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Zu spät: In der ersten Hälfte erreichte Valentin Stocker eine Flanke nur noch mit der Fußspitze und konnte den Ball nicht mehr auf das Bayern-Tor bringen.

© afp

Hertha BSC: Systemprüfung abgeschlossen

Hertha BSC wollte gegen den FC Bayern München das aktuelle Spielsystem prüfen. Resultat: Nach der 0:1-Niederlage hadern die Berliner damit, den Meister nicht noch mehr geärgert zu haben.

Mit späten Gegentoren verhält es sich in etwa so wie früher in der Schule mit dem Klassenclown: Nichts und niemand ist unnütz, er/sie/es kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen. Diesen Ansatz hat am Sonntag, also wenige Stunden nach der 0:1-Niederlage von Hertha BSC beim FC Bayern, auch Pal Dardai vertreten. Ob der entscheidende Treffer durch Bastian Schweinsteiger und seine Entstehung im Speziellen intern noch einmal zur Sprache kommt, wurde der Berliner Trainer gefragt. „Ich habe den Jungs gesagt, dass sie sich die Szene noch drei, vier Mal ansehen sollen, wenn sie nach Hause gehen“, berichtete Dardai, „weil ich so etwas in Zukunft nicht mehr sehen will.“

Wie Münchens Mitchell Weiser auf dem rechten Flügel Richtung Grundlinie durchstartete und dabei gleich vier Berliner stehen ließ, „das hat mir in den Augen wehgetan“, sagte Dardai. Seine Mannschaft hatte in den 79 Minuten zuvor so viel investiert gegen diesen scheinbar übermächtigen Gegner, und am Ende fehlte im Grunde nur ein taktisches Foul im richtigen Moment, um einen durchaus verdienten Punkt aus München mitzunehmen. So musste sich Hertha den Bayern zum zweiten Mal innerhalb einer Saison mit dem denkbar knappsten Ergebnis geschlagen geben, mit 0:1. Im Gegensatz zum Hinspiel Ende November, als die Berliner chancenlos waren, ließen sie diesmal über 90 Minuten kaum gefährliche Situationen zu und erarbeiteten sich ihrerseits ein paar aussichtsreiche Gelegenheiten.

Pal Dardai: "Haben unser System geprüft und es hat gut ausgesehen"

Genau deshalb wollte Dardai die erste Niederlage seit sieben Pflichtspielen und damit einhergehend das Ende einer langen Serie auch ausdrücklich als Fortschritt verstanden wissen. „Wir haben unser System geprüft, und es hat ganz gut ausgesehen“, sagte Dardai. „Wir sind gerannt, haben verschoben, den Gegner vom Tor weggehalten, die Räume eng gemacht“, zählte der Ungar auf, „die erste Halbzeit war Note 1.“ Der zweite Durchgang erhielt in der Bewertungsskala den Zusatz minus, und das war vor allem einer anderen zentralen Szene geschuldet: der größten Chance der Begegnung durch Nico Schulz, die Manuel Neuer mit einer Glanzparade zunichte machte. „Das war ein kleiner Matchball“, befand Dardai, „ich hätte gern gesehen, wie das Spiel verlaufen wäre, wenn Nico das 1:0 macht.“

Besagte Szene erinnerte sowohl in ihrer Entstehung als auch in ihrem Resultat stark an das Spiel beim VfB Stuttgart vor einigen Wochen. Auch da besaß Schulz nach einem Sprint über das halbe Feld die Chance zum womöglich siegbringenden Treffer. „Ich bin trotzdem nicht sauer auf Nico, ich sehe das Positive“, sagte Dardai. Im konkreten Fall war das die Beobachtung, dass sich Schulz erneut in eine exzellente Position gebracht und darüber hinaus seinen Abschluss verbessert hatte. „Abgesehen von Manuel Neuer halten diesen Schuss nicht viele Torhüter in der Bundesliga“, sagte Dardai.

Sascha Burchert "ist ein Mann geworden"

Nicht ganz so überschwängliches Lob gab es für Sascha Burchert, trotzdem verdiente sich der Ersatzmann des verletzten Thomas Kraft gute Noten bei seinem kurzfristigen Einsatz. „Sascha ist ein Mann geworden, er hat große Ruhe ausgestrahlt“, sagte Dardai. „Früher hat er immer gut trainiert, aber wenn es dann in den Wettkampf ging, wusste man nie so richtig, was passiert“, ergänzte der Trainer, „den Eindruck hatte ich diesmal nicht.“ Ob Burchert auch am nächsten Sonntag im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach wieder das Berliner Tor hüten darf, ist aber noch unklar und hängt wohl in erster Linie vom Heilungsprozess bei Thomas Kraft ab, der an alter Wirkungsstätte wegen einer Rippenprellung gefehlt hatte. Eine erste Tendenz dürfte sich am Dienstagnachmittag bei der nächsten verbindlichen Trainingseinheit der Berliner erkennen lassen. Nach dem Auslaufen am Sonntag, an dem sich sogar Manager Michael Preetz im kurzen Beinkleid beteiligte, haben die Profis am Montag einen freien Tag.

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Am Dienstag beginnt schließlich die unmittelbare Vorbereitung auf die Partie gegen Mönchengladbach am Sonntag, und angesichts der Ergebnisse der Abstiegskandidaten am zurückliegenden Wochenende kann Hertha durchaus noch den ein oder anderen Punkt vertragen. Aktuell beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz sechs Punkte. Muss da doch noch mal gerechnet werden bei vier ausstehenden Spielen? Pal Dardai ist optimistisch: „In meiner Rechnung gewinnen wir noch mindestens ein Spiel. Das sollte dann auch reichen.“

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