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Kringe

© dpa

Hertha: Kringes Aufstieg

Florian Kringe ist ein Mittelfeldmann von gehobenem Bundesliga-Niveau. Warum der Spieler aus Dortmund seinen Wechsel zu Hertha BSC als Fortschritt empfindet.

Berlin - Im vergangenen Herbst ging das so: Borussia Dortmund musste beim 1. FC Köln antreten, es war ein nicht ganz unwichtiges Spiel, denn Dortmund wartete seit drei Spielen auf einen Sieg, und so etwas sehen sie gar nicht gern in der schwarz-gelben Bier- und Fußballmetropole. Es ging den Dortmundern auf fremdem Rasen gut von den Füßen, vor allem Florian Kringe, dem früheren Kölner, der in der zweiten Halbzeit erst die Latte traf und kurz darauf zum 1:0-Siegtor seiner neuen gegen seine ehemalige Mannschaft. Das war am 29. Oktober 2008.

Fast auf den Tag genau ein Jahr später wird Florian Kringe wieder bei einem früheren Klub antreten. Diesmal geht es gegen die alten Dortmunder Freunde, und sein neuer Arbeitgeber Hertha BSC hätte wohl nichts dagegen, wenn er wieder ein Siegtor springen ließe. Am 31. Oktober, bei Herthas Gastspiel im Westfalenstadion. Zu Saisonbeginn 2009 sind es die Berliner, die eine Ergebniskrise durchleiden, deswegen haben sie Kringe geholt und noch zwei Kräfte aus Südamerika. Der sportliche Wert des Kolumbianers Adrian Ramos und des Brasilianers Cesar muss sich noch zeigen. Bei Florian Kringe wissen die Berliner, was sie bekommen. Einen Mittelfeldmann gehobenen Bundesliga-Niveaus, den es in dieser Qualität eigentlich nicht gibt beim alljährlichen Späteinkauf jener Klubs, die ihre Personalplanung korrigieren müssen.

Kringe ist mit seinen 27 Jahren und 179 Bundesligaspielen eine verlässliche Größe. Er kann Tore schießen und vorbereiten, seine 187 Zentimeter machen ihn zum längsten Berliner Feldspieler. „Er wird uns sofort weiterhelfen“, sagt Trainer Lucien Favre, der für den Mittwoch gleich einen Laktattest angesetzt hatte. Kringe drehte locker seine Runden mit den neuen Kollegen Pejcinovic und Kaka. Wenn man den Meteorologen glauben darf, war es der vorerst letzte heiße Sommertag, aber Kringe schwitzte nur in Maßen – „ich hab’ ja in Dortmund die komplette Vorbereitung mitgemacht“.

Aber den im Frühjahr infolge einer Oberschenkelzerrung verlustig gegangenen Stammplatz, den hat er nicht mehr zurückbekommen. Die Konkurrenz im Dortmunder Mittelfeld war groß, und als es im Pokalspiel gegen den Viertligisten Weiden nicht mal zu einem Platz auf der Ersatzbank reichte, „da hab’ ich mir schon meine Gedanken gemacht“. Es brauchte noch vier Bundesligaspiele und ein Telefonat mit Herthas Manager Michael Preetz, um den Entschluss zum Wechsel zu fassen. Richtig entschieden hat Kringe sich erst am Sonntag, ein paar Stunden nach dem Dortmunder 1:1 in Frankfurt, das er wieder nur als Zuschauer verfolgt hatte.

Am Montag flog er nach Berlin, absolvierte den Medizincheck und unterschrieb den Vertrag. In zehn Tagen dürfte er zum ersten Mal das Berliner Trikot mit der Nummer 11 tragen. Am Mainzer Bruchweg, im kleinsten aller Bundesligastadien. Im größten empfängt zur selben Stunde Borussia Dortmund den FC Bayern. Schmerzt das? „Nein“, sagt Kringe und betont, dass er den Wechsel nach Berlin keineswegs als Rückschritt betrachte. „Hier kann ich international in der Europa League spielen, in Dortmund nicht.“ Ein Freund habe ihn sogar spontan beglückwünscht, „der findet, dass ich hier die Treppe hinaufgefallen bin“.

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