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Sport: Hertha im Uefa-Cup: Akzentfreies Südpolnisch

"Jedes Spiel ist schwer. Ganz egal, ob Babelsberg oder Barcelona.

"Jedes Spiel ist schwer. Ganz egal, ob Babelsberg oder Barcelona."

Gabor Kiraly, Torhüter von Hertha BSC.

Heute Abend heißt Babelsberg Amica Wronki. Dieses Los in der zweiten Runde des Uefa-Pokals hat nicht gerade für Entzücken gesorgt beim Personal von Hertha BSC. In der ersten Runde die Moldawier aus Chisinau, danach die Polen aus Wronki - die großen Namen im europäischen Fußball buchstabiert man anders. Das Berliner Management ärgert sich über die bescheidene Zugkraft der internationalen Gegnerschaft, die Mannschaft über lästige Dienstreisen nach Osteuropa, aber beide werden sie den Teufel tun, so etwas öffentlich auszusprechen. Also zieht Torhüter Kiraly seine Vergleiche zwischen Babelsberg und Barcelona, und Manager Dieter Hoeneß warnt am Beispiel seines Vorbildes, des FC Bayern München: "Die Bayern sind im DFB-Pokal gegen die viertklassigen Magdeburger ausgeschieden. So etwas kann uns hier auch passieren."

Diese Gefahr scheint nach dem 3:1-Sieg im Hinspiel eher rhetorischer Natur zu sein. Dennoch hat sich Herthas Trainer Jürgen Röber fleißig vorbereitet und spricht die Namen zweier gegnerischer Stürmer, die er zuvor noch nie gehört haben dürfte, in akzentfreiem Südpolnisch aus, dass auch Herthas Chefscout und Dolmetscher Rudi Wojtowicz anerkennend über den Rand seiner Hornbrille hinüberblinzelt. Alle Achtung, der Mann kennt sich aus. Die Botschaft ist klar: Bloß nicht die reichen Onkels aus dem Westen spielen, die mal kurz nach Polen fliegen um sich im Uefa-Pokal fürs Bundesligaspiel am Freitag gegen Dortmund aufzuwärmen.

Das Ganze hat eine Vorgeschichte: Am vergangenen Mittwoch ist Hertha BSC mit einer besseren B-Mannschaft in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim VfL Wolfsburg ausgeschieden, und die Berliner haben sich der Vorwurf anhören müssen, sie berauschten sich an ihrer Spitzenposition in der Bundesliga und nähmen alles andere nicht mehr so richtig ernst. Am Sonnabend hat Hertha das Glücksgefühl der Tabellenführung durch ein 4:1 über den VfL Wolfsburg konserviert, und diesmal soll keine Niederlage in der Provinz für einen Kater sorgen. Also begründet Röber bis ins Detail, warum er den einen oder anderen Spieler nicht aufbieten wird. Eyjölfur Sverrisson leide immer noch an den Folgen einer Blutvergiftung, und Michael Preetz werde für Ali Daei weichen, "weil wir drei gute Stürmer haben und der Ali mal wieder dran ist". Stefan Beinlich, beim 4:1 über Bremen der alle überragende Mann, plage sich mit Blessuren an Knöchel und Zeh. Großes Ehrenwort, "er ist verletzt, er wird wirklich nicht geschont".

Ein einziges Mal patzt der Trainer doch. Aber dafür hat er ja seinen Manager. Dieter Hoeneß kritzelt ein paar Buchstaben auf die Papierhülle eines Kaugummis und schiebt sie einen Platz weiter zu Röber. Ach ja, Dariusz Wosz, der kann auch nicht spielen, ein Muskel ist eingeklemmt. Dafür wird der zuletzt geschonte Sebastian Deisler mitkicken. Und überhaupt, "wenn wir in Wronki nicht gewinnen", sagt Dick van Burik, "dann können wir gleich aufhören". Daran denkt niemand bei Hertha BSC, erst recht nicht Manager Hoeneß, der schon mal errechnet hat, "dass im Uefa-Cup in der dritten Runde das Geldverdienen anfängt". Dann kommen die großen Gegner, unter anderem die Drittplatzierten aus den Vorrundengruppen der Champions League. Vielleicht Juventus Turin, Manchester United oder - schönen Gruß an Gabor Kiraly - der FC Barcelona.

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