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Sport: Hertha kämpft sich wieder ran

Die Berliner feiern in Mainz einen verdienten 3:1-Erfolg, bleiben aber auf einem Abstiegsplatz.

Es muss ein Irrtum gewesen sein. Zur Pause präsentierte ein Sponsor in der Mainzer Arena den schnellsten Sprint der ersten Halbzeit, angeblich FSV-Spieler Marco Caligiuri mit 34 Stundenkilometern. Diese Ehre gebührte jedoch ganz eindeutig Änis Ben-Hatira. Nach seinem Tor, das den 3:1 (1:0)-Auswärtserfolg von Hertha BSC in Mainz einleitete, spurtete der Berliner in Rekordtempo zur Trainerbank. Dort feierte er mit Otto Rehhagel und dessen Assistenten Herthas erstes Auswärtstor im Jahr 2012. Ben-Hatira bedankte sich wohl nicht nur dafür, dass ihn das Trainergespann erstmals in diesem Jahr von Beginn an aufgeboten, sondern auch immer wieder mit Lob und Korrekturen von der Seitenlinie geholfen hatte.

Adrian Ramos stellte mit zwei Toren in der zweiten Hälfte endgültig den ersten Auswärtssieg der Rückrunde sicher, doch weil auch Freiburg und Augsburg punkteten, bleiben die Berliner auf einem Abstiegsplatz. „Wenn wir heute verloren hätten, wäre es ganz schwer geworden“, sagte Otto Rehhagel. Herthas Trainer hatte in seinem fünften Spiel mit der fünften Startelf verblüfft. Christian Lell und Lewan Kobiaschwili sollten die defensiven Außenbahnen besetzen. Doch weil Andreas Ottl mit Magen-Darm-Problemen kurzfristig ausfiel, rückte Kobiaschwili wieder ins Mittelfeld.

Nach sieben Minuten hätten die Berliner beim Stand von 0:0 eigentlich schon jubeln müssen. Denn die Mainzer haben in allen vier Heimspielen 2012 bereits nach sieben Minuten geführt. Das hätte fast auch gegen Hertha geklappt: Nach drei Minuten überlistete Eric Maxim Choupo-Moting außen Lell, aber Nicolai Müller setzte den Ball knapp vorbei. Die Berliner versuchten, die überfallartigen Angriffe der Mainzer zu verhindern, indem sie teils zu viert Stürmer Adam Szalai bearbeiteten. Der Ungar legt meist die langen Bälle seiner Mitspieler zurück auf die nachrückenden Offensivspieler. Diese Gefahrenquelle bekam Hertha zwar in den Griff, dennoch hatte Mainz einige Chancen.

Nach zehn Minuten hatte Ramos die erste Chance für Hertha. Es war das Signal, dass die Berliner bereit waren, nur die Anfangsphase abzuschenken. Vor allem das zentrale Defensiv-Quartett Kobiaschwili, Niemeyer, Hubnik und Janker unterband die Mainzer Angriffe immer wieder, auch wenn danach selten konstruktives Konterspiel folgte. Hertha geriet immer in Gefahr, wenn Mainz schnell und direkt spielte. In der 37. Minute hatten die Berliner Glück, als Janker einen Freistoß von Eugen Polanski von der Torlinie verjagte. Eine Verletzungspause nutze das Trainerteam, um vor allem dem bis dahin schwächsten Mann auf dem Platz, Ben-Hatira, ins Gewissen zu Reden. Der 23-Jährige traf meist die falsche Entscheidung, doch dann passierte es plötzlich: Der bis dahin wirkungslose Nikita Rukavytsya zischte in den Mainzer Strafraum, Torwart Christian Wetklo warf sich ihm entgegen. Der Ball kam jedoch zurück zu Rukavytsya, der im Liegen noch zu Ben-Hatira querlegte. Der Deutsch-Tunesier spielte den Ball aus fünf Metern über die Linie und setzte zum Sprint zur Trainerbank an.

Nach der überraschenden Führung kam Hertha vor 33 152 Zuschauern als das aktivere Team aus der Kabine. Ramos setzte den Ball vom Strafraumrand aber vorbei. Fünf Minuten später machte es der Kolumbianer besser: Rukavytsya nutze den sich nun bei Gegenstößen bietenden Raum, legte zurück auf Raffael, und der bediente den ungedeckten Ramos – 2:0. Mainz schien nur kurz perplex. Nachdem Rukavytsya ein Kopfballduell gegen Radoslav Zabavnik verloren hatte, nahm Eric-Maxim Choupo-Moting den Ball auf und erzielte den Anschlusstreffer. Die Gastgeber machten nun wieder Druck, Hertha wackelte, doch Mainz war bei Kontern anfällig. Ein Fehler von Jan Kirchhoff brachte Ramos in gute Schussposition, und nach seinem ersten Tor seit vier Monaten besaß der Kolumbianer sogar das Selbstvertrauen für einen Heber. Ramos musste dem Ball zwar noch nachgehen und ihn ins Tor bugsieren, aber es war das 3:1. Danach ging es hin und her, Mainz stürmte planlos, Hertha konterte und war am Ende erfolgreich.

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