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Sport: Herthas Erlösung

Kovac und Müller schießen die Berliner beim 2:0 in Kaiserslautern zum ersten Saisonsieg

Kurz vor dem Halbzeitpfiff rollte Niko Kovac auf dem Rasen ins Toraus. Nach einem unschönen Zusammenprall mit einem gegnerischen Spieler ließ der Mittelfeldmann von Hertha BSC von einem Betreuer nachprüfen, ob er noch im Besitz aller Zähne ist. War er, und so kam Kovac aufs Feld zurück. Wäre doch zu schade gewesen, wenn er das Bundesligaspiel beim 1. FC Kaiserslautern nicht hätte beenden können. Der 32-Jährige war es nämlich, der mit seinem Kopfballtor vor 30 696 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion den ersten Saisonsieg für Hertha BSC einleitete. Während die Berliner nach dem 2:0 (1:0)-Sieg vom 16. auf den siebenten Tabellenplatz kletterten, geht der Gastgeber ganz schweren Zeiten entgegen.

Vor dem so wichtigen Spiel war Hertha extra einen Tag früher als üblich in die Pfalz gereist, Trainer Falko Götz hatte viele Gespräche geführt und seinem Team einen bunten Abend verordnet. Zudem konnte der Trainer auf seinen genesenen Kapitän Arne Friedrich zurückgreifen, der die Mannschaft aufs Spielfeld führte. Und kaum dass das passiert war, hätte Hertha in Führung gehen können. Doch Fredi Bobic, Herthas einzige Sturmspitze, köpfte freistehend nach 80 Sekunden übers Tor.

In Kaiserslautern empfing die bisher schlechteste Abwehr (FCK) den bisher harmlosesten Sturm (Hertha) der Liga. Und weil Bobic auch seine zweite Chance im Spiel vergab, mussten andere die Tore schießen. Zum Beispiel Kovac. Er köpfte einen Eckball von Marcelinho ins Tor. Es war das erste Saisontor für den Kroaten, der erneut ein gutes Spiel bot. Vor allem aber war es das erste Tor für Hertha aus einer Standardsituation heraus. Die Berliner, die engagiert auftraten und die bessere, weil variablere Spielanlage boten, gerieten nie in Gefahr. Die Lauterer machten einen erschreckend schwachen und leidenschaftslosen Eindruck. „Die Enttäuschung bei mir ist riesengroß“, sagte Trainer Kurt Jara.

Der Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit war gerade verhallt, da lief der junge Christian Müller auf das Tor der Lauterer zu. Der 20-Jährige schob Torwart Wiese den Ball durch die Beine zum 2:0. „Wir können es doch noch“, sagte Götz nach dem ersten Saisonsieg. Dabei interessiere nicht, „dass es keines unserer besten Spiele war“. Für Vertragsamateur Müller, der noch keinen Profivertrag besitzt, hatte der Trainer ein paar nette Worte übrig: „Jetzt kriegt er Bleischuhe an. Wenn er auf dem Boden bleibt, wird er ein ganz Großer.“

Auch Bobic Mitwirken sollte sich lohnen, als er sich ganz gewollt als echter Toreverhinderer präsentierte. Der 32 Jahre alte Stürmer drosch einen Kopfball von Carsten Jancker von der Linie des eigenen Tores. Torhüter Christian Fiedler war schon geschlagen. Es war die einzige Chance der Lauterer.

„Das war von vorn bis hinten eine sehr konsequente Leistung“, sagte Manager Dieter Hoeneß. Und Kapitän Friedrich sagte: „Der Sieg ist befreiend für die ganze Mannschaft.“ Der Schlüssel des Erfolgs lag im Mittelfeld der Berliner. Nicht nur weil Kovac und Müller, zwei Mittelfeldspieler, die Tore erzielten. Vor allem mit Müller ist Hertha besser aufgestellt. Schließlich gab auch noch Yildiray Bastürk nach zehnwöchiger Verletzungspause sein Hertha-Debüt. „Es war ein ganz wichtiger Sieg für den Kopf“, sagte Götz. In nicht ganz so schöner Erinnerung wird er für Niko Kovac bleiben. Der Torschütze verlor in einem Zweikampf ein Stück vom Schneidezahn.

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