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Rückkehr einer Stammkraft. Sebastian Langkamp stabilisiert Herthas Abwehr.

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Hertha startet heute in Frankfurt: Sebastian Langkamp: Ohne zu zucken

Für Hertha BSC geht es heute Abend bei Eintracht Frankfurt nach einer furiosen Hinrunde weiter. Berlins Abwehrspieler Sebastian Langkamp hat dabei die allgemeinen Erwartungen ebenso deutlich übertroffen, wie es seine gesamte Mannschaft getan hat.

Von allen Seiten prasselten die Angriffe auf Sebastian Langkamp ein. Uwe Kamps, der Torwarttrainer von Borussia Mönchengladbach, schimpfte besonders laut. Dessen Chef Lucien Favre schrie ebenfalls auf ihn ein. Langkamp, dem die Anwürfe galten, weil er sich für den Geschmack der Gladbacher etwas zu robust in ein Kopfballduell geschmissen hatte, tat: nichts. Er zuckte nicht einmal mit der Augenbraue. Als hätten die Gladbacher ihn gar nicht gemeint oder in einer fremden Sprache gesprochen, deren der Verteidiger von Hertha BSC nicht mächtig ist.

Dass Sebastian Langkamp sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt – das hat er nicht nur im Testspiel gegen die Gladbacher in Belek gezeigt, das hat er auch in der gesamten Hinrunde der aktuellen Bundesliga-Saison nachgewiesen. Der Innenverteidiger hat stets solide seinen Job erledigt, er hat erheblich zu Herthas defensiver Stabilität beigetragen und damit auch zum erfreulichen Gesamtverlauf der Hinrunde, die den Aufsteiger bis auf einen Europapokalplatz geführt hat.

Wenn die Berliner heute Abend (18.30 Uhr, live bei Sky) zu ihrem Rückrundenauftakt bei Eintracht Frankfurt antreten, werden sie sich vermutlich noch einmal mit Freuden an deren Anfang erinnern: an das Hinspiel im Olympiastadion. Damals, im August, besiegte der Aufsteiger den Europapokalteilnehmer mit 6:1. Es war der Auftakt einer aufregenden Halbserie für Hertha. „Das 6:1 hat die ganze Hinrunde in uns gesteckt“, sagt Offensivspieler Sami Allagui, „es hat ungeahnte Kräfte freigesetzt.“

Dieser Sieg hat die Berliner in der Tat ein gutes Stück durch die Vorrunde getragen, es hat vor allem die Zweifel weggewischt, die für einen Aufsteiger in die Bundesliga völlig normal sind: Sind wir wirklich gut genug für dieses Niveau? „Das war ein Riesenerlebnis für alle“, sagt Sebastian Langkamp. „Keiner wusste wirklich, wo wir stehen. Aber in dem Spiel haben wir gesehen, was möglich ist.“

Vieles, was man über Herthas Mannschaft sagen kann, gilt auch für Langkamp selbst. Als er im Sommer ablösefrei vom FC Augsburg nach Berlin kam, hatte er zuvor ein halbes Jahr nicht gespielt und sich im Frühjahr auch noch an der Leiste operieren lassen müssen. Die verständliche Skepsis hat sich jedoch schnell als unbegründet herausgestellt. Der Innenverteidiger, seit voriger Woche 26 Jahre alt, hat von Beginn an einen Stammplatz besetzt. Im Herbst verpasste er ein Spiel wegen einer Verletzung, und auch in den letzten drei Begegnungen vor der Winterpause fehlte Langkamp, wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel. Inzwischen ist er aber wieder fit und einsatzfähig für das Spiel in Frankfurt. „Es hält alles“, sagt er.

Sebastian Langkamp hat die allgemeinen Erwartungen ebenso deutlich übertroffen, wie es seine gesamte Mannschaft getan hat. „Was will Hertha mit diesem Bankdrücker?“, fragte die „Bild“-Zeitung stellvertretend für die breite Öffentlichkeit, nachdem die Verpflichtung des Innenverteidigers im Frühjahr verkündet worden war. Die Frage hat sich inzwischen erübrigt. Langkamp hat sich seinen Stammplatz auf redliche Art und Weise erworben – genauso wie Hertha nicht durch Glück oder Zufall nach 17 Saisonspielen auf dem sechsten Platz gelandet ist. Die Mannschaft hat während der gesamten Hinrunde eine beachtliche Stabilität gezeigt: Keinem einzigen Gegner war sie deutlich unterlegen, nicht einmal den übermächtigen Bayern.

„In der Hinrunde haben wir das Fundament gelegt, das wir jetzt zementieren wollen“, sagt Langkamp. Das 6:1 gegen die Frankfurter wäre dann gewissermaßen der Grundstein gewesen. Dieser Sieg hat vieles erleichtert – und doch hatte man nie das Gefühl, dass Herthas Höhenflug allein psychologische Gründe hatte.

Insbesondere in der eigenen Spielorganisation haben die Berliner schnell das weit höhere Niveau in der Bundesliga adaptieren können. Mit 20 Gegentoren stellt der Aufsteiger die viertbeste Defensive, die meist Peter Pekarik, Fabian Lustenberger, Johannes van den Bergh und eben Langkamp bildeten. Erwähnt sei, dass das zentrale Mittelfeld, das die laufstarken Hajime Hosogai, Per Skjelbred und Tolga Cigerci bildeten, vieles von der Abwehrreihe fernhalten konnte. „Sie laufen einiges ab“, sagt Langkamp. So würden sie den Abwehrspielern viele Zweikämpfe abnehmen. Sich auf diese Kompaktheit verlassend, konnte Hertha viele Bälle erobern und gut ins Umkehrspiel kommen. Wenn Hertha da mit klugen Pässen rasch Tiefe gewann, wurde es meist gefährlich für den Gegner. So gesehen im Hinspiel gegen Frankfurt.

„Man muss sich alles immer wieder neu erarbeiten. Frankfurt wird topmotiviert sein“, sagt Luhukay, der sich mit 28 Punkten im Rücken selbstbewusst gibt. Eine Wiederholung ist durchaus erwünscht, aber eben kein einfaches Ziel, wie es Langkamp sagt: „Wir haben eine Messlatte gesetzt, die nicht gerade niedrig ist.“

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