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Hertha - Hannover 0:1: Hertha friert und verliert

Frostige Zeiten: Das 0:1 gegen Hannover lässt Berlins Hoffnung auf den ersten Rückrundenerfolg erkalten. Sollte Kaiserslautern am Sonntag Köln schlagen, würde Hertha auf den Relegationsplatz zurückfallen.

Drei Spiele, kein Sieg und nur ein paar tröstende Worte. Seit dem 0:1 (0:0) gegen Hannover 96 ist die Bilanz von Herthas neuem Trainer noch trüber. Da half auch nicht, dass Michael Skibbe die Leistung seiner Mannschaft nicht so verkehrt fand. „Nur leider hat unsere gute erste Halbzeit nicht den Ertrag gebracht, den wir uns erhofft hatten“, sagte er. Nun gab der jüngste Auftritt seiner ersatzgeschwächten Mannschaft im Berliner Olympiastadion keinen Anlass zu vorsichtigem Optimismus. So wie sich Hertha gegen die Niedersachsen präsentierte, wird es schwer im Abstiegskampf. 36.997 Zuschauer sahen am Sonnabend, wie die Berliner zum neunten Mal in Folge nicht gewinnen konnten.

Bei der Einordnung des tristen Treibens im kalten Stadion fand Skibbes Hannoveraner Kollege Mirko Slomka die deutlicheren Worte. „Meiner Meinung nach war das ein sehr schwaches Spiel auf unterem Bundesliganiveau“, sagte Slomka. Außerdem sei seine Mannschaft auch nur der „glückliche Sieger“ geworden und nicht mehr. Glück oder Niveau – das sind Kategorien, die bei Hertha seit langem nicht besetzt werden. Der letzte Bundesligasieg gelang den Berlinern am 29.Oktober in Wolfsburg. Die seinerzeit selbstbewusst auftretende Mannschaft hat nicht mehr viel zu tun mit dem Team, das sich am Sonnabend ihrem Schicksal ergab. Dabei hatte Hertha BSC das Spiel gut organisiert begonnen.

Die Berliner übernahmen in der ersten Halbzeit die Regie. Peter Niemeyer hatte per Kopfball schon eine gute Torchance in der Anfangsphase, konnte Ron-Robert Zieler im Hannoveraner Tor aber nicht vor eine unlösbare Aufgabe stellen. Immerhin fiel Niemeyer nicht nur durch seine Agilität auf, sondern auch mit mutigem Gewand. Als einziger Akteur auf dem Rasen hatte er sich für ein Trikot mit kurzen Ärmeln entschieden. Aber auch bei seinen Kollegen mit langem Armkleid war zunächst großes Engagement festzustellen. Auch war die wegen des Fehlens von Andre Mijatovic und Christian Lell umformierte Verteidigung erst keine Schwachstelle im Berliner Spiel. Alfredo Morales hinterließ auf der rechten Außenbahn durchweg einen guten Eindruck, Sebastian Neumann dagegen fiel bei seinem Bundesligadebüt durch misslungene Aktionen auf: Nachdem er Mohammed Abdellaoue festgehalten hatte, sah er die Gelbe Karte. Beim einzigen Tor des Spiels griff er Torschütze Abdellaoue nicht an und schließlich sah er eine Viertelstunde vor Schluss noch gelb-rot.

Aber da war für Hertha schon alles gelaufen. Dabei hätten die Berliner in der ersten Halbzeit durch Pierre-Michel Lasogga in Führung gehen können. Nach Zuspiel von Adrian Ramos hatte der Berliner Angreifer den Ball aufs Tor gebracht, doch der für den verletzt ausgeschiedenen Christian Schulz eingewechselte Christopher Avevor schlug den Ball unmittelbar vor der Torlinie weg. „Da hätten wir ein Tor machen müssen“, fand Verteidiger Morales.

Im zweiten Durchgang verstärkten die Niedersachsen ihre Bemühungen in der Offensive. War ja  auch verkehrte Bundesligawelt, dass sich der Tabellensiebte von den ersatzgeschwächten Berlinern in die Enge hatte drängen lassen. Hertha kam kaum noch aus der eigenen Hälfte heraus. Es machte Skibbe sichtlich nervös. Verärgert hüpfte der Berliner Trainer durch seine Coaching-Zone, nachdem Adrian Ramos einen Fehlpass fabriziert hatte. Dem Kolumbianer gelang in der Tat sehr wenig. Skibbe ahnte wohl, was kommen musste, Hannover setzte seine Überlegenheit erfolgreich um. Abdellaoue ließ Gegenspieler Hubnik schlecht aussehen, als er mit einem satten Schuss zum 1:0 für die Niedersachsen traf.

Nun kann Hertha am Sonntag auf Relegationsplatz 16 abrutschen. Vorausgesetzt der 1. FC Kaiserslautern gewinnt gegen den 1. FC Köln. Das ist keine unwahrscheinliche Variante und betrüblich an dieser Konstellation für die Berliner wäre, dass es für sie dann kurzfristig nicht so einfach werden könnte, den ungeliebten Rang zu verlassen: Am kommenden Sonnabend müssen sie beim VfB Stuttgart antreten, eine Woche später kommt Borussia Dortmund ins Olympiastadion. Der Umstand, dass Hertha in der Hinrunde aus diesen beiden Spielen sechs Punkte holten, verspricht sich, die aktuelle Situation zum Maßstab genommen, nicht unbedingt zu wiederholen.

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