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Sport: Hertha - Leverkusen: Krisenreaktionskraft

Der eine ist lang und schmal, der andere klein und dick. Der eine hat als Fußballer fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt; der andere musste seine Karriere schon mit 19 Jahren wegen eines Knochenabrisses im Sprunggelenk beenden.

Der eine ist lang und schmal, der andere klein und dick. Der eine hat als Fußballer fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt; der andere musste seine Karriere schon mit 19 Jahren wegen eines Knochenabrisses im Sprunggelenk beenden. Der eine stand mit der deutschen Nationalmannschaft im WM-Endspiel, der andere rackerte mit Frechen 20 auf den Aschenplätzen des Fußballverbandes Mittelrhein. Dieter Hoeneß und Reiner Calmund haben auf den ersten Blick nur wenige Gemeinsamkeiten.

Vielleicht aber sind die Unterschiede zwischen den Managern von Hertha BSC und Bayer Leverkusen gar nicht so groß, wie es scheint. Beide leben ihren Job mit Leidenschaft. Wenn es kriselt, suchen sie die Nähe zur Mannschaft. Vor einem Jahr im Meisterschaftsrennen stürmte Calmund zur Pause in die Kabine. Bayer spielte in Frankfurt, lag 0:1 zurück. Calmund tat, was er am besten kann: Er redete die Spieler heiß. Bayer gewann 2:1. Dieter Hoeneß verlässt zur Pause immer seinen Tribünenplatz und setzt sich auf die Trainerbank - egal bei welchem Ergebnis. Das Fernsehen hat dies aber immer nur so dargestellt, als sei Hoeneß Herthas Krisenreaktionskraft.

Zum Thema Online Spezial: Hertha BSC Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Tipp-Spiel: Wer wird Deutscher Meister? Wenn Calmund und Hoeneß heute zusammentreffen, befinden sich ihre Vereine in einer ähnlichen Situation. Es geht um die Qualifikation für die Champions League, genauer um die Qualifikation für die Qualifikation für die Champions League, um Platz drei oder vier. Bayer Leverkusen rechnet für diesen Fall mit Einnahmen von 30 bis 35 Millionen Mark. Dass der Klub auch noch in der Qualifikation scheitern könnte - wie 1860 München zuletzt gegen Leeds -, damit rechnet Bayer offenbar nicht.

Calmund ist ein großer Anhänger der Champions League. Titel bringen Ehre, die Champions League bringt Geld. Bei Bayer Leverkusen scheint es manchmal, als sei die Gewinnmaximierung die Essenz des Spiels. Die Fußballabteilung des Weltkonzerns ist ein nach betriebswirtschaftlichen Kriterien geführtes Unternehmen, nur Calmund darf gelegentlich den gegenteiligen Eindruck erwecken. Er spielt die Rolle des rheinischen Originals in einer an Originalen immer ärmeren Welt. Deshalb redet Calmund auch dann noch, wenn andere schweigen. Vor dem Spiel gegen Hertha, hat er preisgegeben, dass Berti Vogts seinen Job bei Bayer verliert, wenn es am Ende der Saison nur zu einem Uefa-Cup-Platz reicht. Für Jürgen Röber, Herthas Coach, stellt sich die Situation ähnlich dar. Die Boulevardzeitungen spekulieren über seine berufliche Zukunft. Doch Hoeneß sagt nicht mehr als das in solchen Situationen Übliche: "Er hat Vertrag." Ende.

Calmund erlebt zum ersten Mal, dass seine Arbeit in Frage gestellt wird. Für ihn war es ein annus horribilis: Erst die Sache mit Daum, mit dem er befreundet war und von dessen Verfehlungen er nichts gewusst haben will. Dann die Verpflichtung von Berti Vogts, die inzwischen den Ruch eines Freundschaftsdienstes hat. Calli hilft seinem Kumpel Berti, von dem er sagt, dass er als Bundestrainer erfolgreich gearbeitet habe und "trotzdem die Lachpalette" war. Daran hat sich auch in Leverkusen nichts geändert.

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