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Torschütze Adrian Ramos ließ sich auch auf den Schultern von Vorlagengeber Sami Allagui nicht hängen.

© dpa

Hertha vor der Zweitligameisterschaft: Trudelnd, nicht hängend

Der starken ersten Halbzeit bei Erzgebirge Aue folgte ein zweiter Spielabschnitt, der Zweifel an der Bundesligatauglichkeit von Hertha BSC zulässt. Trainer Jos Luhukay sieht das anders - der Niederländer ist stolz auf seine Mannschaft.

Ein Fan kann mit seiner Begeisterung kaum an sich halten. „Jos Luhukay, beste Trainer, is’ mit Augsburg aufgestiege, mit Hertha aufgestiege!“, ruft er dem Trainer von Hertha BSC zu, als der den Platz unter Applaus einzelner Zuschauerhände verlässt. Das ist es schon an Aufregern am Tag nach dem 3:2-Sieg gegen Aue. Die Sonne scheint, auf dem Platz wird gemächlich-routiniert gelaufen, die Saison trudelt aus, es bleibt nur der Blick nach vorn – oder zurück. Ein Fernsehteam hat das von den Spielern gepinselte Aufstiegsgemälde aufgebaut, Luhukay blickt lächelnd darauf. „Das ist einer der vielen Momente gewesen, in dem die Mannschaft eine Einheit war.“

Und dann blickt Luhukay, die Hände in die Hüften gestemmt, auch schon wieder nach vorn. „Wir lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass wir stark genug sind für die Erste Liga“, sagt er. Dass die beiden Gegentore gegen Aue in der zweiten Halbzeit zum Anlass genommen werden, über die Bundesligatauglichkeit des Kaders zu diskutieren, verwundert Luhukay. „Natürlich will man am liebsten weiterspielen wie in der ersten Halbzeit“, aber obwohl sich das Spiel zugunsten der Auer gedreht habe, „haben wir sie nicht davon profitieren lassen“, sagt der Niederländer, der am Tag danach schon wieder beste Laune hat.

Im Grunde war es ja nur ein erneutes Spiegelbild der Saison: Selten überzeugt Hertha über 90 Minuten, aber verliert auch in Schwächephasen keine Spiele. „Wir haben ein Grundgerüst, auf das wir immer zurückfallen können“, sagt Luhukay, die defensive Stabilität, die Moral. „Das müssen wir in der Ersten Liga noch häufiger abrufen.“ Aber welche neue Lehren kann Hertha noch aus der Austrudelei mitnehmen? „Stolz“, antwortet Luhukay. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass man erfolgreich bleibt gegen Mannschaften, für die es noch um viel geht.“ Es gibt Teams, die tun das souveräner, wie Bayern München, aber deutlich mehr, die sich nach erreichten Zielen gehen lassen. Hertha kommt zugute, dass es nach dem am Ende erwartbaren Erreichen des Zieles kaum einen emotionalen Abfall gab, zudem spielen viele Akteure bereits für die Bundesliga vor. Große Emotionen gibt es auch nicht, falls Hertha am Montag Zweitligameister wird, wenn Braunschweig gegen Cottbus verliert. „Das schaut sich jeder allein privat an“, sagt Luhukay.

Neben dem Titel lockt die Aussicht, „Teil der Vereingeschichte werden“, sagt Luhukay. Bei 72 Punkten liegt der Klub-, bei 75 der Zweitligarekord. Hertha kann beide überbieten. Dazu kann Ronny, nächste Woche in Köln gesperrt, Herthas erster Torschützenkönig in Liga zwei werden. „Die Rekorde reizen mich ungemein“, sagt Änis Ben-Hatira. Thomas Kraft dagegen „interessiert das überhaupt nicht“. Hertha trudelt eben, aber Hertha lässt sich nicht hängen.

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