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Sport: Hertha: Der Fluch des Erfolgs

So in etwa könnte der erste Arbeitstag des Hertha-Managers Dieter Hoeneß nach dem Urlaub aussehen: Aufstehen, Mailbox abhören mit vielen Journalisten-Fragen, später dann zu Herthas Trainingsgelände fahren zum Gespräch mit Gabor Kiraly und Marko Rehmer. Die beiden sind dort heute mit den anderen Hertha-Spielern für 14.

Von Markus Hesselmann

So in etwa könnte der erste Arbeitstag des Hertha-Managers Dieter Hoeneß nach dem Urlaub aussehen: Aufstehen, Mailbox abhören mit vielen Journalisten-Fragen, später dann zu Herthas Trainingsgelände fahren zum Gespräch mit Gabor Kiraly und Marko Rehmer. Die beiden sind dort heute mit den anderen Hertha-Spielern für 14.30 Uhr zum ersten Training nach der Weihnachtspause verabredet - und eben auch mit Dieter Hoeneß. Der Manager wird das Gespräch mit seinen Angestellten suchen, hieß es gestern bei Hertha. Denn um Torwart und Abwehrspieler gab es in den ersten Tagen des neuen Jahres Gerüchte um Wechsel ins Ausland: Rehmer hatte bereits Kontakte mit Juventus Turin. Das bestätigte der ehemalige Rostocker gestern erstmals. Kiraly soll beim FC Arsenal in London begehrt sein. Das berichtete eine britische Zeitung. Herthas Pressesprecher Hans-Georg Felder fragte gestern bei seinem Kollegen in London nach. Der Arsenal-Sprecher gab an, von nichts zu wissen. Kiraly selbst sagte gestern nichts zu den Gerüchten.

Solche Wechselspielchen zum Trainingsauftakt sind für Hoeneß und seinen Trainer Jürgen Röber Normalität - allerdings nicht, seitdem sie bei Hertha sind. Bisher noch nicht. Beide haben früher beim großen FC Bayern gespielt, wo es zuweilen zum guten Ton gehörte, Spieler möglichst teuer an noch größere Klubs im Ausland zu verkaufen. Millionenschwere Transfer-Deals wie die Verkäufe von Rummenigge, Brehme, Matthäus, Kohler und Reuter sollen in München von etwas kurzsichtigen Schatzmeistern gar als "Sternstunde des Klubs" gefeiert worden sein. Sie brachten noch mehr Geld in die Bayern-Kasse, die ohnehin meist besser gefüllt war als die der Bundesliga-Konkurrenz. Für die Spieler gab es noch mehr Ruhm und ein noch höheres Gehalt in Italien, einer Liga, die über lange Jahre sportlich und wirtschaftlich konkurrenzlos war.

Wird die neue, erfolgreichere Hertha nun wie einst die Bayern zur Probebühne für kleine Stars, die sich für größere Aufgaben im Ausland empfehlen wollen? Schließlich nimmt der Berliner Emporkömmling sich auch sonst gern die Bayern als Vorbild. Davon will Jürgen Röber nichts wissen. "Auf jeden Fall halten", sagt er über Kiraly und Rehmer. "Bei den Bayern ist es ja heute auch nicht mehr so, dass die Spieler unbedingt wegwollen. Da müssen wir auch hin. Dass Spieler bei uns bleiben wollen, weil sie auch hier ihre internationalen Ziele erreichen können." Und dann auch mehr Geld verdienen können? "Natürlich müssen wir auch da etwas tun", sagt Röber. Doch trotz aller Forderungen seines Präsidenten, dass Hertha möglichst bald zu den Großen 14 oder 15 des europäischen Fußballs gehören soll, hält Röber ein baldiges Aufschließen zu den Bayern und damit eine größere Planungssicherheit beim Personal für illusorisch. Einstweilen müssen die Berliner also mit dauernden Wechselgerüchten leben. Und trotzdem versuchen, die besten Spieler zu halten. Denn die Millionen aus solchen Verkäufen sind nicht immer gut angelegt. Eventuelle Folgen sind in den Bayern-Annalen nachzulesen: Auf Rummenigge, Brehme, Matthäus, Kohler und Reuter folgten die Herren Tschiskale, Ekström, Mihailovic und McInally. Und Platz zehn in der Liga.

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