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Hertha hinten kreativ: Ronny glänzt als linker Verteidiger

Gutes Auge, perfektes Stellungsspiel, cleveres Zweikampfverhalten – der Brasilianer Ronny zog in Fürth sein Spiel auf, als hätte er schon immer auf der Position des linken Verteidigers gespielt.

Eine Viertelstunde vor Schluss wollen es die Fürther noch einmal wissen. Sercan Sararer stürmt auf das Tor von Hertha BSC, mit viel Tempo und enger Ballführung. Ein Schlenker noch, und der Weg ist frei. Der Spanier Sararer hatte in den vergangenen vier Spielen fünf Tore geschossen und die SpVgg Greuther Fürth zu einem der Mitfavoriten im Aufstiegskampf gemacht, aber an diesem Montagabend gelingt ihm nicht viel, auch nicht in dieser Szene, die vielleicht noch einmal den Umschwung hätte bringen können. Vor ihm steht der beste Berliner, und der fährt nur kurz das linke Bein aus, zieht den Ball mit der Sohle zurück, und während Sararer noch ausläuft, rollt das Spiel schon längst wieder in Richtung Fürther Tor.

Ronny Heberson Furtado de Araujo hat beim Berliner 2:0-Sieg im Fürther Ronhof so ziemlich alles richtig gemacht. „Super Spiel“, lobte Mannschaftskapitän Andre Mijatovic. Als die harmlosen Fürther in diesem einseitigen Spiel dann doch mal eine Torchance hatten, drückte Ronny den Ball nach Danijel Aleksics Kopfball mit der Brust von der Torlinie. Gutes Auge, perfektes Stellungsspiel, cleveres Zweikampfverhalten – der Brasilianer zog sein Spiel auf, als hätte er schon immer auf der Position des linken Verteidigers gespielt. Hat er ja auch, jedenfalls in seinem Leben vor Hertha. Als linker Verteidiger ist er 2003 in Finnland mit der brasilianischen U-17-Nationalmannschaft Weltmeister geworden, damals noch unter dem Künstlernamen Tody. Mittlerweile präferiert er der Einfachheit halber das Kürzel Ronny.

Auch später als Profi in Portugal bei Sporting Lissabon und Uniao Leiria verantwortete er das linke Defensivspektrum. In Berlin aber wollte ihn Herthas Trainer Markus Babbel zur Offensivkraft umschulen. Das ergab durchaus Sinn, denn so gut wie Ronny kann bei Hertha allenfalls noch sein älterer Bruder Raffael mit dem Ball umgehen. Das Experiment gelang dennoch nur in Ansätzen. Zunächst schleppte Ronny zu viel Gewicht mit sich rum, und als er endlich spielfit war für die eher physisch geprägte Zweite Liga, schien ihn die Position im Mittelfeld in ihrer Komplexität zu überfordern.

Auch ein Verteidiger übernimmt offensive Verantwortung, aber er hat den Ball meist vor sich. Aus dieser defensiven Verankerung schöpft Ronny Kraft und Ideenreichtum. „Er hat es gut gemacht“, sagte Babbel nach der Premiere in Fürth. „Sehr konzentriert, sehr einfach“ habe er seine Rolle interpretiert. „Er ist ein unglaublich cleverer Spieler, von der Fußballintelligenz einer unserer besten“, sagt Herthas Trainer. In Fürth gab Ronny Herthas Defensivspiel eine neue Note, mit mehr Kreativität und schnellerem Umschalten von Abwehr auf Angriff. Alles das, wofür der sonst als Linksverteidiger gesetzte Lewan Kobiaschwili gerade nicht steht.

Babbel hat dieses Problem erkannt, aber zur Umstellung musste er erst durch Kobiaschwilis krankheitsbedingten Ausfall gezwungen werden. Was spricht nun dafür, Ronny wieder aus der Defensive abzuziehen? „Tja, das ist eine gute Frage“, sagte Herthas Trainer und dass er bis zum Spiel am Freitag in Ingolstadt erstmal Kobiaschwilis Genesungsprozess abwarten wolle. Gestern wurde der Georgier immer noch von Fieber geplagt. „Es sieht eher schlecht aus für Freitag“, sagte Babbel.

Und für danach? Ronny jedenfalls würde nur zu gern auf seinem alten, neuen Platz bleiben, „ich habe mich da sehr wohl gefühlt“, aber – und dieser politisch korrekte Hinweis darf nicht fehlen – „ich spiele natürlich immer da, wo es am besten ist für das Team, und das entscheidet der Trainer“. Dieser Trainer hat durchaus ein Faible für den Brasilianer, aber gerade deshalb ärgert es Babbel, dass Ronny auch nach acht Monaten in Berlin noch nicht hundertprozentig fit ist. Offensichtlich ist sein Leben abseits des Trainingsplatzes immer noch nicht ganz profilike. „Er muss noch mehr seinen inneren Schweinehund überwinden“, sagt Markus Babbel. „Dann hätten wir einen außergewöhnlichen guten linken Verteidiger.“

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