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Baris Özbek kennt aus seiner Istanbuler Zeit ganz andere Derbys und weiß, was es heißt, sie zu verlieren.

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Hertha, Union und mein Derby (2): Baris Özbek: Bloß nicht verlieren

Derbys und ihre Geschichten: Unions Mittelfeldspieler Baris Özbek erinnert sich an seine Zeit bei Galatasaray und die emotionsgeladenen Stadtderbys in Istanbul.

Am kommenden Montag treffen Hertha BSC und der 1. FC Union im Berliner Fußball-Derby aufeinander. Im Tagesspiegel erinnern sich bis dahin an jedem Tag Protagonisten beider Vereine an große Derbys in ihrer bisherigen Laufbahn. Heute: Unions Mittelfeldspieler Baris Özbek.

Ich war schon als kleines Kind Fan von Galatasaray Istanbul. Da bekommt man schnell mit, wie besonders die Derbys in dieser Stadt sind. Als ich dann aktiv beteiligt war, habe ich mich wie alle anderen Spieler wochenlang darauf vorbereitet. Man sollte das eigentlich nicht so laut sagen, aber diese Spiele waren die wichtigsten im ganzen Jahr – es war nicht wichtig, die Meisterschaft zu gewinnen, sondern die Spiele gegen Fenerbahce oder Besiktas.

Schon eine Woche vor diesen Duellen kamen viel mehr Fans zum Training als sonst. Auf einmal standen da bei jeder Einheit 2500 Leute und haben jeden einzelnen Spieler angefeuert, bejubelt und motiviert. Zum Spiel selbst sind wir dann per Autokorso mit den Anhängern gefahren, allein das ist unglaublich. Gewinnt man das Derby noch, ist es eine einzige Feier.

Insgesamt habe ich während meiner Zeit bei Galatasaray 13 Derbys bestritten. Am besten in Erinnerung geblieben ist mir das letzte der Saison 2007/2008 gegen Fenerbahce. Das war im eigenen Stadion, und wir mussten das Spiel unbedingt gewinnen, damit wir – und nicht die Jungs von Fenerbahce – Meister werden. Bis zur 70. Minute stand es 0:0. Die Anspannung war greifbar. Als dann aber das 1:0 für uns fiel, verstand man sein eigenes Wort auf dem Platz kaum, so laut war es. Auswärts fängt man hingegen quasi schon bei 0:1 an, weil die Fans so dermaßen laut sind. Dagegen muss man die ganze Zeit anrennen.

Ich glaube, Galatasaray hat 25 Jahre lang nicht bei Fenerbahce gewonnen. Ein Unentschieden ist da schon etwas Gutes. Wenn man ein Derby allerdings verliert, sollte man am besten eine Woche lang nicht rausgehen. Es kann sonst sein, dass man beleidigt oder gar körperlich angegangen wird. Geht es um Lokalderbys, kennen die harten Fans kaum Tabus. Daran sieht man schon, dass diese Duelle in der Türkei viel emotionaler und bedeutender sind als beispielsweise in Deutschland. In einem Spiel kann man als Profi viel gutmachen. Aber auch viel kaputtmachen.

Aufgezeichnet von Katrin Schulze.

Baris Özbek

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