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Doppeldeckung. Auch mit gegenseitiger Hilfe in der Defensivarbeit (hier Langkamp und Weiser gegen Castro) verhinderten die Berliner einen Treffer für Dortmund.

© dpa

Hertha BSC: Starke Abwehrhaltung

Als erste Mannschaft in dieser Saison lässt Hertha BSC gegen Borussia Dortmund keinen Treffer zu. Doch die Berliner bangen nun um Darida, Lustenberger und Skjelbred.

Die Umstellung hätte bestimmt nicht jeder verkraftet. Runter von der Buckelpiste, dem Rasen im Olympiastadion, der am Samstag noch lange nach dem Spiel Thema war, gerade beim Gegner. Und am nächsten Morgen rauf auf den Trainingsplatz, der im Vergleich und angesichts der Jahreszeit fast schon wie ein Seidenteppich daherkommt. So hat Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, seiner Mannschaft für Sonntagvormittag spontan trainingsfrei gegeben. Allein mit den äußeren Bedingungen hatte das allerdings nicht zu tun, dahinter steckte durchaus eine Botschaft. Dass sich so ein Unentschieden wie am Samstag im ausverkauften Olympiastadion nämlich auch ganz gut anfühlen kann, anders noch als vor zwei Wochen zum Rückrundenstart gegen Augsburg (0:0) oder vor einer Woche beim 3:3 in Bremen.

„Wir haben gegen eine Weltklasse-Mannschaft gespielt“, sagte Angreifer Vedad Ibisevic nach dem 0:0 im Bundesliga-Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund. Mit der Definition hatten es die Dortmunder zwar nicht so genau genommen, sie waren nach äußerst verhaltenem Beginn eher wie ein ordentlicher Bundesligist aufgetreten, nicht besser, nicht schlechter. „Aber wir haben unsere Aufgabe auch sehr gut gemacht, haben nicht viel zugelassen und super gestanden“, ergänzte Ibisevic, „dann muss es auch mal gut sein.“ Auch Thomas Tuchel verwies auf die Wechselwirkung zwischen eigenem Tun und dem, was der Gegner überhaupt zugelassen hatte. „Wir haben eine ganze Weile gebraucht, um uns der Härte und der Aggressivität zu erwehren und eine Einstellung zu finden gegen diese leidenschaftlich verteidigende Hertha“, sagte der Dortmunder Trainer. Es muss Musik in Dardais Ohren gewesen sein, zumal das Lob berechtigt war.

Schließlich war es seiner Mannschaft als erster in dieser Saison gelungen, den BVB bei null Treffern zu halten. Die hochgelobte Dortmunder Offensive, mit 52 Toren weiterhin führend in der Bundesliga, produzierte nur sehr bedingt klare Gelegenheiten, selbst in der Phase nach Wiederanpfiff, als sie deutlich feldüberlegen war. Eine Woche nach der vielleicht chaotischsten Viertelstunde in der nun einjährigen Amtszeit von Dardai inklusive dreier Gegentreffer in zehn Minuten zeigten die Berliner wieder, was sie in dieser Spielzeit stark gemacht und für den Moment auf Tabellenplatz drei geführt hat. „Die Abwehr ist eindeutig ein Qualitätsmerkmal. Vieles ist genau so passiert, wie wir uns das vorgestellt und erhofft haben“, sagte Sebastian Langkamp.

Aubameyang kam nicht zur Entfaltung

Der Innenverteidiger war in einer geschlossenen Berliner Mannschaft erneut einer der auffälligsten Spieler. Eindruck hinterließ vor allem, wie Langkamp im Verbund mit seinen Neben- und Vorderleuten einen der nachweislich besten Offensivspieler der Liga aus dem Spiel nahm: Pierre-Emerick Aubameyang. Für den mit 20 Treffern Führenden der Torschützenliste war der Arbeitstag bereits nach 72 Minuten beendet, Diagnose: akute Lustlosigkeit angesichts der Gegenwehr. „Ich wechsle Auba ungern aus, aber heute hatte ich nie das Gefühl, dass er richtig im Spiel war“, begründete Tuchel seine Entscheidung. „Es spricht für unseren Teamgeist, dass wir defensiv so gut stehen“, sagte Dardai, „jeder arbeitet für den anderen und erfüllt seine Aufgabe, das haben wir oft bewiesen.“ Trotz all der Angriffskünstler im Dortmunder Kader blieben alle Berliner am Samstag ohne Gelbe Karte, insgesamt foulte Hertha auch nur elf Mal in 90 Minuten. „Überragend“, sagte Dardai.

Einen kleinen Kritikpunkt fand der Ungar allerdings doch noch nach diesem Spieltag, er betraf die Effektivität seines Teams bei den wenigen, aber durchaus gefährlichen Vorstößen in der Schlussphase. „Es wäre schön gewesen, wenn wir so ein Spiel vor so vielen Zuschauern auch mal mit 1:0 über die Bühne gebracht hätten“, sagte Dardai, „das müssen wir noch lernen, eine kleine Möglichkeit gab es ja.“ Nach dem Hinspiel hatten sich die Berliner noch über ihre Defensivleistung gefreut, obwohl am Ende drei Gegentore und eine Niederlage (1:3) standen.

Vor dem Pokalviertelfinale am Mittwoch in Heidenheim bangt Hertha nun jedoch um Vladimir Darida (Blessur oberhalb der Achillessehne), Fabian Lustenberger (Knie verdreht) und Per Skjelbred (fiebriger Infekt), Ihre Einsätze könnten sich erst kurz vor Anpfiff entscheiden.

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