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Sport: Hertha ohne Abwehr

Berlins Bundesligist verliert im DFB-Pokal gegen Braunschweig 2:3

Eigentlich hatte er auf dieser Position gar nichts verloren. Als Alexander Madlung in der 79. Minute den Ball an den Innenpfosten des eigenen Tores lenkte, hätte er weiter vorne stehen sollen. Doch der Ball rollte vom Innenpfosten in das Tor der Berliner, das DFBPokalspiel beim Regionalligisten Eintracht Braunschweig war 2:3 (0:0) verloren. Dabei hatte Herthas Trainer Falko Götz den in Braunschweig geborenen Abwehrspieler Madlung drei Minuten vor seinem Eigentor eigentlich als Verstärkung für die Offensive aufs Feld geschickt. Zu diesem Zeitpunkt lag Hertha 1:2 hinten, gerade hatte der Braunschweiger Marco Grimm eine der vielen Unpässlichkeiten der Hertha-Abwehr ausgenutzt und den Ball aus drei Metern ins Tor geschoben. Madlung kam aufs Feld, rannte in den gegnerischen Strafraum und war sofort am 2:2 beteiligt, das Andreas Neuendorf nach einem Abpraller erzielte. Doch wieder eine Minute später stimmte einmal mehr in der Hertha-Abwehr gar nichts, und Madlung entschied endgültig ein Spiel, das schon längst hätte entschieden sein können. „Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass wir heute so offen gespielt haben“, sagte Hertha-Manager Dieter Hoeneß nach dem Spiel. „Braunschweig hätte schon zur Pause 4:1 führen können.“

Die meisten der 21 000 Zuschauer im Stadion an der Hamburger Straße verzweifelten in den ersten 45 Minuten daran, wie die Braunschweiger mit ihren Chancen umgingen. Immer wieder brachten sie das Tor von Christian Fiedler über die linke Abwehrseite des schwachen Malik Fathi in Gefahr. In der Innenverteidigung sorgte der in der Bundesliga gesperrte Marko Rehmer mit scheinbarer geistiger Abwesenheit einige Male für Verwirrung bei seinen Mitspielern, doch Hertha hatte bis dahin Glück. Nach der Halbzeitpause konnten es die Braunschweiger Spieler kaum erwarten. Sie blieben nur zehn statt der üblichen fünfzehn Minuten in der Kabine und warteten schon auf den Gegner, von dem sie wussten, dass sie ihn besiegen konnten.

Doch vor allem Marcelinho trieb zu Beginn der zweiten Halbzeit Hertha nach vorne, der Brasilianer erzielte nach schöner Vorarbeit des überraschend in der Anfangsformation aufgebotenen Christian Müller das 1:0. Doch nur zwei Minuten später glich Daniel Graf nach einem Querpass des ehemaligen Bundesliga-Profis Jürgen Rische aus. Allein Braunschweigs Kapitän Rische hätte gestern vier Treffer erzielen können.

„Wir hatten heute dreieinhalb Spieler in Normalform. Christian Müller, Christian Fiedler, Joe Simunic und in der zweiten Halbzeit Marcelinho“, sagte Herthas Trainer Falko Götz, der von einer „großen Enttäuschung“ sprach. Trotzdem verteidigte er nach der Niederlage seine Maßnahme, gleich vier Spieler – Kovac, Bobic, Marx und van Burik –, die beim 0:0 am vergangenen Sonntag gegen den VfB Stuttgart in der Startelf standen, diesmal auf die Bank zu setzen. „Ich habe mit der in meinen Augen besten Mannschaft gespielt.“ Zudem stand der Brasilianer Gilberto, der „eine Pause brauchte“, gar nicht im Kader. „Der Trainer hat den Leuten vertraut, und sie haben dieses Vertrauen nicht gerechtfertigt“, sagte Herthas Torwart Christian Fiedler.

Bei den fünf Unentschieden in den fünf Bundesligaspielen war immer die mangelnde Chancenauswertung als Manko ausgemacht worden. Diesmal bot die Abwehr eine desolate Leistung. „Vielleicht sind wir einfach zu blöd, um mal ein Spiel zu gewinnen“, sagte Thorben Marx. Michael Krüger, der Trainer von Braunschweig, sah das anders. „Das war ein geiler Abend.“ Vor allem in den drei Minuten vor und nach der Einwechslung von Madlung. Der war am Ende laut Dieter Hoeneß einfach nur die „arme Sau“. Die Fehler passierten nämlich vorher.

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