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Hertha BSC - Benfica Lissabon

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Hertha BSC: Simunic hat England im Kopf und Hertha im Herzen

Josip Simunic, der beste Innenverteidiger der Liga, sinniert über seine Zukunft. Er ist in der Form seines Lebens, fühlt sich in Berlin wohl - und träumt dennoch davon, einmal in England zu spielen.

Berlin - Die klirrende Kälte hat für Josip Simunic auch Gutes. Kälte betäubt. Am Dienstag war es im Training zu einem Zusammenprall zwischen ihm und Torwart Jaroslav Drobny gekommen. Seitdem ist Simunics Nase angebrochen. „Sie ist ein bisschen kaputt, aber kein Problem, bei den Temperaturen spüre ich kaum etwas“, sagte Simunic nach der gestrigen Trainingseinheit. Der Kroate trägt keine Gesichtsmaske, und auch sonst macht der 30-Jährige nicht den Eindruck, als würde ihn dieser schmerzhafte Zwischenfall aufhalten können. Jetzt, wo er doch in der Form seines Lebens ist. Die Fachblatt „Kicker“ hat ihn zum besten Innenverteidiger der Bundesligahinrunde gewählt.

Die Zeit der Blackouts und Platzverweise ist vorbei

Josip Simunic ist ein ehrgeiziger und überaus veranlagter Fußballprofi. Für einen Verteidiger verfügt er über eine selten gute Balltechnik, und mittlerweile genießt er auch bei seinem Trainer höchste Wertschätzung. Das war nicht immer so, und schon gar nicht zu Beginn der Zusammenarbeit. Als der Schweizer Lucien Favre im Sommer 2007 die Arbeit beim Berliner Bundesligisten aufnahm, war es um das Verhältnis der beiden nicht eben zum Besten bestellt. Favre wollte auf Simunic, dessen Spiel immer mal wieder von Blackouts und Platzverweisen durchkreuzt war, verzichten. Das hat sich grundlegend geändert. Simunic spielt wie zu seinen besten Zeiten und ist eine Schlüsselfigur im Konzept Favres. Wie kein anderer verstehe er es, die Vorgaben des Trainer auf den Platz zu bringen.

Hinter Josip Simunic liegt eine lange wie wechselvolle Karriere in Berlin. „In wenigen Tagen werde ich neun Jahre bei Hertha sein. Ich habe einiges erlebt“, erzählt Simunic und sagt, dass ihm das Lob, das ihm derzeit von allen Seiten zuteil wird, gar nicht gefällt. „Ich mag es nicht, dass einzelne Spieler wie ich jetzt herausgehoben werden, weil es ohne die zehn anderen nicht geht.“ Vielleicht weiß Simunic auch nur, wie schnell es in die andere Richtung gehen kann.

Der Vertrag bei Hertha läuft bis 2011

Im Sommer 2006 hatte der in Canberra geborene Kroate bei Hertha um fünf Jahre verlängert, was ihm zu einem der Topverdiener Herthas machte. Danach stagnierten seine Leistungen. Es hieß, seine Psyche spiele nicht mit. Diese Phase hat der Kroate hinter sich gelassen. „Mein größter Fehler war, dass ich Angst hatte, Fehler zu machen“, sagt Simunic heute. „Spieler dürfen Fehler machen, nur so wird man ein besserer Spieler.“

In dieser Saison spielt Simunic wie ausgewechselt. Seine Ballsicherheit, seine Übersicht und seine Spieleröffnung machen ihn zu einer Säule im Spiel der Berliner. „Wir können und müssen uns noch verbessern“, sagt Simunic. „Wir hatten Glück und Spiele gewonnen, die wir eigentlich nicht hätten gewinnen dürfen. Aber heute gewinnen wir die engen Spiele. Das ist eine besondere Qualität.“

Traum von der Champions League

Simunic, der in seiner Nationalmannschaftskarriere mehrere große Turniere für Kroatien bestritten hat, ist mit seiner Erfahrung für Hertha sehr wichtig. „Wir müssen aufpassen, wir haben viele junge Spieler im Team. Sie wissen nicht, was es heißt, in der Liga oben zu stehen.“ Nicht jeder Spieler komme mit diesem Druck klar. „Sie sollten nicht zu oft auf die Tabelle schauen“, sagt Simunic, schließlich sei es einfacher, nach oben zu kommen, als oben zu bleiben. „Die ersten vier, fünf Spiele der Rückrunde sind Schlüsselspiele für uns. Wenn wir da gut wegkommen, können wir ein neues Ziel in der Öffentlichkeit formulieren.“ Das hieße dann Champions League.

Diesen Traum hat Josip Simunic ebenso wenig aufgegeben wie den, einmal in England zu spielen. Das hat er jüngst einer australischen Zeitung gesagt. „Ich fühle mich hier wohl, alle sehen das. Ich weiß, was ich hier habe“, sagte Simunic gestern. „Ich konzentriere mich auf Hertha. Wenn es mit England klappt, ist es schön, und wenn nicht, dann auch.“

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