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Ellbogen ausfahren. Änis Ben-Hatira (r.) ahnte wohl bereits, was in Berlin auf ihn zukommt.

© Imago/Sven Simon

Hertha BSC ohne Cigerci und Hatira: Bitter und mit Ansage

Hertha muss in der entscheidenden Saisonphase auf Tolga Cigerci und Änis Ben-Hatira verzichten. Besonders hart: Hatira verletzte sich beim Einsatz für Tunesien - nachdem Trainer Dardai ihm von der Reise zum Länderspiel abgeraten hatte.

Am Morgen danach gab es schon wieder positive Nachrichten. Zum Beispiel, dass die Mannschaft von Hertha BSC ihren Leibesübungen wie gewohnt auf dem Schenckendorffplatz nachkommen konnte, der am Dienstag wegen des Sturmtiefs Niklas gesperrt worden war. Oder etwa die, dass Salomon Kalou pünktlich und unversehrt von seiner Länderspielreise mit der ivorischen Nationalmannschaft zurückgekehrt ist, nach dem Sieg der Elfenbeinküste beim Afrika-Cup hatte es diesbezüglich ja durchaus Verstimmungen gegeben zwischen Verband und Verein. Darüber hinaus hat Per Skjelbred nach seiner Oberschenkelverletzung das Mannschaftstraining aufgenommen und nicht wie zu Wochenbeginn für sich selbst trainiert. Alles okay also beim Berliner Bundesligisten vor dem wichtigen Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten Paderborn am Sonntag, oder?

Im konkreten Fall ganz klar: oder. Entgegen ersten Prognosen hat sich die Nachrichtenlage für die Berliner am Dienstagabend dahingehend verändert, dass ihnen in der entscheidenden Saisonphase zwei wichtige Spieler fehlen werden: Wie der Klub in einer Mitteilung bestätigte, fallen Tolga Cigerci und Änis Ben-Hatira aller Voraussicht nach bis zum Saisonende aus. Eine Untersuchung bei einem Spezialisten in München ergab, dass sich Cigerci einen Ermüdungsbruch im rechten Fuß zugezogen hat. Bei Ben-Hatira besteht der Verdacht auf einen Muskelfaserriss, eine MRT-Untersuchung soll zeitnah Gewissheit bringen.

Trainer Pal Dardai versuchte bei der Trainingseinheit am Mittwoch zwar, die Lage nicht zusätzlich zu dramatisieren. „Wir müssen mit den Ausfällen leben, wir haben genug Qualität im Kader“, sagte der Ungar. Trotzdem sind die Verletzungen zumindest bitter.

Gerade im Fall Tolga Cigerci. Der Deutsch-Türke hatte erst vor knapp vier Wochen sein Comeback gegeben, beim 0:0 in Stuttgart durfte er eine gute halbe Stunde mitwirken. Zuvor hatte sich Cigerci beinahe ein Jahr lang mit einer komplizierten Verletzung am Großzeh herumgeschlagen. Mit der Rückkehr des zentralen Mittelfeldspielers war auch der Wunsch respektive die Hoffnung verbunden, taktisch variabler agieren zu können. In der geradezu sensationell guten Hinrunde nach dem Aufstieg vor zwei Jahren zählte Cigerci – bis zu seiner Verletzung – zu den Besten im Berliner Kader.

Der Fall Hatira ist besonders bitter für Trainer Dardai

Im Fall Ben-Hatira ist die Sachlage eine andere. Nach einer auskurierten Verletzung, die sich über mehrere Monate hinzog, hatte Trainer Pal Dardai seinem Offensivspieler in aller Öffentlichkeit nahegelegt, auf die strapaziöse Reise zum Länderspiel zwischen China und Tunesien in Nanjing zu verzichten. „Wir haben ihn gebeten und gewarnt, sich langsam aufzubauen“, sagte Dardai. Ben-Hatira wollte darauf offensichtlich nicht hören und reiste trotzdem zu seinem Nationalteam – obwohl er für seinen Arbeitgeber erst drei Kurzeinsätze und kein Spiel über die volle Distanz absolviert hatte. Dardai reagierte nun am Mittwoch entsprechend sauer. „Ich sage so etwas doch nicht, um meine Spieler zu verärgern“, sagte der Trainer, „ich habe 18 Jahre Erfahrung als Profi und weiß: Man kann seinen Körper nicht belügen.“

Offenbar ahnte Ben-Hatira bereits, was bei seiner Rückkehr in Berlin auf ihn warten würde: Vor dem Rückflug nach Deutschland setzte er einen kleinlauten Tweet ab. Ob das die Laune von Dardai nachhaltig verbessert, ist fraglich. Zumal Ben-Hatira zu den wenigen Kreativspielern im Berliner Kader zählt, die in den nächsten beiden Spielen gegen die Abstiegskandidaten Paderborn und Hannover hilfreich gewesen wären.

Für Ben-Hatira wird am Sonntag wohl Genki Haraguchi in die Startformation rücken. Nico Schulz, ebenfalls auf der linken Seite zu Hause und sowohl als Außenverteidiger als auch im Mittelfeld einsetzbar, wird dagegen wohl auf der Bank Platz nehmen müssen – weil Haraguchi die offensivere von beiden Varianten ist.

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