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Sport: Hertha siegt und lacht in Mainz

Yildiray Bastürk und Andreas Neuendorf erzielen die Tore beim 3:0-Erfolg der Berliner

Mainz feiert Fastnacht, Hertha einen Sieg. Die Berliner Fußballspieler sind am Samstag auch ohne ihren Karnevalsprinzen Marcelinho im närrischen Treiben von Mainz nicht untergegangen. Das 3:0 im Stadion am Bruchweg war kein Sieg des Spaßfußballs, aber es wirkte am Ende ein bisschen schwerelos, weil es so kühl und geradlinig herausgespielt war. Aus fünf Chancen machten die Berliner drei Tore und spielten insgesamt so effizient, als habe ein Unternehmensberater bei ihnen kurz vorher die schlanke Spielstruktur eingeführt.

Es war der Gegenentwurf zum Auftritt der Mainzer. Die spielten mit Leidenschaft, sie wurden bis zum Schluss angefeuert vom Großteil der 20 300 Zuschauer, aber bei so viel Gefühl fehlte die Gerissenheit. Der Mainzer Stürmer Benjamin Auer hatte in den ersten zwanzig Minuten gleich zwei gute Gelegenheiten, um seine Mannschaft in Führung zu bringen. Doch er scheiterte mit einem Kopfball und einem harmlosen Schuss aus sieben Metern an Torwart Christian Fiedler. In diesen zwanzig Minuten hatten die Berliner auch etwas Mühe, mit den Mainzern Schritt zu halten. Doch dann hatten sie ihr eigenes Tempo, ihr eigenes Spiel gefunden. „Man hat gesehen, dass die Mannschaft gut vorbereitet war“, lobte Trainer Falko Götz seine Spieler und auch sich selbst. Die Mannschaft hätte sich auf die Mainzer gut eingestellt und aggressiv dagegengehalten.

Die Berliner mussten sich außerdem erst ein bisschen an die neue Aufgabenverteilung gewöhnen, weil Spielmacher Marcelinho wegen der fünften Gelben Karte nicht mitmachen durfte. Diese Aufgabenverteilung brachte kuriose Ergebnisse hervor. Yildiray Bastürk erzielte ein Tor per Kopf. Der 1,68 Meter große Mittelfeldspieler setzte sich dabei sogar in einem Zweikampf gegen den 1,78 Meter großen Mainzer Christof Babatz durch. Ermöglicht hatte ihm das Tor aber auch Gilberto mit einer präzisen Flanke (siehe Interview). Nach dem Spiel zerrte Torwart Fiedler seinen Kollegen Bastürk kumpelhaft am Trikot und rief ihm zu: „Na du Kopfballungeheuer.“

Bastürk eröffnete Hertha BSC mit seinem Tor ein komfortables Spiel. Die Berliner konnten fortan auf Gelegenheiten zum Kontern warten. „Die optimale Position für uns kam nach dem 1:0“, sagte auch Trainer Falko Götz hinterher, „es war klar, dass wir nach hintenheraus noch Torchancen bekommen würden.“ Es waren nicht viele, aber Herthas Profis gingen mit ihnen auch so behutsam um wie mit kostbaren Raritäten. In der 68. Minute preschte Bastürk wieder einmal nach vorne in einer typischen Kontersituation, den Ball brachte dann Andreas Neuendorf im Tor unter. Acht Minuten später verwertete Bastürk die Vorarbeit von Gilberto zum 3:0. Herthas Manager Dieter Hoeneß fasste den Spielverlauf in einer Formulierung zusammen: „Wir haben heute eiskalt zugeschlagen.“

Die technische Überlegenheit habe den Ausschlag gegeben, sagte Hoeneß weiter. Mit der Rolle des Schwächeren wollte sich der Mainzer Trainer Jürgen Klopp dennoch nicht abfinden und hielt den Berlinern entgegen, dass die Mainzer doch 17 Torschüsse hatten. „Wenn man so wie wir Fußball spielt, wird man auch Spiele gewinnen“, sagte Klopp, dessen Mannschaft nun sechsmal hintereinander verloren hat. Kurz vor der Abreise zeigten die Berliner dann noch einmal, dass sie sich den Mainzern überlegen fühlen. Jürgen Klopp hatte sich beim Hinspiel im Berliner Olympiastadion beklagt, die Wege seien so weit, dass er beim nächsten Mal ein Lunchpaket brauche. Nachdem Klopp in der Pressekonferenz das Spiel analysiert hatte, ging Hoeneß auf ihn zu und stellte ihm ein Lunchpaket auf den Tisch.

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