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Sport: Hertha humpelt

Den Mann mit den vielen Fragen ließ er kurzerhand stehen. Kostas Konstantinidis wollte auf keinen Fall zu spät zum Training kommen.

Den Mann mit den vielen Fragen ließ er kurzerhand stehen. Kostas Konstantinidis wollte auf keinen Fall zu spät zum Training kommen. Also riss er sich mitten im Gespräch los und eilte zur Trainingsstätte. Jetzt, da er dicht vor dem Comeback steht, kann er es sich nicht leisten, den Trainer zu verärgern. Herthas Grieche muss Pluspunkte sammeln. Auf dass es mit seinem Wunsch klappe, am Sonntag in Herthas Defensivabteilung zu stehen, wenn Berlins Bundesligist den Hamburger SV empfängt.

Zum Thema Fotostrecke I: Bilder der Saison 01/02 Fotostrecke II: Hertha Backstage Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Konstantinidis hat lange auf seine neue Chance warten müssen. Sehr lange. "Zeitweilig war ich mit den Nerven am Ende", sagt er. Am 3. November vorigen Jahres hatte er einen Abriss des Syndesmosebandes erlitten. Jenes Bandes zwischen Schien- und Wadenbein, das den oberen Teil des Sprunggelenks zusammenhält. An jenem düsteren Novembertag begann die Leidenszeit des im schwäbischen Schorndof geborenen Griechen. Konstantinidis musste auf den Operationstisch, das Gelenk wurde mit einer Schraube fixiert. Sechs Wochen lang trug er Gips. "Ich ging an Krücken, hatte starke Schmerzen beim Auftreten. Es war die Hölle", erzählt Konstantinidis. An Auto fahren war natürlich auch nicht zu denken. Seine Verlobte musste ihn in die Spandauer Rehabilitationsklinik fahren.

Dort traf er fast täglich Sebastian Deisler, einen Leidensgenossen aus seiner Mannschaft. Mit Deisler teilte er bis vor kurzem, ehe er nach Seeburg am Westrand Berlins zog, ein Haus, mit Deisler teilte er das Rehazimmer. "Das hat mir ein wenig geholfen, über die schlimme Zeit hinwegzukommen." Noch einmal wurde er zurückgeworfen, als die Schraube im Kniegelenk operativ entfernt wurde. Doch dann ging es bergauf. Lauftraining, Balltraining, Rückkehr in den Mannschaftskreis. Zuletzt in Köln war er wieder im Kader. Trotz leichter Schmerzen bei Belastungen. "Mit denen muss ich noch eine Weile leben."

In den schlimmsten Wochen halfen dem 29-Jährigen auch die Anrufe von Otto Rehhagel, dem Nationaltrainer Griechenlands. "Wir haben oft gesprochen. Ich weiß, dass er weiter auf mich baut", sagt Konstantinidis, 1999 für 2,5 Millionen Mark von Panathinaikos Athen gekommen und bei Hertha noch bis 2003 unter Vertrag. Rehhagel plant mit Konstantinidis (33 Länderspiele) für die kommende EM-Qualifikation.

Zunächst muss er sich bei Hertha empfehlen. Vielleicht am Sonntag. Seitdem Marko Rehmer (wird heute in München am Sprunggelenk operiert) und Michael Hartmann verletzt ausfallen, sind seine Chancen gestiegen. "Ich muss die nächsten Tage abwarten. Viel wird davon abhängen, ob Dick van Burik bis zum Wochenende wieder fit ist", sagt Herthas Trainer Falko Götz. Auf welcher Position er denn am liebsten spielen würde, wurde Konstantinidis schon gefragt. "Das ist mir scheißegal. Hauptsache, ich kann spielen."

Klaus Rocca

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