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Sport: Hertha BSC: Silbergrau und golden

Um die schier unglaubliche Spannung zu beenden, sei es vorweggenommen: Sie sind silbergrau. Die Haare von Marcelinho.

Um die schier unglaubliche Spannung zu beenden, sei es vorweggenommen: Sie sind silbergrau. Die Haare von Marcelinho. Als der um 22.40 Uhr die auf dem Flughafen Tegel schon so lange wartenden Fans, Journalisten und Kameraleute mit seinem Auftritt erlöste, war das Geheimnis gelüftet. Marcelinho liebt es bekanntlich, möglichst oft seine Haarfarbe zu wechseln. Silbergrau also die Haare, Goldkettchen mit Amulett von Tochter Vivian um den Hals, Goldkettchen ums linke Handgelenk - Marcelinho wusste, was er den Fans schuldig war. Nun muss er sie nur noch überzeugen, dass er auch so gut Fußball spielen kann wie in seiner Heimat Brasilien. Am 29. Juli wird es für ihn ernst, wenn sein neuer Arbeitgeber Hertha BSC das erste Saisonspiel beim FC St. Pauli bestreitet.

Alle wurden auf eine harte Geduldsprobe gestellt, ehe Marcelinho endlich erstmals deutschen Boden betrat. Schon am Mittwoch sollte er eintreffen, doch da kamen wohl persönliche Dinge dazwischen. Aus "flugtechnischen Gründen", wie es in einem Fax von Hertha hieß, konnte er die Reise nicht antreten. Also gestern auf ein Neues.

Zum Thema Saisonrückblick: Das Hertha-Konzentrat bei Tagesspiegel Online Doch das lange Warten hatte noch längst kein Ende. Für 17.50 war die Ankunft des 26-Jährigen in Tegel angekündigt. Von wegen. Er habe, hieß es, nach dem Flug von São Paulo die Anschlussmaschine in Paris nicht mehr rechtzeitig erreicht. Neue Ankunftszeit: 19.50 Uhr. Der Flug 2434 verspätete sich jedoch um 30 Minuten, dann um 40 Minuten, wurde am Schalter der Air France bekannt. Um 20.22 landete die Maschine dann endlich. Hinter Marcelinho lagen 23 strapaziöse Stunden. Man sah es ihm kaum an.

Die Fans schien all das lange Warten nicht zu verdrießen. "Marcelinho, willkommen in Berlin", scholl es ihm aus Dutzenden von Kehlen entgegen, sogar eine brasilianische Fahne war aufgetrieben worden. Marcelinho genoss es sichtlich. Auch der Empfang durch Herthas große Abordnung, angeführt von Manager Dieter Hoeneß, tat ihm gut.

Unvermeidlich waren die Fragen nach seinen Zielen in Berlin. "Viele Tore und möglichst einen Titel", verkündete Marcelinho, assistiert von einem Dolmetscher. Er kenne die Bundesliga gut aus Fernsehübertragungen, wisse auch, dass hier "viel gekämpft" werde. Das komme ihm sehr entgegen. Warum, wurde er nicht gefragt.

Für Hoeneß ist er ein "großer Hoffnungsträger", der bei Hertha hoffentlich umsetzen könne, was er in Brasilien gezeigt habe. Wer 14 Millionen in Marcelinho investiert hat, hat natürlich eine große Erwartungshaltung. Auch, dass Marcelinho im Gegensatz zum "nicht unbedingt pflegeleichten" (Hoeneß) Landsmann Alex Alves schneller integriert werde. Hoeneß: "Nach einem halben Jahr sollten wir diesbezüglich das Gröbste hinter uns haben."

Schon heute kann Marcelinho mit seinen künftigen Mannschaftskameraden Kontakt aufnehmen. Fast hätte er auf dem Flughafen Tegel bleiben können. Denn von dort fliegt Herthas Trupp nach München, von wo es per Mannschaftsbus ins gewohnte Sommertrainingslager ins österreichische Kaprun geht. Und Marcelinho kann ein Wiedersehen mit Alex Alves feiern, seinem künftigen Sturmpartner.

Klaus Rocca

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