aber weiter – alles andere schien den Berlinern erst einmal ziemlich egal zu sein.

Am Samstag startet Hertha in die neue Bundesliga-Saison, das Pokalspiel in Neumünster war damit auch eine Art Generalprobe für den Ligaalltag. Doch abgesehen vom erfreulichen Ergebnis gab es nicht viel, was den Aufsteiger für den Auftakt gegen Eintracht Frankfurt optimistisch stimmt. Von dem Fußball, den sich Trainer Jos Luhukay vorstellt und den er in der Vorbereitung intensiv hat üben lassen, war jedenfalls wenig zu sehen. Die Lehren für den kommenden Samstag? So gut wie keine. „Es ist schwierig, da Lehren mitzunehmen für die Bundesliga“, sagte Herthas neuer Kapitän Fabian Lustenberger. „Das wird ein komplett anderes Spiel, von Anfang bis zum Ende.“ Ein bisschen klang es wie eine Beschwörung.

Lustenberger wurde von seinem Trainer am Tag danach als „sehr gut, stabil, sicher, präsent“ gelobt; die meisten anderen Augenzeugen hingegen fanden den Auftritt des Schweizers eher uninspiriert. Aber damit fiel Lustenberger nicht einmal besonders auf. Allein Änis Ben-Hatira, der die ersten beiden Tore erzielt hatte, und Sami Allagui hoben sich vom grauen Rest des Teams positiv ab.

Allagui findet sich immer besser mit einer Rolle zurecht, mit der er anfangs noch gefremdelt hat. Vor einem Jahr wurde er als zentraler Stürmer aus Mainz verpflichtet, doch weil die Planstelle im Angriff für Adrian Ramos reserviert ist, wurde Allagui von Luhukay ins rechte offensive Mittelfeld versetzt. Es war nicht gerade seine Wunschposition, und der Tunesier ist auch nicht unbedingt der Prototyp eines Außenbahnspielers, der sklavisch an der Seitenlinie klebt und eine Flanke nach der anderen in den Strafraum schlägt – aber gerade das gefällt Luhukay. „Er setzt das sehr gut um“, sagt er. Allagui, der in Neumünster an allen drei Tore beteiligt war, ist auch am Rand des Feldes ein bisschen Mittelstürmer geblieben. „Er verfügt über einen gewissen Torinstinkt und taucht auch in jedem Spiel irgendwann im Strafraum auf“, sagt Luhukay. „Dadurch ist er etwas torgefährlicher als typische Außenspieler.“

Der 27-Jährige zählt zu den Spielern, die sich zum Ligastart erst einmal keine Sorgen um ihren Platz in der Startelf machen müssen. Angesichts der Konkurrenz in Herthas Kader ist das schon mal nicht nichts. Andere, auch prominentere Kollegen besitzen diese Gewissheit nicht. Peter Niemeyer zum Beispiel, in der Vorsaison noch Kapitän, könnte es schwer haben, überhaupt einen Kaderplatz zu ergattern. Ähnliches gilt für die Routiniers Maik Franz, Lewan Kobiaschwili, Roman Hubnik oder Christoph Janker. Luhukay scheint auf alte Verdienste keine besondere Rücksicht nehmen zu wollen.

„Ich rede nicht so gerne über eine erste feste Elf“, sagt Herthas Trainer. Aber er will ein Gerüst mit sieben, acht Spielern haben, die de facto immer zum Einsatz kommen. Nur wenige Positionen sind noch umkämpft. Hinten rechts hat Peter Pekarik nach dem schwachen Auftritt von Marcel Ndjeng in Neumünster wohl wieder bessere Chancen. Im defensiven Mittelfeld dürfte mittelfristig ein Platz für Hajime Hosogai reserviert sein; davor lautet die Frage: Ronny oder Alexander Baumjohann? Und links in der Offensive kann der Trainer zwischen Ben-Hatira und Nico Schulz wählen. Obwohl: Nachdem Ben- Hatira in Neumünster zwei Tore erzielt hat, hat Jos Luhukay zumindest für das Spiel gegen Eintracht Frankfurt wohl eher keine Wahl.

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