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Sport: Hertha - HSV: Wenn ein Blinder am besten sieht

Arschloch? Nein, so hat er den Schiedsrichter-Assistenten Peter Henes nicht genannt, beteuert Rob Maas.

Arschloch? Nein, so hat er den Schiedsrichter-Assistenten Peter Henes nicht genannt, beteuert Rob Maas. "Du Blinder", habe er gesagt. Ausgerechnet Blinder. Immerhin war Peter Henes der Einzige im Trio der Schiedsrichter, der die Szene richtig gesehen hatte, obwohl er mindestens 60 Meter vom Tatort entfernt war. Wie gut doch manchmal Blinde sehen können.

Es war schon eine kuriose Situation in der 28. Minute des Spiels im Hamburger Volksparkstadion, beim Fußball-Bundesligaduell zwischen dem HSV und Hertha BSC. Als Rob Maas die Fehler seiner Mannschaftskollegen Eyjölfur Sverrisson und Gabor Kiraly mit einem Hechtsprung ausbügeln wollte, tat er das nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit der Hand. Ob unbeabsichtigt oder "sehr geschickt" (Trainer Jürgen Röber) - auf jeden Fall regelwidrig. Seltsam nur, dass weder der nahe bei Maas stehende Schiedsrichter Herbert Fandel noch der wesentlich günstiger als Henes postierte zweite Linienrichter die Regelwidrigkeit erkannt hatten, sondern zunächst auf Eckball entschieden. Erst als Fandel von Henes über Funk angepiepst und aufgeklärt wurde, zeigte er Maas die Rote Karte und auf den Elfmeterpunkt.

Irgendwie muss Maas wohl Böses geahnt haben. Sein ängstlicher Blick nach der fraglichen Aktion Richtung Schiedsrichter sprach Bände. Und dass seine Kollegen ihm ob der spektakulären Rettungsaktion nicht anerkennend auf die Schulter klopften, war auch bezeichnend. "Ich hatte ein Handspiel vermutet, war mir aber nicht hundertprozentig sicher", sagt Mannschaftskapitän Michael Preetz. "Aber wenn der Schiedsrichter im Zweifel ist, dann sollte er nicht so entscheiden. Diese Kehrtwendung war schon suspekt." Dass Henes auf diese Entscheidung gedrängt hatte, führt Preetz auch darauf zurück, "dass die geballte Hamburger Bank hinter dem Linienrichter stand".

In seiner ersten Verbitterung war Rob Maas noch kaum zu bremsen. Gestern, nachdem er über Nacht ein wenig Abstand gewonnen hatte, mochte der Holländer nicht mehr ausschließen, "dass die Entscheidung zu vertreten ist". Freilich nicht, ohne immer wieder darauf hinzuweisen, dass das Handspiel unbeabsichtigt war. "Was hätte ich denn machen sollen", fragte Maas und gab die Antwort gleich selbst: "Nichts. Ich kann doch nicht durch die Luft fliegen und dabei die Hände auf den Rücken legen." Mit einem Spiel Sperre rechnet er. So wie Dieter Hoeneß. Da wusste der Berliner Manager allerdings noch nichts von der Bemerkung gegenüber dem Linienrichter.

Nach dem Spiel, als seine Mannschaftskameraden das 2:1 feierten, fühlte sich Maas an ein Sprichwort seiner holländischen Heimat erinnert: "Der lacht wie ein Bauer mit Zahnschmerzen." Soll heißen: Maas lachte eher gequält. Kein Wunder. Da war er nach fast zweijähriger Zwangspause endlich wieder dabei, war gleich Abwehrchef - und ist nun wieder draußen, für ein Spiel auf jeden Fall. "Ich bin wohl der große Pechvogel", stöhnte der 31-Jährige. "Keiner weiß, wie es in meinem Inneren aussieht."

Der Unterstützung von verantwortlicher Hertha-Seite kann er sich gewiss sein. "Rob hat sich für die Mannschaft geopfert", sagt Dieter Hoeneß. Erst einmal wartet Hoeneß den Schiedsrichter-Sonderbericht ab. Dann werde man sich für Maas beim DFB ins Zeug legen. Wenn da nur nicht die Sache mit dem Blinden wäre.

Klaus Rocca

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