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Raffael, 25, links und Ronny, 24, spielen jetzt gemeinsam für Hertha BSC. Der ältere der beiden Brüder steht seit Januar 2008 bei den Berlinern unter Vertrag. Ronny wechselte in diesem Sommer vom portugiesischen Erstligisten Uniao Leiria zum Bundesligaabsteiger.

© Fotoagentur-Engler

Herthas Brüderpaar Ronny und Raffael: „Die Flankenwechsel – eine Augenweide“

Herthas Brüderpaar Ronny und Raffael spricht im Tagesspiegel über die Stärken des anderen, den Heimaturlaub und ihre Fitness.

Raffael, wie wichtig war es für Sie, dass Ihr Bruder zu Hertha gewechselt ist? Hätten Sie den Klub andernfalls vielleicht verlassen?

RAFFAEL: Hertha ist ein fantastischer Verein, mit dem ich noch viel vorhabe – deshalb habe ich bis 2014 verlängert. Wir wollen aufsteigen, und ich werde dafür viel Verantwortung übernehmen. Aber natürlich war es ein wichtiger Punkt bei meiner Entscheidungsfindung im Mai, endlich einmal mit meinem Bruder spielen zu können.

Hat es das vorher nie gegeben?

RAFFAEL: Na ja, da muss ich schon bis in unsere Kindheit zurückdenken. Am Strand von Fortaleza, im Nordosten von Brasilien, haben wir jeden Tag von morgens bis abends gekickt. Aber in den Jugendmannschaften der Vereine waren wir immer in unterschiedlichen Altersklassen. Ronny hat es sogar bis in die U-17-Nationalmannschaft geschafft.

Als Linksverteidiger?

RONNY: Genau, das ist ja auch meine Stammposition. Wir sind damals sogar Weltmeister geworden, 2003 in Finnland war das.

Jetzt, bei einem deutschen Zweitligisten, wird sich also herausstellen, wer der bessere Fußballer von Ihnen ist …

RONNY (lacht und deutet auf Raffael): Er ist technisch brillant, kann alles am Ball. Er verwirrt seinen Gegenspieler gern, spielt ihm den Ball durch die Beine, macht ihn ganz verrückt. Und seine Spielübersicht darf man auch nicht vergessen. Er ist also der Stärkere.

RAFFAEL: Moment! Ronny ist enorm talentiert. Er ist ein disziplinierter und harter Verteidiger mit viel offensiver Qualität. Seine Flankenwechsel zum Beispiel – eine Augenweide. Uns beiden hat es sicher geholfen, dass wir in der Jugend viel Futsal gespielt haben. Bis ich 16 wurde, habe ich mehr Futsal als Fußball gespielt.

Warum soll das geholfen haben?

RAFFAEL: Weil es die Technik schult. Du musst den Ball in der Halle auf engstem Raum kontrollieren, jeder noch so kleine Stockfehler bedeutet einen Ballverlust. Auf dem kleinen Feld kommt man außerdem häufig zum Abschluss. Und es ist ja bekannt, wie gefährlich Ronnys Schüsse sind.

Ronny, angeblich sollen Sie den mit 211 Kilometern pro Stunde härtesten Schuss der Welt abgegeben haben, bei einem Tor für Sporting Lissabon in der portugiesischen Liga. Wie wurde die Geschwindigkeit denn gemessen?

RONNY: Die Journalisten haben das hinterher behauptet, genau weiß ich also nicht, ob das stimmt. Aber es war auf jeden Fall ein schönes Tor. Ein Freistoß aus rund 17 Metern und ich wusste schon vorher, dass ich ihn ins Tordreieck jagen würde. Das habe ich dann genau so getan. Gegen den FC Porto im vergangenen Jahr wurde auch ein Torschuss von mir gemessen: Er soll um die 130 Kilometer pro Stunde gehabt haben.

Wo liegt Ihr Geheimnis? Woher kommt diese Schusshärte?

RONNY: Das kann ich gerne verraten, es ist nämlich ganz einfach und kein Geheimnis: trainieren, trainieren, trainieren. Krafttraining hilft, aber noch wichtiger ist das Üben auf dem Platz.

Als Trainingswunder gelten Sie allerdings nur bedingt. Sie und Raffael sind mit schlechten Laktatwerten aus dem Urlaub zurückgekehrt. Sie waren nicht fit.

RAFFAEL: Ich glaube, das ist nicht ungewöhnlich. Wenn man aus Brasilien zurückkehrt, ist man doch selten in einer Verfassung, die sich der Trainer wünscht. Aber bis zum Saisonstart werden wir fit. So ein hartes Trainingslager wie hier habe ich nämlich noch nie erlebt.

RONNY: Die Härte des Trainings ist wirklich beeindruckend. Es ist anstrengend. Andererseits freue ich mich darauf, richtig fit zu werden.

Wie hat Ihr älterer Bruder Sie denn auf den deutschen Fußball vorbereitet? Was hat er Ihnen vor dem Wechsel erzählt?

RONNY: Mir war schon klar, dass hier ein besonderer Wert auf Fitness gelegt wird, das hat er mir nicht vorenthalten. Der deutsche Fußball soll sehr körperbetont sein, deshalb ist hartes Training offenbar notwendig.

Wie kann man sich einen Heimaturlaub der Familie Araújo vorstellen?

RAFFAEL: Ronny und ich sind dann nicht mehr zu trennen, uns kann man nur zu zweit antreffen. Und natürlich wird die Familie zusammengerufen, das ist immer ein großes Hallo. Unsere Eltern, unsere Frauen und Kinder, wir haben ja beide eins, und ungefähr 15 Cousins und Cousinen feiern gemeinsam. Es wird zusammen musiziert, Ronny und ich spielen Trommel, und die anderen singen.

Und in Berlin ziehen Sie nun bei Raffael ein, Ronny?

RONNY: Nein, nein. Noch wohne ich im Hotel. Ich will aber versuchen, eine Wohnung in der Nähe von Raffael in Berlin-Mitte zu finden, damit wir jede freie Minute zusammen verbringen können.

Interview: Ingo Schmidt-Tychsen

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