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Sport: Hertha hebt ab

Die Berliner gewinnen 2:1 gegen schwache Gladbacher und steigern sich von Platz neun auf Platz drei

Berlin - Freud und Leid lagen dicht beieinander, Kevin-Prince Boateng entschied sich für Leid. Alle seine Kollegen liefen zur Ostkurve, um Marko Pantelics Tor zum 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach zu feiern. Boateng entschloss sich zu antizyklischem Verhalten, rannte in die entgegengesetzte Richtung und verabschiedete Dick van Burik. Der Abwehrchef von Hertha BSC wurde mitten im allgemeinen Jubel auf einer Trage aus dem Olympiastadion befördert. Er hatte sich in einem Zweikampf mit Bernd Thijs eine schwere Prellung am Sprunggelenk zugezogen und wird dem Berliner Fußball- Bundesligisten erst einmal fehlen.

Hertha hat gerade erst leidliche Erfahrung mit dem Ausfall wichtiger Kräfte gesammelt. Yildiray Bastürk kehrte gestern nach fünf Wochen in die Mannschaft zurück – und kaum stand er wieder auf dem Platz, konnte Hertha erstmals wieder gewinnen und sich in der Tabelle von Platz neun auf drei verbessern. „Man hat gesehen, was uns gefehlt hat“, sagte Manager Dieter Hoeneß nach dem 2:1(0:0). Gemessen an seiner langen Pause habe Bastürk „ein überragendes Spiel gemacht“.

Die Euphorie war etwas übertrieben, aber Bastürks Mitwirken hat für Herthas Wohlbefinden inzwischen eine derart herausragende Bedeutung, dass bereits die Kraft der Autosuggestion die Mannschaft beflügelt. „Ich glaube, dass er nicht so viel gemacht hat“, sagte Gladbachs Mittelfeldspieler Peer Kluge, der sich Bastürk mit großer Zuneigung angenommen hatte. Der Türke war in der Tat weder an Pal Dardais Tor zum 1:0 beteiligt noch am 2:1 von Pantelic, und auch sonst spielte er nicht so auffällig wie gewohnt. Dennoch nahm seine Rückkehr eine Menge Druck von seinen Kollegen, vor allem Boateng profitierte davon. Der 19-Jährige sah sich nicht mehr in der Pflicht, den großen Zampano zu geben, sondern konnte sich wieder auf eine dienende Rolle beschränken. Boateng spielte nicht spektakulär, war aber wichtig für die Stabilität des Teams.

Zeitweise wirkte Hertha erstaunlich labil, und so kam ein seltsames Spiel heraus, in dem sich beide Mannschaft wenig zutrauten. „Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir nur gebremst Druck aufgebaut“, sagte Herthas Trainer Falko Götz. Den notorisch auswärtsschwachen Gladbachern wird so viel Respekt in der Fremde nur selten zuteil, vielleicht konnten sie sich gerade deshalb Herthas Zweifel nicht zunutze machen. Als die Berliner Ende der ersten Hälfte ungeduldig wurden, boten sich ihnen zwei Konterchancen, die sie leichtfertig vergaben.

Die Berliner beschäftigen sich auch nach dem Spiel noch mit einer Szene, die den Verlauf ihrer Meinung nach entscheidend verändert hätte. Nach einer Viertelstunde holte Tobias Levels Pantelic im Strafraum von den Beinen, Schiedsrichter Merk ließ weiter spielen. Ein frühes Tor „hätte uns Sicherheit gegeben“, sagte Hoeneß. Diese These ist nicht zu belegen, denn Dardais 1:0 nach der Pause, ein Schuss aus 20 Metern in den Winkel, gab den Berlinern auch keine Sicherheit. Im Gegenteil. Hoeneß bemängelte, Hertha habe nach dem 1:0 zu wenig getan, „fast folgerichtig fiel das 1:1“. Oliver Neuville erzielte es nach einem der wenigen schönen Spielzüge des Nachmittags.

Es passte in die Dramaturgie, dass Hertha das 2:1 in einer Phase erzielte, „wo wir eigentlich aufkommen“, wie Levels sagte. Michael Delura verlor tief in Herthas Hälfte den Ball, ein langer Pass von Josip Simunic erreichte Marko Pantelic, Levels und Oliver Kirch versuchten ihn zu stören, jeder verließ sich auf den anderen, weswegen keiner von beiden richtig eingriff und Pantelic leichtes Spiel hatte. „In solchen Momenten sieht man, dass da auch die Erfahrung fehlt“, sagte Borussias Trainer Jupp Heynckes, der auch in Berlin wieder verstärkt auf junge Spieler setzte. Diese Entwicklungsstufe hofft Hertha inzwischen hinter sich zu haben.

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