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© ddp

Hertha II und Türkiyemspor: Berlin stürzt ab

Türkiyemspor und Herthas zweite Mannschaft kämpfen gegen den Abstieg in die Oberliga - mit sehr unterschiedlichen Möglichkeiten.

Man kann wirklich nicht behaupten, dass die zweite Mannschaft bei Hertha BSC keine ausreichende Wertschätzung genießt. Es war der Tag, nachdem die Profis in der Fußball-Bundesliga die Tabellenführung erobert hatten, als Herthas Internetseite eine Jubelnachricht vermeldete: „Sieg im letzten Testspiel“, hieß es da. Die U 23 hatte 3:1 gegen den Nachwuchs des FC Basel gewonnen. Erfolge der zweiten Mannschaft sind etwas Besonderes. Mit nur vier Siegen aus 17 Spielen liegt Hertha in der Regionalliga auf einem Abstiegsplatz. Für Türkiyemspor, den zweiten Berliner Klub in der Liga, sieht es als Vierzehnter nicht viel besser aus. Beide kämpfen gegen den Absturz in die Fünftklassigkeit.

Hertha bestreitet heute ein Nachholspiel bei der U 23 des VfL Wolfsburg und reist am Sonnabend zum ebenfalls abstiegsbedrohten FC Sachsen Leipzig. Türkiyemspor empfängt am Sonntag den Chemnitzer FC, mit einem Sieg würde die Mannschaft von Trainer Uwe Erkenbrecher mit den auf Platz zehn stehenden Chemnitzern nach Punkten gleichziehen. „Ich habe Vertrauen. Wir sind stärker als vorher“, sagt Fikret Ceylan, der Manager von Türkiyemspor. „Wir müssen die Mannschaften angreifen, die über uns stehen.“ Von hinten droht dem Klub die größte Gefahr. Auf den vier Abstiegsplätzen liegen drei U-23-Teams von Bundesligisten: die bereits abgeschlagenen Cottbuser, der HSV und eben Hertha.

Herthas Manager Dieter Hoeneß hat schon bei der Mitgliederversammlung im November versprochen, alles zu tun, um den Abstieg in die Oberliga zu verhindern. Zwei Neue hat Hertha deshalb verpflichtet, Stürmer Dennis Rommel und Abdul Karim Martens fürs Mittelfeld. „Das hat den Etat etwas gesprengt“, sagt Hoeneß. Aber die Ausgabe im „moderaten fünfstelligen Bereich“ sieht er gut angelegt. In der fünftklassigen Oberliga ließen sich junge Talente nicht ans Profiniveau heranführen. „Auf lange Sicht wollen wir in die Dritte Liga“, sagt Hoeneß.

Das wollen sie bei Türkiyemspor auch, doch von den Möglichkeiten ihres Berliner Konkurrenten können sie nur träumen. Die Kreuzberger haben zwar auch fünf neue Spieler verpflichtet, aber unter anderem Babacar N’Diaye, ihren besten Torschützen, an den Ligakonkurrenten Babelsberg verloren. Der frühere Bundesligaprofi von Hannover 96 hat in sieben Spielen vier Tore für Türkiyemspor erzielt. Aber N’Diaye hatte die Zusage, bei einem besseren Angebot gehen zu können. „Mit Vereinen wie Babelsberg können wir nicht mithalten“, sagt Ceylan. Einige Spieler, mit denen er verhandelt hat, sind lieber in die Oberliga gegangen. Da sind ihre Verdienstmöglichkeiten besser.

Türkiyemspor ist es gewohnt, mit Problemen zu kämpfen. Trainer Erkenbrecher musste die komplette Vorbereitung ohne seinen Assistenten bestreiten, der eine Referendarsstelle angetreten hatte. Und einen festen Trainingsplatz hat der Verein immer noch nicht. „Das ist schon Wahnsinn“, sagt Erkenbrecher. Manager Ceylan erfährt immer erst kurzfristig, welcher Trainingsplatz zur Verfügung steht. Anschließend informiert er die Spieler. „Unsere Spieler müssen erst ein Telefon haben, dann Fußballschuhe“, sagt er. Der Verein hat keine Heimat mehr. Im vergangenen Jahr hat Türkiyemspor noch im Katzbachstadion in Kreuzberg gespielt. 1500 Zuschauer sahen im Frühjahr das entscheidende Spiel um den Aufstieg in die Regionalliga, eine Klasse höher kommen ins Jahnstadion manchmal nicht mal 200. „Das Jahnstadion ist für uns tödlich“, sagt Ceylan. Immerhin hat der Verein inzwischen die Zusage für einen festen Trainingsplatz. Ab dem 1. April kann Türkiyemspor auf dem Platz von Sparta Lichtenberg in Stralau trainieren.

„Ein bisschen Quälen gehört auch zum Geschäft“, sagt Erkenbrecher. „Aber auf Dauer sehe ich wirklich gute Möglichkeiten.“ Die Mannschaft ist jung und hat Potenzial. Genauso ist es bei Hertha. Die jungen Profis wie Florian Riedel, Sascha Bigalke oder Lennart Hartmann könnten noch in der A-Jugend spielen. „In den kommenden Jahren sind wir gut aufgestellt“, sagt Dieter Hoeneß. Nur absteigen dürfen sie nicht.

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