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Zum ersten Mal seit 2009 hat Hertha die Spielklasse gehalten. Dennoch wollen sich die Berliner in den letzten drei Spielen nicht hängen lassen, die Mittelfeldspieler Per Skjelbred (l.) und Tolga Cigerci halten selbst auf dem Boden noch etwas Spannung.

© Imago

Hertha BSC vor dem Spiel gegen Eintracht Braunschweig: "Der Klassenerhalt war nicht selbstverständlich"

Nach einer Saison ohne Abstiegsnöte hofft Hertha auf neue Leichtigkeit. Trainer Luhukay erwartet heute im Spiel kämpferische Braunschweiger - und plant schon für die kommende Spielzeit.

Otto Rehhagel hat der Fußballwelt einige Weisheiten hinterlassen. Als er noch ein junger Trainer war, stellte er einmal fest: "Das beste Trainingslager ist die eigene Frau." Als Rehhagel später ein nicht mehr ganz so junger Trainer war, brach er mit dieser Erkenntnis und beschloss, das beste Trainingslager für Hertha BSC sei Castrop-Rauxel. Die Berliner steckten tief im Abstiegskampf und bereiteten sich im Ruhrgebiet auf das vorletzte Saisonspiel beim FC Schalke vor, das 0:4 endete. Der Rest ist bekannt.

Derlei Aktionismen hat Hertha zwei Jahre später nicht nötig. Der Klassenerhalt wurde am vergangenen Wochenende sichergestellt, drei Spieltage vor Schluss. Dass das gar nicht so selbstverständlich ist, zeigt der kommende Gegner und Mitaufsteiger Eintracht Braunschweig. Der fand, das beste Trainingslager vor dem Spiel heute in Berlin (15.30 Uhr) sei Neuruppin. In Brandenburg bereitete sich der Tabellenletzte mit dem wieder genesenen Torjäger Domi Kumbela auf seine drei Endspiele vor und hofft heimlich, dass die Schlussgegner Hertha, Augsburg und Hoffenheim diese Partien nicht mehr ganz so ernsthaft angehen.

Worum geht es eigentlich noch für Hertha?

Doch Moment, für Hertha geht es noch um … worum geht es eigentlich noch für Hertha? Sebastian Langkamp weiß gleich drei Antworten: "Um die maximale Punkteausbeute, den ersten Heimsieg der Rückrunde und darum, die Saison mit einem positiven Gefühl abzuschließen", formuliert Herthas Verteidiger die Ziele für die Restspiele gegen Braunschweig, Bremen und Dortmund. Das Gefühl war zuletzt nicht gerade positiv, obwohl Hertha das gesteckte Saisonziel erreicht hat. "Ich habe das Gefühl, der Klassenerhalt ist in der Außenwahrnehmung zu kurz gekommen", findet Langkamp, "das war nicht selbstverständlich, bei allem, was hier in den letzten fünf Jahren passiert ist." Zum ersten Mal seit 2009 hat Hertha die Spielklasse gehalten. Doch die Serie von zuletzt neun sieglosen Spielen hat diesen Erfolg überschattet beim schlechtesten Team der Rückrunde.

Gefühlt stand der Klassenerhalt schon lange fest, nur der Vollzug ließ auf sich warten. "Klar, wir hätten das schon früher schaffen können", sagt Langkamp, dennoch sei man "stolz auf die Leistung". Der 26-Jährige hofft, dass der Vollzug dem Team "die Leichtigkeit zurückgibt. Am Samstag sollte schon zu erkennen sein, wer noch um den Klassenerhalt bangt und wer befreit aufspielen kann." Hertha habe jedenfalls nicht den Anspruch, irgendjemandem Hilfe im Abstiegskampf zu leisten, "dafür haben wir selbst zu viel Nachholbedarf".

Viele objektive Ziele gibt es zwar nicht mehr bei Hertha. Die Europa League kann nur noch theoretisch erreicht und der FC Augsburg bei fünf Punkten Rückstand nur schwer überholt werden, was immerhin eine Million Euro an zusätzlichem Fernsehgeld brächte. Doch die Berliner wollen den insgesamt guten Klang dieser Saison nicht endgültig verstimmen, in dem sie im Schlussakkord auch noch den Wettbewerb verzerren.

Die letzten Spiele - das beste Trainingslager für die kommende Saison

"Braunschweig wird mit Herz und Leidenschaft kämpfen", ahnt Trainer Jos Luhukay und fordert: "Meine Mannschaft soll mit ihrer Körpersprache ausstrahlen, dass sie bereit ist, die letzten drei Spiele hundertprozentig anzugehen."

Luhukay selbst hatte geahnt, dass die Rückrunde schwer werden würde, das Ausmaß des Absturzes mit nur zehn Punkten in 14 Spielen hat ihn überrascht. "Für mich ist es das erste Mal, dass die Rückrunde nicht so erfolgreich ist wie die Hinrunde", sagt er. "Ich beurteilte aber die gesamte Saison, und da sind wir nicht unzufrieden." Wichtig sei, dass Hertha nun für ein weiteres Jahr Bundesliga planen kann. Da müsse der Klub den nächsten Schritt machen. "Wir werden für Abwehr, Mittelfeld und Sturm je ein bis zwei Neuzugänge holen und hoffen, dass sie uns wieder mehr Qualität verleihen." Luhukay könnte mit Blick auf die neue Saison experimentieren, Alexander Baumjohann oder Ronny in der Startelf begutachten oder einen möglichen Ersatz für Adrian Ramos, auch wenn der scheidende Torjäger wieder spielen kann. Wenn man so will, sind die letzten drei Spiele das beste Trainingslager für die kommende Saison.

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