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Nummer eins der Stadt. Der 1. FC Union hat seinen Status am Wochenende untermauert.

© Andreas Gora/dpa

Hertha BSC muss realistisch bleiben: Der 1. FC Union ist völlig zu Recht die Nummer eins in Berlin

Die Unioner sind in der Bundesliga angekommen. Weil sie im Gegensatz zu Hertha Geduld haben und ihre Möglichkeiten realistisch einschätzen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christopher Stolz

Der Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga lohnt sich derzeit für Leute, die es mit dem 1. FC Union halten. Und auf eine im Besonderen. Die Rede ist von der Formtabelle der vergangenen fünf Spieltage. Dort nämlich thront Union mit zwölf Punkten auf Rang eins, während Hertha mit nur einem Punkt vom anderen Ende eben dieser grüßt.

Nun haben Formtabellen es so an sich, dass sie nur den aktuellen Teil der gesamten Realität abbilden. Doch hat Union in der Bundesliga Hertha auch in der Gesamttabelle nach zwölf Spieltagen um fünf Punkte abgehängt. Und wenn sich bei den Charlottenburgern nicht schleunigst grundlegend etwas ändert, wird das auch so bleiben. Derzeit hat der 1. FC Union Hertha BSC als Fußball-Nummer eins der Stadt abgelöst – und das völlig zurecht.

Hertha BSC scheitert an den eigenen Erwartungen

Während im Umfeld von Hertha BSC vom Big City Club die Rede ist, den Investor Lars Windhorst aus dem westlicher gelegenen Berliner Bundesligisten machen will, übt sich der 1. FC Union in Bescheidenheit. Was soll der erstmalige Bundesliga-Aufsteiger auch anderes machen?

Doch es ist nun mal nicht selbstverständlich, nicht zu vergessen, wo man herkommt. Die Unioner kommen aus der Zweiten Liga, der Klassenerhalt ist ihr Ziel. Und weil sie sich von Spieltag zu Spieltag steigern, stehen sie zurecht da, wo sie stehen. Im gesicherten Mittelfeld, mit größerem Abstand zum Abstiegsrelegationsplatz als zu den Europokalplätzen. Eben dort, wo Hertha BSC stehen will. Mindestens.

Hertha hingegen ist in der nicht mehr ganz jungen Saison an den eigenen, überzogenen Erwartungen gescheitert. Sie ziehen den Trainer aus der zweiten Mannschaft hoch, holen sich einen Investor, der Millionen-Transfers möglich machen soll, und erwarten, dass sich die Wirkung des Geldes alsbald einstellt. Mit Hauruck sollte es gehen, für Geduld blieb keine Zeit. So konnte nie Ruhe aufkommen, die den Erfolgsweg ebnen kann – wie eben beim weiter östlich gelegenen Bundesligisten geschehen.

Blick nach unten. Hertha-Trainer Ante Covic kann die Erwartungen nicht erfüllen.
Blick nach unten. Hertha-Trainer Ante Covic kann die Erwartungen nicht erfüllen.

© Stefan Puchner/dpa

Eben dieser holte sich Spieler wie Neven Subotic und Christian Gentner, die zu den Ambitionen passen. Union hat mit Urs Fischer einen Trainer, der zu den Ambitionen passt. Und kurzum: Eine deutlich realistischere Einschätzung der Möglichkeiten.

Da Spielertransfers erst im Januar wieder möglich sind, muss sich Hertha nun klar darüber werden, ob Ante Covic zu den Ambitionen passt und der Big City Club nicht vielleicht doch ein noch abwegiger Wunsch ist. Sie müssen realistisch bleiben, solange es nicht zu spät ist. Sonst wird sich der 1. FC Union noch lange Stadtmeister nennen dürfen.

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