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Sei umschlungen. Die beiden Matchwinner gegen Duisburg, Sami Allagui und Ronny, demonstrieren Geschlossenheit. Nico Schulz freut sich mit.

© dpa

Hertha-Stürmer: Allagui sehnt sich nach der Mitte

Sami Allagui macht gegen den MSV Duisburg auf dem Flügel sein bestes Spiel für Hertha BSC. Der teuerste Saisoneinkauf sieht sich allerdings weiter als Mann für das Sturmzentrum.

Sami Allagui gelang ein perfektes Täuschungsmanöver, dabei war es gar nicht als Täuschungsmanöver gedacht. Der Stürmer von Hertha BSC feierte das Tor zum 4:1 gegen den MSV Duisburg mit dem baugleichen Jubel, den er schon nach dem 3:1, einem Abstauber aus kurzer Distanz, aufgeführt hatte. Er sprintete zur Seitenlinie und rutschte dann mit geballter Faust die letzten Meter auf Knien über den Rasen. Streng genommen hatte Allagui lediglich die Vorlage zu einem Eigentor des Duisburgers Sören Brandy gegeben. Aber nicht nur der Stadionsprecher im Olympiastadion feierte den Tunesier als Schützen, auch die Deutsche Fußball-Liga sprach ihm den Treffer zu. „Es ist offiziell mein Tor“, sagte Allagui am Tag nach dem 4:2-Sieg über den Abstiegskandidaten aus Duisburg. „Es war ein Abschluss, der Ball war drin, das ist die Hauptsache.“

Eine gewisse Raffgier wird man Sami Allagui in diesem Fall nicht absprechen können. Nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen aber ist das nur zu verständlich. Ende November hatte der 26-Jährige sein viertes und bis Sonntag letztes Tor für Hertha BSC erzielt. Da nimmt man, was man kriegen kann.

So ist das im Grunde auch mit der Position, die Allagui zuletzt bei Hertha besetzen musste. Seit Anfang Oktober hat der gelernte Stürmer nicht mehr als Stürmer in der Anfangsformation gestanden. Inzwischen hat er häufiger auf der der offensiven Außenbahn im Mittelfeld gespielt als im Angriff. Auch am Sonntag lief er wieder auf der rechten Seite auf. Allaguis Lieblingsposition ist das ganz sicher nicht, aber sie ist deutlich besser als das, was er in den beiden Wochen zuvor erlebt hatte. Da stand er nicht einmal im Kader. Erst die Verletzung von Marcel Ndjeng beförderte ihn gegen den MSV zurück in die Startelf.

Nicht nur wegen der – offiziell – beiden Tore war es Allaguis gelungenster Auftritt auf fachfremdem Gebiet. Er war sehr umtriebig und deutlich besser ins Offensivspiel eingebunden als in der Vergangenheit. „Duisburg hat nicht so krass verteidigt“, sagt Allagui. Das hat Hertha im Allgemeinen und ihm im Speziellen die Sache erheblich erleichtert. Hinzu kommt, dass Allagui ein wenig die Ehrfurcht vor der ungewohnten Position abgelegt hat. Am Anfang habe er sehr defensiv gedacht und ganz besonders darauf geachtet, „dass mir der Linksverteidiger nicht wegläuft“, erzählt er. „Dieses Gefühl wollte ich diesmal dem Gegner aufbrummen.“

Allagui zählt bei Hertha zu den Topverdienern

Als „sehr lebendig, sehr engagiert“lobte Trainer Luhukay den Auftritt Allaguis: „Er hat heute einen unglaublichen Willen gezeigt.“ Man könnte daraus schließen, dass Luhukay diesen Willen, diese Begeisterung für die ungewohnte Position, zuvor nicht bei ihm gesehen hatte. Nein, sagte der Holländer, „dann tu ich ihm unrecht. Er hat immer den Willen ausgestrahlt, aber er hat nicht immer das letzte Quäntchen Glück gehabt. Das Vertrauen ist ein bisschen weggeflossen.“

Allagui war im Sommer nicht nur der mit Abstand teuerste Transfer der Zweiten Liga (1,6 Millionen Euro Ablöse); er zählt auch zu den Topverdienern bei Hertha. Gemessen daran hat er bisher eine bescheidene Rolle gespielt. Zumal er auch in Zukunft wohl nicht so schnell auf die Position zurückkehren wird, für die er vor der Saison eigentlich verpflichtet wurde. Adrian Ramos ist bei Luhukay als einziger Stürmer gesetzt. „Sami hat das Glück, dass er auf dem Flügel spielen kann“, sagt Herthas Trainer. Das unterscheidet ihn von seinen internen Konkurrenten Pierre-Michel Lasogga und Sandro Wagner, die ausschließlich auf den Platz im Sturm festgelegt sind.

„Ich bin Stürmer und werde das immer bleiben“, sagt Allagui. So wie er seine Rolle am Sonntag interpretiert hat, durfte er sich zumindest ein bisschen als Außenstürmer fühlen. Wobei es ihm zugute kommt, dass der Holländer Luhukay von Allagui gerade nicht erwartet, dass er wie ein Außenstürmer holländischer Prägung spielt, der an der Außenlinie klebt und den Kreidestaub an den Fußballschuhen hat. Gegen den MSV wies die Statistik für Allagui keine einzige Flanke aus, stattdessen hatte er von seinem Trainer alle Freiheiten erhalten, nach innen zu ziehen.

So gibt es für Allagui auch auf der fremden Position zumindest Momente, in denen er sich ein bisschen heimisch fühlen darf, weil er plötzlich vor dem Tor auftaucht. Gegen Duisburg hätte er noch drei Tore mehr erzielen können, und es hat ihn noch am Abend ziemlich geärgert, dass er diese Chancen ungenutzt gelassen hatte. „Aber vielleicht sollte das so sein“, sagt Sami Allagui. „Alles hat seinen Sinn.“

Und wenn es nur der ist, sich nicht zu schnell zufrieden zu geben.

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