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„Da wird jetzt wieder mehr kommen“. Markus Babbel und seine Mannschaft erwarten mit den Ex-Bundesligisten Karlsruhe und Cottbus zwei harte Brocken in den folgenden Partien.

© dapd

Herthas Herausforderung: Druck kommt von innen

Trainer Markus Babbel sieht sein Team vor wegweisenden Duellen. In den kommenden beiden Partien warten mit dem Karlsruher SC und Energie Cottbus zwei ehemalige Bundesligisten auf die Hertha – Absteiger unter sich.

Als gestern Mittag eine dunkle Limousine in den Berliner Olympiapark einbog, umwehte sie der Duft der großen, weiten Fußballwelt. In Schrittgeschwindigkeit schob sie sich vorbei am Trainingsplatz von Hertha BSC und chauffierte Gerhard Mayer-Vorfelder, den früheren Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, zum Amateurstadion hinüber, wo der Cup der „Über-40-Jährigen“ ausgetragen wurde. Der 77-Jährige hat erneut die Schirmherrschaft für den Kick der sportlich Betagten übernommen und überreichte später Trophäen. So viel zum Vergangenen. Die, die ihre Karriere noch weitestgehend vor sich haben, wie etwa die junge Mannschaft des hauptstädtischen Zweitligisten Hertha, hatten zu diesem Zeitpunkt ihre Sonntagseinheit gerade hinter sich gebracht und standen bereits unter den Duschen.

Auch wenn Markus Babbel gern bei den „Über-40-Jährigen“ mitmachen würde, er wäre noch gar nicht spielberechtigt. Herthas Trainer ist erst 38 Jahre alt und hat derzeit keine Sorgen, seine Zeit totschlagen zu müssen. Da am Dienstag schon das nächste Zweitligaspiel ansteht, hält er die körperliche und mentale Belastung für seine Profis hoch. Das etwas schmeichelhafte 1:1 am vergangenen Freitag beim Rivalen 1. FC Union in Köpenick ist inzwischen analysiert und intern aufgearbeitet. „Für uns war das Derby sehr lehrreich“, sagt Babbel nach der sonntäglichen Trainingseinheit. Seine Spieler sollten begriffen haben, dass ihnen auch oder vielleicht sogar gerade in der Zweiten Liga alles abverlangt wird. Union hätte es seinen Spielern „sehr gut vorgemacht“, sagte Babbel: „Wir müssen bereit sein, in jedem Spiel alles zu geben, weil sich dann auch die Qualität durchsetzen wird.“

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Hertha spätestens nach den drei Auftaktsiegen als der Aufstiegskandidat Nummer eins gehandelt wird. Damit müsse seine neu zusammengestellte, junge Mannschaft erst einmal klarkommen, erzählt Babbel. Der Abstieg sei ein großes Negativerlebnis, andererseits werde man von der Konkurrenz schon als der „FC Bayern der Zweiten Liga“ bezeichnet. Die Mittel und Voraussetzungen seien das eine, „aber sich diese Mentalität anzueignen, ist ein Prozess. Das muss wachsen“, sagt Babbel und bittet gleichsam um Geduld.

Hertha werde nunmal gejagt und gefordert. „Wir müssen robuster werden“, sagt Babbel, der seine Mannschaft nun vor zwei wegweisenden Duellen sieht. Am Dienstag kommt der Karlsruher SC ins Olympiastadion, drei Tage später geht es zum FC Energie Cottbus. Der KSC und Cottbus haben ein Jahr vor Hertha die Bundesliga durch den Hinterausgang verlassen. „Das wird eine Herausforderung“, sagt Babbel, der beide Teams beim sagenhaften 5:5 vor einer Woche beobachten ließ: „Beide Mannschaften können Spiele drehen, man darf sich also nie sicher sein. Beide sind gut drauf.“

Das ließe sich prinzipiell auch über Hertha sagen, allerdings müssen die Spieler wieder ihre Leistungsbereitschaft steigern. „Die Jungs waren nach dem Derby enttäuscht, sie haben mehr von sich erwartet“, sagt Babbel, der genau gesehen haben will, wie die Mannschaft mit dem schwächeren Auftritt in Köpenick umgegangen ist. Babbel: „Da wird jetzt wieder mehr kommen“.

Herthas Trainer sieht trotz des kleinen Dämpfers keinen Grund, jetzt etwas in Frage zu stellen. Gegen den KSC ist erneut ein offensiv ausgerichtetes Berliner Team zu erwarten. Babbel vertraut dem 4-1-4-1-System, also jener personell-taktischen Variante mit nur einem defensiven, zentralen Mittelfeldspieler (Peter Niemeyer) und zwei Spielmachern (Waleri Domowtschiski und Raffael) hinter der Sturmspitze (Rob Friend). Dass es gegen Union nicht so gut klappte, sei kein Systemfehler gewesen, sagt Babbel, sondern habe daran gelegen, dass das Mittelfeld lethargisch wirkte und nicht genügend mitgearbeitet habe.

Insofern registriert Herthas Trainer mit wachsender Freude, dass der Schweizer Fabian Lustenberger (22) das Mannschaftstraining aufgenommen hat. In Kürze wird das auch Daniel Beichler (21) tun, was den internen Konkurrenzdruck erhöhen dürfte. „Wir werden immer mehr“, sagt Babbel, der sich ein Lächeln nicht verkneifen will: „Das sind gute Zeichen. Jeder will dabei sein.“ Dabei sein, wenn Hertha in eine neue Zeit aufbricht. Auf diese Generation muss Mayer-Vorfelder noch ein Weilchen warten.

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