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Hertha

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Hertha in der Europa League: Aufbauhilfe in der friesischen Provinz

Hertha BSC spielt heute gegen den SC Heerenveen um Selbstvertrauen. Mit einem Sieg hingegen erhalten sich die Berliner die Chance aufs Weiterkommen.

Der SC Heerenveen hat im holländischen Fußball eine klassische Aufsteigerkarriere hingelegt. Obwohl er erst seit 1993 durchgehend erstklassig spielt, ist der Verein längst eine feste Größe in der Ehrendivision. Gerade die Renommierklubs aus Amsterdam, Eindhoven und Rotterdam reisen nicht besonders gern in die friesische Provinz. In Abwandlung einer alten holländischen Europapokal-Weisheit („Oostblok uit altijd lastig“) heißt es dann: „Heerenveen uit altijd lastig“ – Auswärts in Heerenveen, immer unangenehm. Das Abe-Lenstra-Stadion, das fast so viele Plätze (27 000) hat wie Heerenveen Einwohner (30 000), macht von außen einen sehr gepflegten Eindruck, innen drin aber kann es sich für die Gastmannschaften als ziemlich unwirtlicher Ort erweisen. Na und, sagt Friedhelm Funkel, der Trainer von Hertha BSC. „Ich hab das gerne, wenn’s hitzig ist. Dann ist wenigstens was los.“

Seine Mannschaft tritt heute Abend in der Europa League beim SC Heerenveen an. Unter anderen Umständen müsste man von einem echten Schlüsselspiel für den Berliner Fußball-Bundesligisten sprechen: Verliert er, steht schon vor den beiden letzten Gruppenspielen fest, dass der Europacup für Hertha nach der Vorrunde beendet ist. Mit einem Sieg hingegen erhalten sich die Berliner die Chance aufs Weiterkommen. „Die muss man sich wahren“, sagt Funkel, „egal was in der Bundesliga passiert.“

Man kann sich diese Möglichkeit ruhig noch einmal ins Gedächtnis rufen, jetzt, da rund um Hertha alles negativ ist und die Bundesligabegegnung mit dem 1. FC Köln nur drei Tage später als das eigentliche Schlüsselspiel gilt. Am Sonntag geht es für Hertha um die Existenz, die Europa League ist allenfalls schmückendes Beiwerk, vielleicht sogar Belastung. Von wegen! „Das ist keine Belastung“, sagt Herthas Trainer. „Das Spiel kommt uns absolut gelegen. Eine Erholungspause kriegt keiner.“ Funkel wird in Heerenveen wohl mit der bestmöglichen Elf antreten, mit Cicero als zweitem defensiven Mittelfeldspieler neben Fabian Lustenberger.

Auch Herthas Spieler sehen den Europacup nicht als lästige Pflicht. „Das ist unsere Belohnung für die letzte Saison“, sagt Innenverteidiger Steve von Bergen. „Das ist kein Gratisspiel. Wir fahren da nicht nur so hin.“ Vielleicht kann sich Hertha in Heerenveen ein bisschen Selbstvertrauen holen gegen eine Mannschaft, die auch nicht berauschend in die Saison gestartet ist, ihr Heimspiel am Wochenende aber souverän gegen Den Haag gewonnen und sich dadurch vom vorletzten auf den fünfzehnten Tabellenplatz verbessert hat.

Hertha hatte zu diesem Spiel eigens einen Scout ins Abe-Lenstra-Stadion geschickt, ohnehin habe man sich sehr intensiv mit Heerenveen beschäftigt, sagt Funkel: „Die Dinge, die ich mir im Hinspiel notiert habe, habe ich natürlich nicht weggeschmissen.“ Die Frage ist nur, wie hilfreich diese Notizen noch sind. Heerenveens Trainer Jan de Jonge ist inzwischen vom 4-4-2-System zum urholländischen 4-3-3 zurückgekehrt. Vor allem für Herthas zuletzt nicht immer überzeugende Außenverteidiger Marc Stein und Nemanja Pejcinovic könnte das gegen zwei echte Außenstürmer ein aufregender Abend werden. „Da müssen sich unsere sehr anstrengen und über sich hinauswachsen“, sagt Funkel. Aber das gilt nicht nur für die Außenverteidiger.

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