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Sport: Hertha BSC: "Vielleicht sind wir noch nicht so weit"

Jürgen Röber wuselt in seiner Coachingzone umher. Er springt von der Trainerbank auf, rudert mit den Armen, staucht seine Spieler zusammen, verharrrt dann schweigend am Spielfeldrand, um Sekunden später doch wieder wild gestikulierend auf seinen Kotrainer Bernd Storck einzureden.

Jürgen Röber wuselt in seiner Coachingzone umher. Er springt von der Trainerbank auf, rudert mit den Armen, staucht seine Spieler zusammen, verharrrt dann schweigend am Spielfeldrand, um Sekunden später doch wieder wild gestikulierend auf seinen Kotrainer Bernd Storck einzureden. Neunzig Minuten geht das so, an jedem Wochenende. Auch am vergangenen Sonnabend im Fritz-Walter-Stadion: Hertha BSC führt in Kaiserslautern, ein paar Minuten sind noch zu spielen. Auf den Rängen denkt schon lange niemand ernsthaft daran, dass die souverän kickenden Berliner hier noch den Ausgleich kassieren würden.

Zum Thema Online Spezial: Hertha BSC Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Abpfiff. Trainer Röber ist die Erleichterung anzusehen. Seine Mannschaft hat durch ein Tor des Brasilianers Alex Alves 1:0 gewonnen und sich für den Uefa-Cup qualifiziert. Auf der anschließenden Pressekonferenz sitzt der 47-Jährige nun lächelnd vor dem Mikrofon. "Die Mannschaft hat jetzt fünfmal hintereinander auswärts verloren. Da war es sehr wichtig für den Kopf, hier auf dem Betzenberg zugewinnen", sagt Röber. Sein Team hatte sich vor allem in der zweiten Halbzeit gesteigert und nicht auf das Unentschieden geschielt. Ein Punkt hätte Hertha gereicht. Stattdessen aber machten die Berliner das Spiel.

"Wir haben dazu beigetragen, dass wir zumindest eine theoretische Chance hatten, die Champions League zu erreichen", sagt Manager Dieter Hoeneß. Gebracht hat es wenig. Bochum verlor in Leverkusen, Hertha kam nicht mehr heran. Enttäuscht? Hoeneß schüttelt den Kopf. "Ich bin froh, dass wir aus eigener Kraft den Uefa-Cup erreicht haben." In der vergangenen Saison war das noch anders: Hertha BSC hatte am letzten Bundesliga-Spieltag im Olympiastadion 0:3 gegen Borussia Dortmund verloren und zog nur deshalb in den Uefa-Cup ein, weil Verfolger VfB Stuttgart beim Absteiger Armninia Bielefeld eine 3:0-Führung noch verspielt hatte.

Die Teilnahme am Uefa-Cup ist zumindest ein kleiner Erfolg, aber auch das wollen bei Hertha nur nur Wenige erkennen. Dabei lag Hertha in der vergangenen Saison 23 Punkte hinter den Bayern, diesmal sind es sieben. Und vorne haben die Berliner im Vergleich 19 Tore mehr geschossen. Röber weiß, "dass man damit in Berlin nicht zufrieden ist". Auch wirkt nicht so richtig glücklich. Schließlich hatte sich seine Mannschaft - und damit auch Röber - in die missliche Situation gebracht, vielleicht doch am UI-Cup teilnehmen zu müssen. Dafür übernimmt er die Verantwortung, auch in der Öffentlichkeit. "Wir hätten mehr erreichen können", sagt Röber. "Aber vielleicht sind wir einfach noch nicht so weit." Libero Dick van Burik, geht einen Schritt weiter. Der Holländer moniert, "dass uns die Konstanz gefehlt hat. Wir haben Potenzial, sind aber noch keine große Mannschaft." Und: "Wir haben erreicht, was wir erreichen mussten." Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

In der nächsten Saison wird Hertha BSC seine sportlichen Ziele höher setzen. "Platz drei" fordert Manager Dieter Hoeneß, also die Qualifikation für die Champions League. Weniger tut es künftig nicht mehr, da die Bundesliga den vierten Startplatz in der europäischen Gesamtwertung an die englische Premier League eingebüßt hat. Hertha lässt sich den Erfolg einiges kosten: Der Etat steigt auf knapp 82 Millionen Mark. Einnahmen aus dem Europapokal sind darin nicht eingeplant. Der Stellenwert des Uefa-Cups ist bescheiden, das wissen die Berliner nach ihren Ausflügen in die moldawische und polnische Provinz. Das ist der Wettbewerb, in dem Mannschaften wie der Berliner Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Union mitkicken dürfen. Was zählt, ist die Champions League, und die erreicht man nur über die Bundesliga. "Irgendwann wollen wir auch mal um die Deutsche Meisterschaft mitspielen", sagt Sebastian Deisler. "Irgendwann" und "wir" - das klingt nach einer längerfristigen Zusammenarbeit zwischen Hertha und dem bei der Konkurrenz so begehrten Nationalspieler. Wochenlang hat sich Manager Hoeneß bei Deisler den Mund fusselig geredet, jetzt scheint er am Ziel zu sein.

Die Saison hätte schlechter ausklingen können.

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