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Es ist vollbracht: Herthas Kapitän Dirk Greiser (Mitte) und mitgereiste Fans bejubeln nach dem Spiel bei Alemannia Aachen den vorzeitigen Aufstieg in die Bundesliga.

© Horstmüller/Imago

Hertha und Union in der Mauerfall-Saison: Als Walter Momper gratulierte

Die einen dürfen jubeln, die anderen sind im Aufstiegskampf ziemlich chancenlos. So lief die Endphase der Saison 1989/90 für Hertha BSC und den 1. FC Union.

Fünfundzwanzig Bundesliga-Spieltage lang hatten wir anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls in Rückblicken Hertha BSC und den 1. FC Union durch die Saison 1989/90 begleitet. Mit der Unterbrechung der aktuellen Spielzeit Mitte März hatten wir unsere Serie gestoppt.

Da wir nun zeitlich zum Teil mehr als zwei Monate hinter den damaligen Terminen zurückhängen würden, haben wir entschieden, die Serie nicht mehr Spieltag für Spieltag fortzusetzen. Aber natürlich wollen wir auflösen, wie es mit den beiden Vereinen vor 30 Jahren weiterging. Daher hier ein Überblick über den restlichen Saisonverlauf.

HERTHA BSC
Wir hatten uns im März zuletzt mit Herthas 1:0 gegen Hannover beschäftigt. Danach tritt der seit sieben Spielen ungeschlagene Tabellenführer zum Zweitliga-Spitzenspiel beim FC Schalke 04 an – und erlebt beim 1:4 im Parkstadion eine große Enttäuschung.

Dabei beginnen die Gäste gut, „eigentlich hätten wir in Führung gehen können, aber nach 20 Minuten spielten wir aus dem Gefühl heraus, den Gegner zu kontrollieren, leichtsinnig und undiszipliniert. Das darf nicht sein“, ärgert sich Trainer Werner Fuchs. Günter Schlipper und Wladimir Ljuty treffen Mitte der ersten Hälfte für Schalke, in der zweiten Halbzeit schlägt Alexander Borodjuk doppelt zu. Sven Kretschmer macht kurz vor dem Ende das einzige Hertha-Tor.

Das Fuchs-Team steckt die Niederlage schnell weg. Sofort folgt die nächste Serie mit fünf Siegen am Stück. Darunter das 3:0 im Derby vor 29 000 Zuschauern gegen Blau-Weiß 90 am 29. Spieltag. Doch eindeutig ist in dieser insgesamt schwachen Partie im Olympiastadion nur das Endergebnis. Bis zur 77. Minute steht es 0:0, kurz vor Herthas Führung durch Fred Klaus scheitert Blau-Weiß-Stürmer René Deffke zweimal nacheinander an Torwart Walter Junghans. Die beiden anderen Hertha-Tore schießt Theo Gries.

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Der Aufstieg rückt immer näher, und die Ansprüche des Publikums steigen. Nach dem 1:1 im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig gibt es Pfiffe von den Rängen. Präsident Heinz Roloff hat dafür Verständnis, Trainer Fuchs nicht. Drei Tage später ist alles vergessen: Hertha steigt durch ein 1:1 bei Alemannia Aachen vorzeitig in die Bundesliga auf.

Auch der Regierende Bürgermeister Walter Momper (SPD) gratuliert: „In dem Jahr, in dem Berlin wieder zusammenwächst, erhält unsere Stadt nun auch das Geschenk, nach Jahren der Abstinenz wieder Erstliga-Fußball mit den besten Mannschaften Deutschlands in dem traditionsreichen Olympiastadion erleben zu können.“

Hertha und Union: Zum Freundschaftsspiel im Januar 1990 kamen Zuschauer aus beiden Teilen Berlins ins Olympiastadion.
Hertha und Union: Zum Freundschaftsspiel im Januar 1990 kamen Zuschauer aus beiden Teilen Berlins ins Olympiastadion.

© Thomas Wattenberg/dpa

1. FC UNION
Beim 1. FC Union war im letzten Serienteil das 0:1 in der DDR-Liga, Staffel A, gegen Motor Stralsund Thema, danach musste Trainer Karsten Heine gehen. Auch mit Nachfolger Gerd Struppert, dem bisherigen Co-Trainer, läuft es zunächst nicht. Struppert startet mit einem 0:0 gegen Aktivist Schwarze Pumpe, nur 300 Fans sehen dieses Spiel.

Danach heißt es in den Wilhelm-Florin-Sportanlagen von Stahl Hennigsdorf 0:1. Stahls Trainer ist der Ex-Unioner Ingo Weniger, der später auch mal Union trainieren wird. Im Mittelfeld spielt bei Hennigsdorf mit Henry Treppschuh noch ein Ex-Unioner. Im Tor steht der spätere Union-Torwarttrainer Holger Bahra.

Durch die Niederlage in Hennigsdorf wächst der Rückstand auf Tabellenführer FC Vorwärts Frankfurt (Oder) auf acht Punkte an. Damit ist schon fast klar, dass es mit dem Aufstieg in die Oberliga nichts wird. In den verbleibenden sieben Saisonspielen kommt Union zwar noch einmal richtig in Fahrt, schafft fünf Siege und zwei Unentschieden, am deutlichsten wird es gegen KKW Greifswald (5:0). Doch Vorwärts verteidigt Platz eins bis zum Ende der Saison souverän.

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