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Sport: Hertha schlägt Brasilien

Beachvolleyballerinnen Goller/Ludwig siegen

Berlin - Laura Ludwig stieß ein paar kurze, schrille Schreie aus, dann stemmte sich neben ihr Sara Goller im knöcheltiefen Sand ab, sprang hoch und schlug den Ball diagonal ins andere Feld. Weder Andrezza Martins noch Cristine Santanna, die beiden Brasilianerinnen im Trikot von Georgien, hatten eine Chance, den Ball abzuwehren. Goller/Ludwig, das Beachvolleyball-Team von Hertha BSC, baute seinen Vorsprung im zweiten Satz auf 19:15 aus, und kurz darauf war alles klar. 2:0 gewannen die beiden gestern Mittag ihr zweites Spiel beim Grand-Slam-Turnier in Berlin. „Wir haben jetzt zu unserem Spiel gefunden“, sagte Ludwig. Das war auch nötig. Denn „heute Morgen hatten wir einfach unseren Rhythmus nicht“ (Goller). Am Donnerstagmorgen waren sie den US-Amerikanerinnen Tyra Turner und Rachel Wacholder 0:2 (17:21, 13:21) unterlegen.

Die Niederlage ist kein Ausrutscher, sie gehört zur Rolle von Goller/Ludwig. Die US-Amerikanerinnen sind absolute Weltspitze, die Deutschen sind bis jetzt nur die großen Aufsteiger. Nach der Saison 2006 lagen sie auf Rang 40 der Weltrangliste, jetzt sind sie auf Platz zehn. Sie wurden in der World-Tour-Serie 2007 Vierte in Schanghai, Zweite in Espinho (Portugal) und Vierte in Stavanger. Sie müssen sich jetzt nicht mehr durch die Qualifikation quälen, das ist schon beachtlich für ein Team, das in diesem Jahr erstmals die gesamte Weltserie spielt. Goller/Ludwig, das ist das derzeit beste deutsche Frauen-Beachvolleyball-Team.

Aber die beiden arbeiten an einer anderen, einer bedeutsameren Rolle. „Goller/Ludwig“, sagt ihr Trainer Olaf Kortmann, „können bei den Frauen das Gesicht des deutschen Beachvolleyballs werden.“ Goller ist 23 Jahre alt, Ludwig 21, sie haben noch Zeit. Sie bereiten sich professionell vor auf diese Rolle. Vor zwei Jahren haben sie beschlossen, Profis zu werden, nach gemeinsamen Jahren in der Halle bei Bayer Leverkusen. Sie gründeten eine Firma, die „Goller plus Ludwig GbR“, über die das Finanzielle abgewickelt wird, engagierten den früheren Volleyball-Bundestrainer Olaf Kortmann und den erfahrenen Coach Dirk Severloh, schickten eine Berliner Agentur auf Sponsorensuche und holten sich Tipps von einem Ernährungsberater. Kortmann gibt eher den sportlichen Leiter, Severloh gestaltet vor allem das Training, gemeinsam führten sie das Duo nach oben. „Ihre Ballkontrolle ist besser geworden, sie machen weniger direkte Fehler, und sie haben jetzt mehr Angriffsvarianten“, sagt Kortmann. Und sie sind abgeklärter geworden, „früher waren sie emotionaler“.

Dabei hat ihnen Kortmann geholfen, Mentaltraining ist eine besondere Stärke von ihm. „Da liegt noch viel Potenzial“, sagt der frühere Coach des Bundesligisten SC Charlottenburg. Steigerungsmöglichkeiten gibt es auch im spielerischen Bereich. Das Zuspiel ist zu ungenau, Sara Goller hat noch Annahmeprobleme.

Aber entscheidend für Kortmann ist die Art, wie sie professionell arbeiten. Ludwig und Goller fuhren jeweils drei Wochen ins Trainingslager nach Brasilien und Griechenland und trafen dort auf Weltklassespielerinnen. „Da verliert man dann auch die Ehrfurcht vor den Topspielerinnen“, sagt der Coach.

Allein an Preisgeld haben Goller und Ludwig in diesem Jahr 59 500 Dollar kassiert, dazu überweist Nike noch Geld. „Auf rund 120 000 Dollar“, schätzt Kortmann, kommt das Duo in diesem Jahr. Zu Nike sind die beiden über Hertha gekommen. Der Sportartikelhersteller sponsort das Bundesligateam, und nun fällt auch etwas für die Sandspezialistinnen ab. Ihr Manager stellte den Kontakt zu Hertha her. Dessen Agentur produziert das Stadionheft des Bundesligisten. Das hilft Goller und Ludwig bei ihrer Gesamtvermarktung. Die Unkosten sind mehr oder weniger durch Sponsoreneinnahmen gedeckt. Wobei sich die Unkosten noch im Rahmen halten. Als er einstieg, sagte Kortmann zu den beiden: „Gebt mir etwas, wenn ihr viel Geld verdient.“ Noch arbeitet der Trainer kostenlos.

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