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Sport: Hertha schwächt sich selbst

Trotz der Führung durch Marcelinho spielen die Berliner nach zwei Platzverweisen 1:1 in Wolfsburg

Klaus Augenthaler kann Falko Götz nach eigener Aussage gut leiden. Der Trainer des VfL Wolfsburg erzählte das, um Götz im nächsten Satz heftig zu widersprechen. Herthas Trainer Götz fand, dass seine Mannschaft bis zur Roten Karte für Malik Fathi nach gut 50 Minuten überlegen war und verdient in Führung lag. „Da hast du ein falsches Spiel gesehen, Falko“, sagte Augenthaler. „Euer Torwart hat zwei- , dreimal Weltklasse gehalten, wir waren viel besser.“ Augenthalers Version kam dem tatsächlichen Verlauf des Spiels, das vor 16 121 Zuschauern 1:1 (0:1) endete, deutlich näher.

Es ist das fünfte Unentschieden in der Bundesliga für Hertha BSC hintereinander. Seit sechs Spielen sind die Berliner nun schon sieglos. Mit einem Sieg beim 1. FC Köln kann Borussia Dortmund die Berliner heute vom fünften Tabellenplatz verdrängen. „Man weiß nicht, ob man sich freuen soll“, sagte Falko Götz. Die Berliner hatten die restlichen zwölf Minuten zu neunt spielen müssen. Kapitän Arne Friedrich hatte den Wolfsburger Stürmer Klimowicz auf dem Weg zum Tor eher unglücklich zu Fall gebracht. Es war eine harte Entscheidung von Schiedsrichter Merk. Die erste Rote Karte hatte sich der Berliner Fathi abgeholt, nachdem er Menseguez völlig unnötig und mit gestrecktem Bein in die Hacken gesprungen war. „Wir haben uns danach noch einen Punkt erkämpft“, sagte Mittelfeldspieler Niko Kovac.

Der gestrige Nachmittag in der Volkswagen-Arena hatte bereits mit Disharmonien bei den Berlinern begonnen: Einige der 2500 mitgereisten Fans hatten große Stoffplakate mit der Aufschrift „Hoeneß raus“ hochgehalten. Sie werfen Herthas Manager eine verfehlte Transferpolitik vor. Hoeneß selbst war nach offiziellen Angaben wegen eines Krankheitsfalles in seiner Familie nicht im Stadion.

Hoeneß blieb ein weiteres schwaches Spiel seiner Mannschaft erspart. Zwar hielten die Berliner den Ball in der ersten Halbzeit lange in den eigenen Reihen, doch Torchancen entwickelten sie keine. Der einzige Schuss in der ersten Halbzeit auf das Wolfsburger Tor war der Elfmeter Marcelinhos, den der Brasilianer nach einer halben Stunde ins rechte Eck gedroschen hatte. Vaclav Sverkos, der einen schlampigen Rückpass des Wolfsburger Franz erlief, war zuvor von Simon Jentzsch gefoult worden.

Der Gastgeber spielte so, wie es Hertha eigentlich wollte. Die Wolfsburger waren initiativer auf dem Platz. Und sie waren in der Offensive stets gefährlich. Mike Hanke und Diego Klimowicz scheiterten immer wieder am glänzend aufgelegten Christian Fiedler, der nach zweiwöchiger Verletzungspause erstmals wieder im Tor stand. Sein einziger Patzer führte zum Ausgleich der Wolfsburger. Nach einem Freistoß von Karhan konnte der Wolfsburger Kapitän Kevin Hofland unbedrängt ins Tor köpfen. Fiedler hatte den Ball wegfausten wollen, ihn aber nicht erwischt. „Das können wir Christian aber nicht vorwerfen, denn die Zuordnung hat wieder einmal nicht gestimmt. Hofland stand viel zu frei“, sagte Arne Friedrich. Es war bereits der 15. Gegentreffer nach einer Standardsitiuation.

Es handelt sich dabei um ein Problem, das die Berliner schon seit einiger Zeit versuchen anzugehen, aber nicht in den Griff bekommen. Genau wie wie die offensichtlichen Strukturschwierigkeiten innerhalb der Mannschaft: Nach einer Stunde schaute der schwache Marcelinho zu Trainer Götz und bedeutete ihm die Auswechslung seines Mitspielers Vaclav Sverkos, nachdem dieser einen anderen Laufweg gewählt hatte, als Marcelinho das gewollt hatte. Der Stürmer Sverkos fand auch in seiner dritten Partie für seinen neuen Klub kaum Bindung zum Spiel und wurde deshalb 20 Minuten vor dem Ende tatsächlich ausgewechselt.

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