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Zum Reinbeißen. Die Niederlage schmeckt Marvin Plattenhardt nicht.

© Imago/Eibner

Hertha in der Defensive: Zurück zur Stabilität

Wenn Hertha BSC im Pokal gegen Dortmund bestehen will, muss das Team wieder besser verteidigen. In drei Spielen hat Hertha zuletzt neun Gegentore kassiert.

Der Empfang fiel vergleichsweise wohlwollend aus. Keine Pfiffe, keine Beschimpfungen, keine bösen Gesten, wie das nach einer vermeidbaren Niederlage schon mal der Fall ist. Als sich die Fußballer von Hertha BSC nach dem 1:2 bei der TSG Hoffenheim ihrer Fankurve näherten, stimmten die Anhänger ein Lied an, in dem die Textzeile „… wir holen den DFB-Pokal …“ vorkam. Die Berliner waren in der Bundesliga gerade von Platz drei gepurzelt, der Traum von der direkten Champions-League-Qualifikation wird für den Fastabsteiger der Vorsaison wohl ein Traum bleiben – aber bei Hertha haben sie ja noch einen anderen Traum: den vom Pokalsieg. Am Mittwoch kommt Borussia Dortmund zum Halbfinale ins Olympiastadion. „Die ganze Stadt wartet auf das Spiel“, sagte Trainer Pal Dardai.

Das Problem ist: Das Halbfinale erwischt die Berliner in der schwächsten Phase ihrer bisher überaus erfolgreichen Saison. Seit drei Spielen ist Hertha sieglos. Das hat es zu Beginn der Rückrunde zwar schon einmal gegeben, damals aber spielten die Berliner immerhin drei Mal unentschieden; jetzt kassierten sie zwei Niederlagen und holten zu Hause gegen den Tabellenletzten Hannover 96 einen Punkt, und das auch nur mit etwas Glück. „Momentan geht’s ein bisschen nach unten“, sagte Kapitän Fabian Lustenberger nach der Niederlage beim Abstiegskandidaten Hoffenheim. „Aber wir haben nach wie vor eine überragende Saison gespielt.“ Dass sich Linksverteidiger Marvin Plattenhardt ähnlich zur Gesamtsituation äußerte („Wir sind immer noch dick dabei“), deutet auf eine konzertierte PR- Aktion in eigener Sache hin – und auf eine gewisse Furcht innerhalb der Mannschaft, dass sich der gute Eindruck doch noch verflüchtigt.

Mit einem erfolgreichen Halbfinale gegen Dortmund und dem erstmaligen Einzug der Profis ins Endspiel im eigenen Stadion kann Hertha dieser Gefahr wirkungsvoll entgegentreten – dafür aber wird die Mannschaft anders auftreten müssen, als sie es in Sinsheim getan hat. Trainer Dardai bezeichnete die Niederlage gegen die TSG durch zwei Standardgegentore als „Riesen-Weckruf“. Wenn so etwas auch gegen den BVB passiere, „dann kann man gleich reingehen, dann muss man nicht weiterspielen. Diesen Vorteil dürfen wir Dortmund nicht geben.“

Seit drei Spielen hat Hertha nicht mehr gewinnen können

Das Halbfinale wird Dardais 50. Pflichtspiel als Cheftrainer bei Hertha BSC sein; seit seinem Amtsantritt hat sich seine Mannschaft durch eine hohe defensive Stabilität ausgezeichnet – die aber ist Hertha in den vergangenen Wochen etwas abhandengekommen. Die aktuellen Zahlen erinnern eher an Jos Luhukay als an Pal Dardai. In den jüngsten drei Spielen haben die Berliner neun Gegentore kassiert, also drei im Schnitt. In den 42 Ligaspielen zuvor waren es nur 0,98. „Wenn man nur die Zahl sieht, ist das schon viel“, sagte Innenverteidiger Niklas Stark. „Aber man kann auch jedes Tor hinterfragen.“

Natürlich sehen zwei Gegentore gegen den Tabellenletzten blöd aus, aber Hannover habe auch gegen Gladbach zweimal getroffen, sagte Stark. Und vor dem 1:1 der Hoffenheimer hatte Fabian Schär um Bierdeckelbreite im Abseits gestanden. „Aus dem Spiel heraus haben wir kein Tor kassiert“, sagte Stark. Und auch Marvin Plattenhardt fand, man solle da jetzt „keinen großen Wind draus machen“. Und trotzdem: Solche Nachlässigkeiten – egal ob aus dem laufenden Spiel oder nach ruhenden Bällen – wird sich die Mannschaft gegen den BVB nicht erlauben können.

Beim Aufeinandertreffen in der Liga vor zehn Wochen hat Hertha das perfekt gemacht. Beim 0:0 ließ Dardais Team defensiv kaum etwas zu und hatte sogar die besseren Chancen zum Sieg. Inzwischen aber geht Hertha das flotte Spiel nicht mehr so leicht vom Fuß. Das sogenannte schiefe Dreieck aus Skjelbred, Lustenberger und Darida kommt nicht mehr recht in Schwung, die Kombinationen stocken, die gute Ballbesitzquote ist vor allem auf die vielen Rückpässe zum eigenen Torwart zurückzuführen. Als Hertha in Sinsheim am Ende auf Sieg spielen wollte, war das nur um den Preis möglich, dass die Mannschaft die Defensive vernachlässigte und den Hoffenheimern viel Raum zum Kontern überließ. „Das darf gegen Dortmund nicht der Fall sein“, sagt Dardai. Dann lieber „0:0 nach 120 Minuten und im Elfmeterschießen gewinnen“.

Denn wirklich schön ist am Mittwoch nur der Erfolg.

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