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Trainieren mit Kontakt. Die Berliner Klubs gehörten zu den letzten, die von der Politik die Erlaubnis bekamen.

© Hertha BSC/Pool

Hertha BSC vor Bundesliga-Neustart: Wie früher, nur anders

Am Freitag hielt Hertha BSC unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia das erste Teamtraining ab – und begibt sich in Quarantäne.

Am Feiertags-Freitag meldete sich Bruno Labbadia vom Trainingsplatz. „Wir sind froh, dass wir wieder mal Elf gegen Elf spielen durften“, sagte Herthas Trainer. Am Tag zuvor hatte der Fußball-Bundesligist aus Westend vom Senat die Genehmigung fürs Mannschaftstraining erhalten. Die meisten anderen Bundesländer hatten schon früher ihre Zustimmung gegeben. Bisher war in Berlin für Hertha und den 1. FC Union das Training nur in kleinen Gruppen erlaubt.

Bei schönem Wetter begrüßte Labbadia seine Spieler zum ersten gemeinsamen Mannschaftstraining unter seiner Führung. Der 54-Jährige ist nach Ante Covic, Jürgen Klinsmann und Alexander Nouri bereits Herthas vierter Trainer in dieser Spielzeit und seit vier Wochen im Amt. Doch bisher konnte er noch nicht einmal mit der kompletten Mannschaft arbeiten.

Eines kann man Hertha BSC ganz sicher nicht unterstellen, nämlich, dass es langweilig wird. „Wir lassen auch nichts aus in dieser Spielzeit“, hatte Michael Preetz am Donnerstag in einer Videokonferenz mit Blick auf das Facebook-Video von Salomon Kalou gesagt. Nach den Wirrungen und Irrungen um den ehemaligen Trainer Klinsmann von Anfang Februar, hatte vor wenigen Tagen der bizarre Kabinenmitschnitt des ivorischen Stürmers Kalou erneut die gesamte Bundesliga-Branche in heilige Aufruhr versetzt.

Nicht zuletzt weil es zeigte, wie fahrlässig mitunter der Umgang mit den strengen Hygienevorschriften ist. Dabei bilden diese eine nicht unwesentliche Grundlage dafür, warum der Profifußball in Deutschland ab dem 16. Mai die dann neun Wochen unterbrochene Spielzeit wieder fortführen darf.

„Wir sind froh, dass wir den Spielbetrieb wieder aufnehmen können“, sagte Preetz. Nach Auskunft von Herthas Managers sei das Fehlverhalten aufgearbeitet, es wurden nochmals Schulungen in Deutsch und Englisch abgehalten, Kalou wurde suspendiert. „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um darauf zu achten, dass wir die Regeln einhalten“, sagte Preetz.

Hertha nimmt auch einige Jungprofis in den Kader

Hertha wird sich ab Sonntag in ein von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vorgegebenes „Quarantäne-Trainingslager“ begeben. Dafür wird das Team ihr übliches Mannschaftshotel, das „Palace“ am Ku’damm, beziehen. Hertha wird dann nur zwischen Hotel und dem Trainingsgelände in Westend pendeln.

Die Bundesliga setzt den Spielbetrieb mit dem 26. Spieltag fort, also da, wo die Spielzeit wegen der Coronaviruspandemie unterbrochen worden war. Hertha tritt am 16. Mai bei der TSG Hoffenheim an. Eine Woche später kommt es im Olympiastadion zum Stadtderby mit dem 1. FC Union. Die genaue Terminierung wird die DFL noch vornehmen. Diese beiden Spieltage werden frei empfangbar sein. Die DFL sieht zudem in ihrem Konzept vor, dass die Vereine für einen möglichst großen Spielerkader sorgen sollen, damit bei etwaigen Ausfällen ausreichend Ersatz bereit steht und es nicht zu weiteren Spielausfällen kommt. Deshalb wird Hertha auch einige Jungprofis in den Kader für die siebentägige Vorbereitung nehmen und sich mit mehr als 30 Spielern in die Quarantäne begeben.

Wie allen anderen Bundesligavereinen fällt es auch Hertha schwer, den momentanen Leistungsstand zu beurteilen. Für Hertha kommt erschwerend hinzu, dass das Trainerteam ausgetauscht worden ist. Für Labbadia bleiben wenige Trainingseinheiten bis zum Re-Start der Saison. „Wir wissen, dass wir dann natürlich eine sehr überschaubare Anzahl an regulären Trainingseinheiten haben werden“, sagte Preetz, fügte aber hinzu: „Das wussten wir vorher, dass wir Dinge in Kauf nehmen müssen in dieser schwierigen Situation.“ Vielmehr aber sei er froh, dass es wieder losgehe mit dem Ligabetrieb.

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In der Diskussion sei bekanntlich auch ein Starttermin eine Woche später gewesen. Für beide Termine hätte es gute Gründe gegeben, gerade auch Labbadia wäre über eine 14-tägige Vorbereitung mit dem kompletten Mannschaft nicht böse gewesen. Trotzdem stehe Hertha hinter dem früheren Starttermin. „Wir alle haben jetzt ein klares Ziel vor Augen, das ist der 16. Mai“, sagte Preetz.

Spannend dürfte sein, welches fußballerische Niveau die Mannschaften zeigen können. „Wir sind alle gespannt, was uns da erwartet ab dem kommenden Wochenende, wie die Fußballspiele ablaufen werden.“ Vor leeren Rängen zu spielen, sei eine komplett ungewohnte Situation für alle, sagte Preetz. „Wir wünschen uns, dass wir Rhythmus aufnehmen können.“ Das sei keine normale Vorbereitung, „aber wir nehmen das an und suchen keine Ausreden“, sagte Labbadia.

Derweil wird Salomon Kalou sich anderweitig umschauen müssen. Dass der 34-Jährige, dessen Vertrag nach sechs Jahren in diesem Sommer ausläuft, noch einmal für Hertha BSC auflaufen wird, gilt als ausgeschlossen. Preetz hat die Suspendierung des Ivorers als alternativlos bezeichnet. Dieser habe sich bei allen entschuldigt. Preetz: „Wir werden ihn aber nicht verdammen.“

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