zum Hauptinhalt

Sport: Hertha hat eine Botschaft

Das neue Motto: Ehrlicher Fußball

Berlin - Vor ein paar Jahren hat sich Dieter Hoeneß von der Marketing-Abteilung seines Vereins noch überrumpeln lassen. Der Manager von Hertha BSC nickte die Kampagne „Play Berlin“ ab, die den Fußball-Bundesligisten in der Stadt präsentieren, den Fans symphatisch machen und ihm als Marke bundesweit Gewicht verleihen sollte. Die Kampagne blieb, was sie von Anfang an war – gestylt und nicht aussagekräftig. Sehr viel später hat Hoeneß das eingesehen und dann erzählt, dass er von Anfang an ein gemischtes Gefühl gehabt hätte. „Dieser Slogan hat mir nie etwas gesagt. Da stand ich nie dahinter“, erzählte Hoeneß. Die Werbeleute hatten es ihm so erklärt: „Da ist Berlin drin, da ist Spiel drin. Auf Englisch klinge das weltoffener.“ Mittlerweile hat Hoeneß veranlasst, die Kampagne auslaufen zu lassen.

Dieter Hoeneß verlässt sich jetzt lieber wieder auf sein eigenes Gespür als auf irgendeinen Agentur-Entwurf. Ein Slogan, ein Motto, eine Botschaft schießt zwar keine Tore, ist aber ein nicht zu unterschätzender Baustein, sich zurück in die Stadt und die Herzen ihrer fußballaffinen Bürger zu spielen. „Ehrlicher Fußball – das ist unser Motto“, sagt Hoeneß.

Ein hoher Anspruch. Deshalb hat Hertha in der zurückliegenden Sommerpause an vielen Stellschrauben gedreht. Der Kader der Profimannschaft wurde einer umfassenden Reifeprüfung unterzogen. Neben sporttypischen Komponenten spielten Charakter und Persönlichkeit eine ebenso wichtige Rolle, was insbesondere Marcelinho und Alexander Madlung zu spüren bekamen. Beide sind nicht mehr dabei. Der Kader wurde an sich reduziert und in sich noch einmal verjüngt. Die Vereinsführung verkauft diese Maßnahmen gern als bewusstes Handeln, vergisst dabei allerdings zu erwähnen, dass sie aufgrund der wirtschaftlichen Schieflage, in der sich der Verein seit Jahren befindet, dazu gezwungen worden ist. Vor allem aber wurde bislang die Gelegenheit ausgelassen, diese nötige Kurskorrektur als Chance charmant unter die Anhängerschaft zu bringen. Das kann sich jetzt ändern.

Hertha steht unter diesen Gegebenheiten vor einer Saison, die in beide Richtungen offen ist. Das junge Team kann zur positiven Überraschung der Liga werden, es kann aber auch ungemütlich werden, für das unerfahrene Team. „Wir müssen damit rechnen, dass wir auch Rückschläge erleiden, aber darauf werden wir vorbereitet sein“, sagt Hoeneß.

Erstmals seit vielen Jahren hat die Vereinsspitze es unterlassen, ein klares Saisonziel in Form eines Tabellenplatzes zu formulieren. „Wir wollen, dass sich die Mannschaft entwickelt“, sagt Trainer Falko Götz. Nun, welcher Trainer, welcher Verein wünscht sich das nicht?

Hertha BSC hat in den vergangenen Jahren ausführlich Bekanntschaft gemacht mit der Mentalität der Stadt und ihrer Bewohner. Die Stadt ist nicht gerade bekannt für Langmut und Gelassenheit. Oft hat Hertha Geduld eingefordert und nicht bekommen. „Wir können diese Mentalität nicht ändern und wollen das ja auch gar nicht“, sagt Hoeneß. Die junge Mannschaft müsse sich Kredit erspielen beim Publikum. Hoeneß hat für den Verein ein neues Leitmotiv ausgegeben. „Leidenschaft und Freude, Teamspirit und Mut – das sind die Themen, die uns durch die Saison führen sollen“, sagt er. „Wenn wir das beherzigen, wird am Ende ein guter Tabellenplatz herauskommen.“ Hoeneß hält diese Reihenfolge für die einzig richtige. „Wenn wir mit einer gewissen Beharrlichkeit dieser Arbeit nachkommen, dann wird das vom Publikum bestimmt honoriert werden.“

Bei Hertha sollen künftig junge Spieler die Akzente setzen. Am besten schon Sonntag zum Saisonauftakt in Wolfsburg.

-

Zur Startseite