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Hertha BSC: Vier Gründe dafür, warum Hertha im Moment ein Spitzenteam ist

Hertha BSC reist als Tabellenvierter zum FC Bayern. Doch warum sind die Berliner derzeit eigentlich so gut? Unsere Analyse gibt Aufschluss.

Wenn Hertha BSC am Samstag bei Bayern München antritt, ist das auf den ersten Blick eine ziemlich klare Angelegenheit. Der Triplegewinner, „die beste Mannschaft Europas“ (Jos Luhukay) oder auch „die beste Mannschaft der Welt“ (Sebastian Langkamp) empfängt den Aufsteiger aus der Zweiten Liga. Andererseits ist es auch das Duell des Tabellenführers gegen den Tabellenvierten, mithin das Spitzenspiel der Bundesliga. „Von der Tabelle her ist es das“, sagt Herthas Innenverteidiger Langkamp. Von der Tabelle her sind die Berliner also auch eine Spitzenmannschaft. Wir ergründen, warum das so ist – für den Moment.

Die Defensive

In neun Spielen hat Hertha erst neun Gegentore kassiert – das ist hinter den Champions-League-Finalisten Bayern (vier) und Dortmund (sieben) der beste Wert aller 18 Bundesligisten. Das Interessante daran ist, dass die Berliner defensiv stark sind, gerade weil sie nicht ultradefensiv spielen. In der Regel attackieren die Berliner ihre Gegner sehr früh und halten sie damit weit vom eigenen Tor. „Das ist das, was wir am besten können“, sagt Langkamp. Allerdings ist die Mannschaft taktisch so gut geschult, dass sie bei Bedarf auch wie ein typischer Aufsteiger spielen kann: weit zurückgezogen wie zuletzt gegen Mönchengladbach. In der zweiten Hälfte ließ Hertha auf diese Weise gegen den drittbesten Sturm der Liga keine einzige Chance zu. „Gegen eine Top-Fünf-Mannschaft wie Gladbach ist es schwer, sein eigenes Spiel durchzuziehen“, sagt Langkamp. Dass auch die Alternativlösung funktionierte, ist mit Blick auf das Spiel bei der Top-Eins-Mannschaft Bayern nicht die schlechteste Erkenntnis.

Die Fitness

Die ersten 15 Minuten sollte Hertha alles aus sich rausholen, den Gegner aus Mönchengladbach tief in dessen Hälfte attackieren und ihn damit verunsichern. Der körperliche Aufwand war immens, und auf der Tribüne stellten sich vermutlich viele die Frage: Halten die das 90 Minuten durch? Sie hielten. „Die Mannschaft ist körperlich unglaublich stark“, sagt Trainer Luhukay. „Die Fitness war schon letztes Jahr top, jetzt haben wir noch zugelegt: Wir laufen mehr als in der Zweiten Liga.“ Dass die Mannschaft das kann, ist das Resultat kluger Trainingsgestaltung. Fabian Lustenberger hat einmal gesagt, dass sich kein genereller Unterschied feststellen lasse zwischen der Vorbereitung und dem Training während der Saison. Die Fitness ist stets ein Thema. Dass sich das auszahlt, zeigt folgende Statistik: Von den fünfzehn Saisontoren hat Hertha elf in der zweiten Hälfte erzielt.

Die Neuen

Pierre-Michel Lasogga hat am Sonntag wieder für den HSV getroffen, zum sechsten Mal im vierten Spiel hintereinander. Solche Meldungen verstören Herthas Anhang immer noch ein bisschen. Aber es könnte schlimmer sein. Der Schmerz, dass Lasogga nicht mehr für Hertha stürmt, wird dadurch gelindert, dass im Gegenzug Per Skjelbred vom HSV gekommen ist. Der Norweger hat sich als echter Glücksgriff erwiesen. Luhukay nennt ihn einen „Multi-Allrounder“, weil Skjelbred im Mittelfeld schon fast jede Position besetzt hat. Auch mit den anderen vier Neuen hat Hertha nichts verkehrt gemacht. Alle sind Stammspieler; wenn sie nicht verletzt waren, standen Sebastian Langkamp, Hajime Hosogai, Alexander Baumjohann und Johannes van den Bergh sogar immer in der Startelf – genau wie Per Skjelbred.

Der Kader

Wenn ein Trainer nach neun Spielen schon 22 verschiedene Spieler eingesetzt hat, ist das ein sicheres Indiz dafür, dass einiges noch nicht so läuft, wie es laufen sollte. Für Hertha und Luhukay gilt das sicher nicht. Dass der Holländer auffallend häufig seine Mannschaft verändert, ist eher Ausdruck seiner Flexibilität. Luhukay sucht für jeden Gegner die beste Strategie und das beste Personal – und kompensiert damit erfolgreich, dass sein Kader nominell ganz bestimmt nicht der viertstärkste der Liga ist. Überraschungen sind für Luhukay kein Selbstzweck, sondern schlicht Notwendigkeit. Vermutlich wird er sich auch für das Spiel in München etwas einfallen lassen. Dem Vorschlag von Sebastian Langkamp wird er aber eher nicht folgen: „Am besten spielen wir mit drei Torhütern.“

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