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Positive Entwicklung. Marcel Ndjeng (links, gegen Bayerns Bernat) stieg einst mit Mönchengladbach auf, heute kommt es zu einem Wiedersehen mit seinem Ex-Klub.

© dpa

Hertha BSC vor Spiel in Mönchengladbach: Marcel Ndjeng: einfach unkaputtbar

Marcel Ndjeng steht vor jeder Saison in Frage, spielt bei Hertha BSC aber trotzdem regelmäßig. Am Samstag tritt er bei seinem früheren Verein Borussia Mönchengladbach an - und steht vor einem besonderen Jubiläum.

Als Marcel Ndjeng Borussia Mönchengladbach im Januar 2009 verlassen hat, sah es nicht gut aus für den Verein. Die Mannschaft stand nach der Hinrunde mit gerade mal elf Punkten auf dem letzten Tabellenplatz; realistisch betrachtet schien der direkte Wiederabstieg kaum noch zu verhindern. Was seitdem mit den Gladbachern passiert ist, findet Marcel Ndjeng „doch recht positiv“. Es ist eine ziemlich nüchterne Umschreibung für eine ziemlich rasante Entwicklung. Vom ewigen Abstiegskandidaten haben es die Gladbacher in relativ kurzer Zeit zum verlässlichen Europacupanwärter gebracht.

Marcel Ndjeng klingt ohnehin recht nüchtern, wenn er über den Klub spricht, mit dem er 2008 den ersten seiner drei Bundesligaaufstiege gefeiert hat. Seine Beziehungen zu Gladbach? „Keine“, sagt er – und lacht. Vier Spieler der Borussia – Christofer Heimeroth, Roel Brouwers, Filip Daems und Tony Jantschke – kennt er noch aus seiner Zeit, Kontakt hat er zu keinem mehr. Seine Erinnerungen an das Zweitligajahr mit Borussias souveränem Aufstieg sind natürlich „sehr positiv“, aber sie werden überlagert von seinem abrupten Abschied nur wenige Monate später. Marcel Ndjeng hat damals eine Erfahrung gemacht, die ihn seitdem hartnäckig begleitet: Er wurde für die Bundesliga als zu leicht befunden.

Zu gut für die Zweite Liga, nicht gut genug für die Erste? Tatsächlich hat Ndjeng zwei Drittel seiner Spiele in der Zweiten Liga (134) bestritten und nur ein Drittel (65) in der Ersten. Die entsprechenden Vorbehalte kennt er. „Die Meinung gibt es jedes Jahr“, sagt Ndjeng. „Da kann ich mich nicht vor schützen.“ Er kann nur immer wieder dagegen anspielen und beweisen, dass die herrschende Meinung vielleicht doch nicht der Realität entspricht.

Gegen Mönchengladbach steht Ndjeng vor seinem 200. Liga-Einsatz

Vor dieser Saison sind die Zweifel sogar noch ein bisschen größer ausgefallen. Obwohl Hertha BSC Ndjengs ausgelaufenen Vertrag gerade erst für ein Jahr verlängert hatte, ging alle Welt davon aus, dass es diesmal aber ganz, ganz schwer für ihn werden würde. Gerade für sein Revier, die offensiven Außenpositionen, hatte der Berliner Fußball-Bundesligist im Sommer ordentlich nachgerüstet. Doch nach etwas mehr als einem Drittel der Saison ist es so wie eigentlich fast immer. „Natürlich bin ich darauf aus, jedes Spiel zu machen“, sagt Ndjeng. „Aber mit den Einsätzen und den Einsatzzeiten bin ich zufrieden.“ Acht von dreizehn Spielen hat er in dieser Saison bestritten, in sieben stand er in der Startelf. Marcel Ndjeng, inzwischen 32 Jahre alt, ist irgendwie unkaputtbar.

Jos Luhukay, Herthas Trainer, wundert sich, wenn man ihn auf die Zweifel an Ndjeng anspricht. Welche Zweifel? Luhukay hat keine, hat nie welche gehabt. „Er gehört zum Kader und hat die Chance wie jeder andere auch“, sagt der Holländer, der Ndjeng schon in Paderborn, Mönchengladbach und Augsburg trainiert hat. „Er ist einer der Spieler, die diese Chance, wenn sie sie denn kriegen, auch wahrnehmen.“ Zuletzt hat Ndjeng zweimal den verletzten Peter Pekarik als rechten Außenverteidiger vertreten. In Köln erzielte er mit einem Freistoß den Siegtreffer, und zuletzt gegen die Bayern trug er durchaus dazu bei, dass deren Offensivkraft nicht allzu großen Schaden anrichtete.

Eigentlich fühlt sich Ndjeng in der Offensive wohler als hinten

Dabei ist die Position in der Defensive eigentlich gar nicht seine. „Ich war immer offensiv zu Hause“, erzählt Ndjeng. Deshalb hat er anfangs auch ein wenig mit der Versetzung nach hingen gehadert. Aber das hat sich inzwischen gelegt. „Es ist keine Position, die mir missfällt“, sagt er. Inzwischen weiß Ndjeng ihre Vorzüge sogar zu schätzen: Man hat das gesamte Spielfeld vor sich, kann das eigene Spiel von hinten mitgestalten und darf sich natürlich auch an der Offensive beteiligen.

Wenn Ndjeng heute mit Hertha in den Borussia-Park (15.30 Uhr, live im Ticker bei Tagesspiegel.de) zurückkehrt, ist das auch die Rückkehr an den Ort, an dem der Außenverteidiger Marcel Ndjeng gewissermaßen erfunden worden ist. Im August 2008, im ersten Spiel der Gladbacher nach dem Aufstieg, wurde er von Luhukay erstmals in die Viererkette zurückgezogen. „Ich fand das eigentlich cool“, sagt Ndjeng. „Aber ich glaube, mein Gegenspieler fand das auch cool.“ Am Ende verloren die Gladbacher 1:3 gegen den VfB Stuttgart.

Inzwischen erledigt Ndjeng die Aufgabe so verlässlich, dass er gute Chancen hat, auch in Mönchengladbach in der Startelf zu stehen – obwohl Peter Pekarik Mitte der Woche ins Training zurückgekehrt und wieder einsatzbereit ist. Sollte Ndjeng gegen seinen Ex-Klub zum Einsatz kommen, wäre es das 200. Ligaspiel seiner Karriere. „Dann muss ich im Training ja richtig Gas geben“, sagt er.

So könnte Hertha spielen:

Kraft - Ndjeng, Brooks, Hegeler, Schulz - Hosogai, Skjelbred, Beerens, Ben-Hatira, Haraguchi - Schieber.

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